Die 51 Häuschen und Szenen können besucht werden - ab 30. August sollen sie jedoch abgebaut werden.
MengbachtalIn Eitorf haben zwei Schwestern am Wanderweg eine Wichtelstadt im Wald gebaut

In Eitorf im Mengbachtal nahe Bourauel haben die Schwestern Elke Lohmberg (links) und Annette Lohmberg insgesamt 51 Wichtelstationen auf der gut fünf Kilometer langen Rundwanderung aufgestellt.
Copyright: Quentin Bröhl
Der Wasserstrahl ist blau angemalter Heißkleber aus der Pistole und fließt in eine Muschel. Die Schuhe der kleinen Figuren sind liebevoll aus Erdnüssen gebastelt. Auf die Eicheln sind Gesichter gemalt, sodass alle Männchen ein lustiges Hütchen tragen. Im Wichtelwald im Eitorfer Mengbachtal gibt es unzählige Details zu entdecken.
Fangemeinschaft auf Instagram wächst
Insgesamt 51 Wichtel-Stationen haben die Schwestern Elke Lohmberg (57) und Annette Lohmberg (43) in den vergangenen Monaten geschaffen. Dabei ließen die in Ortsteil Harmonie zusammen lebenden Eitorferinnen ihrer Kreativität freien Lauf.

Ein Wichtel steht auf einem Sprungturm und will in den Mengbach springen.
Copyright: Quentin Bröhl
„Meine kleine Schwester hat so ein Wichtelhäuschen im Januar im Internet gesehen, und im März haben wir das erste Häuschen mit dem Namen Lasse aufgestellt“, erinnert sich Elke Lohmberg. Seitdem gibt es kein Halten mehr. Am Anfang habe man sich die Ideen noch aus dem Netz gefischt. Mittlerweile gibt es Wichtel auf Bestellung aus dem Kreis der Fangemeinschaft.
Da ist zum Beispiel der Turmspringer, der am Rand eines kleinen Holzbrettes steht und kurz davor ist, in den Mengbach zu springen. Im Häuschen „Zum wilden Hein“ ist eine Kneipe dargestellt. Auf dem Tisch im Biergarten liegt ein Kronkorken, den die Schwestern entsorgen. „Die Menschen bringen kleine Geschenke, was auch mal ein Tannenzapfen ist oder irgendwas, was sie im Wald finden“, sagt Annette Lohmberg.

Zum wilden Hein ist eine nachgebaute Kneipe.
Copyright: Quentin Bröhl
Auf dem kleinen Tischlein mit dem Schild „Danke fürs Bonbon“ finden die Beiden später in der Tat ein Lutschbonbon. „Das kann man aber leider nicht essen. Das liegt hier schon zu lange“, sagt Elke Lohmberg zu ihrer Schwester.
Besonders begeistert sind die Kinder. Oft hocken sie minutenlang vor den Häuschen oder Stationen, die häufig auf Baumstümpfen am Wegesrand gebaut sind. Kleine Strickleitern aus Hanfseil zeigen den Kindern, wie die kleinen Wichtel in ihre Häuschen gelangt sind. „Der Wichtel erstarrt, wenn die Menschen kommen“, sagt Annette Lohmberg und weckt damit die Fantasie der Kinder.

Das Hermann-Wichtel-Bad in Anlehnung an das Eitorfer Herrmann-Weber-Bad.
Copyright: Quentin Bröhl
Alle Stationen werden mit Fotos dokumentiert, die Wichtel-Fangemeinde auf Instagram wächst und wächst. „Wir bekommen so unglaublich tolle Rückmeldung. Viele Eltern freuen sich auch, dass ihre Kinder freiwillig und gerne die gut fünf Kilometer lange Runde laufen wollen“, ergänzt Elke Lohmberg. 440 Follower und 33.000 Klicks sind es derzeit schon in dem sozialen Medium.
„Wir verwenden nur Naturmaterialien. Die Teppiche und das Kaminfeuer sind aus dem Haar unserer vier Katzen“, sagt die jüngere der beiden Schwestern, die in Eitorf als Personalsachbearbeiterin beschäftigt ist. „Die Katzen sind langsam kahlgeschoren“, flachst die ältere Schwester.

Ein Wichtel als Bergsteiger.
Copyright: Quentin Bröhl
Die Garage des Elternhauses ist mittlerweile zur Wichtel-Werkstatt umfunktioniert. Man verbaue alles, was man finden könne. So sind die größeren Muscheln mal Waschbecken, mal Badewanne, kleinere Muscheln aus dem jüngsten Urlaub fungieren im „Lians Eiscafe“ als Hörnchen. Die Äste von Haselnusssträuchern für Dächer und Leitern gehen dagegen langsam aus.
Tourismus Eitorf wirbt für den Wichtelwald
Ihr 93-jähriger Vater helfe mittlerweile, wo er könne, und falle besonders mit seinem akkuraten Bauen auf. „Bei ihm hat alles einen vernünftigen, rechten Winkel. Bei uns ist auch mal das Dach etwas schief“, schildert Elke Lohmberg, die als Sachbearbeiterin im Landwirtschaftsministerium in Bonn arbeitet.

