NeuanfangDas Sankt-Franziskus-Krankenhaus in Eitorf blüht unter neuer Führung auf

Das Sankt-Franziskus-Krankenhaus in Eitorf unter neuer Leitung: Dr. Carsten Haeckel.
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Eitorf – „Das Krankenhaus soll sich selber tragen, einen anderen Anspruch haben wir nicht“, sagt Dr. Carsten Haeckel, der neue Geschäftsführer und Mitinhaber des Sankt-Franziskus-Krankenhauses. Der Orthopäde hat die insolvente Klinik nun gemeinsam mit dem Münchener Investor Auctus Capital Partners nach zähen Verhandlungen übernommen.
Die Übernahme wurde zu einer Hängepartie
Bereits Ende September 2015 waren Verträge unterschrieben und notariell beurkundet. Neue gesetzliche Anforderungen an die Rheinische Zusatzversorgungskasse (RZVK) als Trägerin der betrieblichen Altersvorsorge für die Mitarbeiter ließen die sicher geglaubte Übernahme dann aber plötzlich zur echten Hängepartie werden: „Es wurden Sicherheiten von 15 bis 20 Millionen Euro gefordert, das kann dieses Haus nicht leisten. Eine Bürgschaft in dieser Höhe überschreitet den Wert des Krankenhauses um den Faktor zehn.“
Eine Alternativlösung musste her, „denn die betriebliche Altersversorgung wollten wir den 150 Mitarbeitern auch weiterhin anbieten“, sagt Haeckel. Folgende Gläubigerversammlungen wurden daraufhin durch die RZVK in die Länge gezogen. Auch Mitarbeiter gingen von der Fahne. „Wir haben bei den Ärzten mit externen und Honorarkräften ausgeglichen“, erläutert er. Gerade bei der Anästhesie ist das ein Problem: „Da sind die Fachkräfte schwerer zu bekommen, die Teams sind klein.“
Das Krankenhaus hat er in den zurückliegenden Monaten dennoch immer begleitet. „In der Zeit habe ich sehr viele Brände gelöscht“, sagt Haeckel, wirklich in die Zukunft schauen kann er aber erst jetzt. Seit dem 1. April ist die Übernahme endlich in trockenen Tüchern. „Ich möchte hier gerne zeigen, dass man verkrustete Strukturen aufbrechen kann, dass ein Haus wie dieses funktioniert.“
Eine „Feld-, Wald- und Wiesenklinik” wie die in Eitorf ist unverzichtbar
Eine Klinik wie die in Eitorf – ein „Feld-, Wald- und Wiesenkrankenhaus, ich nenne das gerne den stationären Hausarzt“, sagt Haeckel – sei für die ländliche Region unverzichtbar. „Das war einer der Gründe, warum ich das Haus so spannend fand.“ Mit Spezialisierungen will er das Krankenhaus mit seinen 100 Betten wieder überlebensfähig machen.
„Aus der Bevölkerungsstruktur ergibt sich ein Bedarf an einer geriatrischen Einrichtung“, sagt der 46-Jährige, der derzeit mit den Kostenträgern über die Aufnahme einer solchen Abteilung in den Leistungskatalog 2016 verhandelt. In zwei bis drei Monaten, so schätzt er, könne die Abteilung ihre Arbeit aufnehmen. „Wir haben einen Facharzt, spezielles Pflegepersonal und entsprechende Therapeuten.“
Seit Juni 2015 ist die Orthopädie zertifiziertes Endoprothetik-Zentrum, jetzt wurde dem Krankenhaus auch das Zertifikat als Hernien-Zentrum verliehen. Hernien sind die in der Chirurgie am weitesten verbreitete Form von Brucherkrankungen. Als einer der führenden Köpfe in ihrer Behandlung gilt Dr. Ulrich Schymatzek, seit Ende vergangenen Jahres Chefarzt der Allgemeinen Chirurgie und für Haeckel ein gutes Beispiel, dass man durchaus Hochkaräter aufs Land locken kann: „Wir sind ein kleines Haus, jeder Mitarbeiter ist hier superwichtig“, sagt er.
Viele Mitarbeiter sind wieder zurückgekehrt
Kennenlernen will er sie alle persönlich: „Deshalb stehe ich derzeit auch mit im OP oder mache Nachtschichten.“ Viele Mitarbeiter, die im Zuge der Insolvenz das Krankenhaus verlassen haben, seien wieder zurückgekehrt. „Wir haben auf der medizinischen Seite nachgerüstet und hervorragende Chefärzte gewonnen. Im Bereich der Pflege und Assistenzärzte bauen wir jetzt mit ruhiger Hand wieder auf.“ Allein fünf bis zehn Jobs habe er im Pflegebereich noch zu besetzen.
Denn mit einer Belegung von 70 bis 80 Betten „platzen wir aus allen Nähten“. In den Operationssälen werde man bald im Zwei-Schichten-System arbeiten. „Für dieses Jahr werden wir sicher schwarze Zahlen schreiben“, prophezeit der Mediziner.
Für die Zukunft hält er eine Gewinnmarge von etwa fünf Prozent für möglich. „Aber alles, was das Krankenhaus erwirtschaftet, wird hier wieder hineingesteckt. Das ist natürlich ein schöner Anreiz für die Ärzte.“