Eitorfer ArzneimittelproduzentPandemie bremst die Ausbildung bei Krewel Meuselbach

Lesezeit 3 Minuten
Krewel-Meuselbach2

Bis zur Verpackung der Arzneien wird im Eitorfer Werk alles gemacht: Ulrich Kuczkowiak erläutert Elisabeth Winkelmeier-Becker, wie das geht.

Eitorf – Ratter, ratter. Unter dem Trichter drücken viele kleine Stempelchen das Pulver zu einer Tablette, eine Spindel transportiert die fertigen Pillen nach oben. Bis zu 150.000 Tabletten pro Stunde kann die hochmoderne Maschine pressen, in einem späteren Arbeitsschritt bekommen diese Tablettenrohlinge einen Überzug. 1,5 Millionen Tabletten zugleich werden in der speziellen Trommel mit einem Film bedüst, bevor sie später in einem gläsernen Laufband in Blisterpackungen gedrückt werden und mit einem Beipackzettel in die Schachtel kommen.

Überwacht wird dieser letzte Fertigungsschritt beim Eitorfer Arzneimittelhersteller Krewel Meuselbach von drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Insgesamt 150 Angestellte hat der Traditionsbetrieb an der Oberen Sieg und am Standort Gehren im Thüringer Wald, dazu noch weitere in Tochtergesellschaften in Russland, der Ukraine und der Slowakei. 2020 lag der Umsatz bei rund 30 Millionen Euro.

30 Marken frei verkäuflicher, aber auch verschreibungspflichtiger Medikamente stellt das 1893 als Apotheke gegründete Unternehmen her; Schmerzmittel, Erkältungsmittel und Antidepressiva. 60 bis 70 Prozent der Produktion wird exportiert, hauptsächlich nach Russland, wo das Hustenmittel Hedelix ein echter Renner ist.

Krewel-Meuselbach3

Aus Pulver wird Pille: Bis zu 150.000 Tabletten presst diese Maschine in der Stunde.

Doch: Am Montag, als die Parlamentarische Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Rahmen des „Sommers der Berufsausbildung“ zu Besuch ist, steht die Produktion des Hustensafts aus Efeuextrakt still. „Coronabedingt“, erläutert Ulrich Kutschowiak, Leiter der Herstellung am Eitorfer Hauptsitz. Nach den ersten Hamsterkäufen zu Beginn der Pandemie sei die Nachfrage nun deutlich gesunken.

Nicht die einzige Auswirkung der Pandemie auf das Unternehmen: Auch die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist zurückgegangen. „Zwar gelingt es uns, im gängigen Beruf Industriekauffrau oder -kaufmann immer noch geeignete Azubis zu finden, aber in weniger bekannten Berufen wie dem Pharmakanten wird das immer schwieriger“, berichtet Geschäftsführer Thomas Quadt.

Praktika und Messen fielen der Coronapandemie in den vergangenen Monaten zum Opfer. Nun soll der „Sommer der Berufsausbildung“ Unternehmen und angehende Azubis zusammenbringen. Besonders das IHK-Programm der „passgenauen Besetzung“ will da helfen.

Die Beraterinnen Annette Hutmacher und Elvira Fray unterstützen Bewerber in digitalen Beratungsgesprächen und leiten die Bewerbung an geeignete Firmen weiter. Für Unternehmen können sie so den passgenauen Azubi für eine Stelle vorschlagen. Bei Krewel Meuselbach hat’s geklappt: Die Firma hat nun einen Pharmakanten. (seb)

Eine Entwicklung, die Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, bestätigt: „Es gibt weniger Nachfrage bei den Schulabgängern, aber auch weniger Ausbildungsangebote seitens der Unternehmen. Einzelhandel, Gastronomie, Event- und Messebereich leiden unter Corona“, schildert Hille.

Was Ausbildungsabschlüsse angehe, sei man vom Niveau der Vorjahre weit entfernt. Dabei sei die duale Ausbildung wichtig, wie Winkelmeier-Becker betont. „Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt Betriebe und Bewerber deshalb auch mit dem Förderprogramm der „passgenauen Besetzung.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Über diese Vermittlung fand der jüngste Azubi bei Krewel Meuselbach seinen Platz, was Geschäftsführer Quadt und Rainer Happ, Leiter Finanzen, freut: „Ausbildung hat bei Krewel eine über 40-jährige Tradition, wir haben beide als Azubis hier angefangen“, erzählt Happ.

KStA abonnieren