In einem Wichteldorf gibt es eine Ablagestelle für Bonbons.
Copyright: Quentin Bröhl
Für ihr Hobby haben die Schwestern sich mittlerweile eine hochwertige Heißklebepistole mit Akku angeschafft, damit man im Wald nachbessern kann. Zweimal in der Woche geht es auf Reparatur-Tour, und dann benötigen sie für die fünf Kilometer auch mal zwei bis drei Stunden. An die 250 Kilometer seien sie in diesem Jahr schon im Wichtelwald unterwegs gewesen, sagen die beiden jüngsten von vier Geschwistern.
Weiter geht es auf der Runde am „Hermann-Wichtel-Bad“ vorbei zur Bank, Fitnessstudio, Grillplatz, Frisör, insgesamt drei kleinen Ortschaften zum „Air Bee n Bee“, einem kleinen Bienenhotel mal ohne Wichtel-Figürchen. Ein Wichtel schaut aus der Dachluke, bei einer anderen Station sitzen die Wichtel in der Seilbahn. Mal gibt es auch nur eine Tür oder einen Bergsteiger, der an einem Seil in den Wurzeln eines umgefallenen Baums hängt.

Elke Lohmberg stelle das gestohlene Häuschen Knut wieder auf.
Copyright: Quentin Bröhl
Am Anfang habe man vielleicht für eines der 37 Häuschen drei Stunden gebraucht. Mittlerweile gehe aber deutlich mehr Zeit drauf, weil die Liebe zum Detail manchmal die Schwestern vor große Bastelaufgaben stelle. Mittlerweile haben sie auch schon Aufträge für Wichtelhäuschen für runde Geburtstage oder als Geschenke entgegengenommen. „Das machen wir kostenlos. Außer, jemand will was für die Wichtel-Werkstatt spenden“, sagt Elke Lohmberg.
Mittlerweile wirbt das Tourismusbüro der Gemeinde Eitorf für den Wichtelwald. „Familien und Naturfreunde werden eingeladen, in eine magische Welt voller kleiner Häuser, geheimnisvoller Spuren und liebe voll gestalteter Szenen einzutauchen“, heißt es auf der Internetseite der Gemeinde.

Bei Lians Eiscafé gibt es Mini-Eiskugeln.
Copyright: Quentin Bröhl
Allerdings geht die Zeit des Wichtelwaldes am 30. August zu Ende. Danach verschwinden die Wichtel wieder, so wie es im Märchen üblich ist. Grund ist der versicherungstechnische Einwand des Waldbesitzers, der das bei einem Treffen der Schwestern mit Vertretern der Gemeinde und des Heimatvereins klargestellt hat.
Wenn man durch den Wald geht, muss man mit waldtypischen Gefahren rechnen wie herabfallenden Ästen oder Spurrillen. Sobald aber etwas dort ist, was zum Verweilen einlädt wie eine Bank, eine Infotafel oder auch ein Wichtelhäuschen, ist die Verkehrssicherheit erhöht, weil die Gefahr größer ist, dass etwas passiert.

Nosse chillt in der Hängematte. Im Haus liegt ein Wichtel in einem kleinen Bettchen.
Copyright: Quentin Bröhl
„Seitdem das bekannt ist, sind zwei Häuschen gestohlen worden“, sagt Elke Lohmberg. An diesem Nachmittag haben die beiden die Häuschen Oskar und Knut dabei, verpackt in Tüchern. „Wir haben sie einfach wieder nachgebaut“, sagt Annette Lohmberg. Für den Abbau seien mittlerweile alle Stationen innerhalb der Fangemeinschaft verschenkt worden. Zehn Freunde haben sich schon als Helfer gemeldet.
Nur Lasse, ihr erstes Haus, wollen sie behalten. Ob das dann aber das wirkliche Ende ist, steht noch nicht fest. „Der Heimatverein hat sehr großes Interesse, und man sucht gemeinsam mit allen Beteiligten nach einer Lösung“, sagt Elke Lohmberg. Vielleicht gibt es im kommenden Frühjahr doch wieder einen Wichtelwald, eventuell auch an einer anderen Stelle.
Der Rundgang
Start des Rundwegs durch den Wichtelwald ist der Wanderparkplatz Eitorf-Bourauel am Hohner Weg. Es geht zunächst gut zwei Kilometer entlang des rot markierten Rundwegs Waldwiesenweg des Natursteigs Sieg. Dann haben die Schwestern sich für die Abzweigung nach links entschieden und haben ihre Runde gegen den Uhrzeigersinn mit kleinen Markierungen gekennzeichnet.

Diese Markierungen zeigen den Weg durch den Wichtelwald.
Copyright: Quentin Bröhl
„Bitte gehen Sie achtsam mit den filigranen Wichtelwerken um und bleiben Sie auf dem Weg. Das Betreten des Waldes erfolgt auf eigene Gefahr“, heißt es in der Mitteilung des Tourismusbüros der Gemeinde.