Holzrücken auf Gut WendlinghausenWindecker startete mit seinen Rückepferden bei EM in Detmold
Windeck – Wie es sich für einen Naturburschen gehört, ist Hubert Zimmermann aus Altwindeck ein ruhiger Typ mit starken Nerven. Bei den Europameisterschaften im Holzrücken auf Gut Wendlinghausen bei Detmold gelang ihm in der Reihe er „PferdeStark“, einer Internationalen Veranstaltung zur Förderung der Arbeit mit Zugpferden, ein Coup: Bei seiner ersten Teilnahme konnte er sofort den 6. Platz in der Gesamtwertung belegen.
Ohne Lampenfieber ging es diesmal allerdings nicht. Auch die Meditationspause, die sich Zimmermann im Wald verordnete, beruhigte das Nervenflattern nicht. In zwei Vorläufen mit über 30 Teilnehmern wurde „die Spreu vom Weizen“ getrennt. Der Windecker qualifizierte sich mit dem Rheinisch-Deutschen Kaltblut Jule und dem Belgischen Brabanter Kyra fürs Finale. „Dort hatte ich es mit einem Starterfeld der besten 17 Teilnehmer aus elf Nationen zu tun, von denen die meisten das ganze Jahr trainieren. Dazu habe ich keine Zeit. Ich rücke täglich mit unseren acht Kaltblütern im Wald Holz für die Forstwirtschaft“, erzählte er dieser Zeitung.
Als vorletzter EM-Starter verfolgte der 54-Jährige, wie gut die Mitbewerber mit ihren Rückepferden den Parcours bewältigten, auf dem die Hindernisse der Arbeit im Wald nachempfunden sind. „Die größte Angst hatte ich vor dem ersten Hindernis. Im Vorlauf hatten die Pferde einen elf Meter langen Baumstamm über ein Hindernis gezogen und dabei eines der beiden Grenzklötzchen berührt. Diesmal lief es perfekt.“ Das zweite Hindernis weckte Zimmermanns Kampfgeist. Beim Baumstammschieben verlor er Zeit, als der Stamm in eine Schräglage geriet.
Die größte Schwierigkeit sei es gewesen, Jule (Gewicht: 650 Kilogramm) zu entschleunigen, meinte der Windecker. „Es muss zentimetergenau und filigran gearbeitet werden. Unsere Kundschaft bezeichnet sie auch als »Kampfpanzer«, weil sie unermüdlich und übereifrig ist, dabei aber absolut gehorsam.“ Erst seit einem Jahr arbeiten Jule und Kyra als Gespann. Die nervenstarke Kyra sei Ruhepol für Jule, der es aber noch an Erfahrung fehle.
Nachdem die zweite Aufgabe gemeistert war, erinnerten Moderator und Publikum Zimmermann mit lauten Zurufen an die Möglichkeit, ein Hindernis auszulassen, um die Zeit von zwölf Minuten nicht zu überschreiten. „Nein, ich mache alle“, ermutigte er sich selbst. „Jetzt bist du auf jeden Fall im EM-Finale gewesen, da kannst du dich entspannen.“ Seine Frau hielt als Zuschauerin allerdings den Atem an. „Ab da war es, als hätte Hubert einen Schalter umgelegt; es lief reibungslos.“ Sie hörte auch den Sprecherkommentar, dem die Vielseitigkeit und gute Ausbildung der Pferde auffiel. „Es ist toll, dass sie vor so einem großen internationalen Publikum ihr Können beweisen“, meinte sie.
Völlig erschöpft ruhte Zimmermann sich nach dem fehlerfrei bewältigten Parcours aus. Auch die Pferde waren müde von Arbeit und Hitze, denn zusätzlich hatten sie noch an anderen Wettbewerben teilgenommen. So hatte Manuela Zimmermann als Beifahrerin ihres Trainers Alfred Schiefen aus Windeck-Imhausen den 4. Platz in Jules erstem Fahrturnier für Einspänner geholt. Als die EM-Platzierungen im Holzrücken bekanntgegeben wurden, zählten die Zimmermanns mit. „Viele, die wir für besser hielten, waren schon genannt, wir dachten ich wäre nicht mehr im Rennen.“
Als Hubert Zimmermanns 6. Platz aufgerufen wurde, brach Jubel aus. Diese Ehre hatte er auch für NRW geholt. Ihm war es nun gelungen, Landesmeister Dirk Zöll um einen Platz zu überflügeln. Zudem wurde er zweitbester Deutscher nach dem Deutschen Meister Anton Laux, der auf Platz 5 landete. Neuer Europameister wurde Jean Paul Heck aus Luxemburg. „Bei der nächsten Europameisterschaft in zwei Jahren möchte ich bester Deutscher sein“, hat sich Hubert Zimmermann fest vorgenommen.