Kartonage-Firma in WindeckAlles Wichtige ist aus Pappe

Alles aus Pappe, auch die Joghurtsteigen. Martin Trojca und Karl Neef (l.) sind von der Qualität überzeugt.
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Windeck – Produkte aus dem Windecker Dörfchen Mauel in fast jedem Discounter? Was klingt wie ein Aprilscherz, ist für die Mitarbeiter der Firma Hubert von Carnap das tägliche Geschäft. Seit mehr als 140 Jahren wird in dem Betrieb Pappe bedruckt, gestanzt und gefaltet, mal zum einfachen Pappkarton, mal zum komplizierten Warenträger, mal zum Paket mit heiklem Inhalt. Auch Joghurtsteigen, die sich in jeder Kühltheke finden lassen, gehören dazu. Karl Neef hat mit 14 Jahren bei Hubert von Carnap - damals noch in Köln - angefangen. Längst pensioniert, ist er seinem Arbeitgeber dennoch als Teilzeitkraft treu geblieben. Heute ist er 60 Jahre dabei.
"Wir verpacken so ziemlich alles", erklärt Martin Trojca, Assistent der Geschäftsführung das Geschäftsfeld. Egal, ob Werkzeuge, Pharmaartikel, Sprengstoff oder Lebensmittel, wenige Meter von der Sieg entfernt wird in Mauel die passende Verpackung entwickelt. Und wenn bei Aldi der Joghurt knapp wird, muss auch an der Oberen Sieg der Bereitschaftsdienst ran, um neue Kartons vom Lager auszuliefern oder notfalls sogar herzustellen.
Gegründet im Kölner Agnesviertel
Begonnen hat die Geschichte des Kartonagen-Herstellers im Kölner Agnesviertel. Schon 1870 wurde dort geschnitten, gefalzt und gefaltet. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Köln der Standort. Erst 1972 übernahm von Carnap die Gebäude einer ehemaligen Firma für Zementsäcke in Mauel. Schon ein Jahr später war Windeck der einzige Standort. "Wir sind damals täglich gependelt", erinnert sich Karl Neef. Er hatte als Jugendlicher vom Eigelstein am 1. April 1954 eine Ausbildung als Kartonagenmacher begonnen. Nach dem Umzug fuhr die Firma zunächst ihre Mitarbeiter von Köln mit dem Firmenbus nach Mauel. "Wirklich gearbeitet haben wir nur sechs statt acht Stunden."
"Das war auf Dauer für die Windecker Kollegen ungerecht." Obwohl der Firmenbus irgendwann nicht mehr eingesetzt wurde und er im Laufe der Jahre drei Autos kaputt fuhr, blieb Neef seiner Heimatstadt noch bis 1980 treu. Dann zog er nach Obernau. "Heute wohne ich in der Firma", sagt er nicht ohne Stolz. Mit Ehefrau Sonja ist er in diversen Vereinen aktiv, unter anderem als Mitglied des Elferrates in der KG Schladern. Überzeugter Windecker ist auch Martin Trojca. "Wir haben hier genügend gute Arbeitskräfte, kooperieren mit den Schulen, die Mieten sind günstig", zählt er auf. Die Obere Sieg sei ein guter Standort und biete gute Lebensqualität. "Da, wo andere Urlaub machen, dürfen wir wohnen", wirbt er.
Dass Windeck trotz seiner großen Entfernung zur nächsten Autobahn für Unternehmen attraktiv ist, beweist auch ein Blick in die Produktpalette. Da findet sich der Sprengstoffhersteller Orica aus Troisdorf neben dem Schraubenlieferanten Nordwest. Von Carnap verpackt Kölschgläser und Pasta ebenso wie Blutsysteme. "Jeder Karton ist anders", berichtet Trojca. Denn mit ihren Verpackungswünschen werden die Kunden zunächst von der Entwicklungsabteilung betreut. Die entwirft individuell den passenden Karton mit allen nur denkbaren Aussparungen. Und schließlich wird am Plotter, der falzen und schneiden kann, der Prototyp des Kartons erstellt.
Verwendet wird in Mauel nur Vollkarton. Der sei zwar etwas teurer als die Wellpappe, dafür aber hochwertiger, mit fünf Farben und sogar Lack zu bedrucken und vor allem belastbarer. Für Sprengstoffe zum Beispiel müssen die befüllten Kartons aus 1,20 Meter Höhe auf eine Ecke fallen, ohne dass sie kaputt gehen. Und auch den Drucktest muss die Kiste aushalten, bevor sie den amtlichen Prüfstempel bekommt und das Werk verlassen darf. Insbesondere Kartons für Dynamit müssen zudem noch wasserfest sein und nicht gleich in sich zusammenfallen, wenn sie nass werden, beschreibt Trojca. Insgesamt hat Hubert von Carnap in Mauel derzeit 48 Mitarbeiter, die in zwei Schichten arbeiten, darunter pro Jahr mindestens ein Auszubildender. Geliefert wird mit eigenen Lastwagen. Kartonreste aus den Stanzmaschinen werden recycelt.
Auf dem Firmengelände an der Preschlinallee hat der Betrieb, der in vierter Generation einer Kölner Familie gehört, ausreichend Erweiterungsmöglichketen. "Wir wachsen in einem gesunden Tempo", erklärt Trojca.