Rasen wird BlumenwieseWindeck nutzt Friedhöfe als vielfältigen Lebensraum

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Eine Blumenwiese blüht auf dem Leuscheider Friedhof. 

Windeck – Traditionell ist das Bild nicht, das sich auf dem Friedhof in Leuscheid bietet. Bunte Blumenwiesen, kniehohes Gras, dazwischen einzelne Arten wie die Sonnenblumen, die schon verwelkt sind. Vor allem aber bietet sich dem Betrachter farbenfrohe Vielfalt statt des sonst üblichen Kahlschnitts auf den Freiflächen zwischen den Gräberfeldern.

Mit der Biologischen Station in Eitorf und finanziell gefördert von der Kreissparkassenstiftung für den Rhein-Sieg-Kreis hat die Gemeinde Windeck in die neue Gestaltung einiges investiert.

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Bürgermeisterin Alexandra Gauß schaut sich da Projekt mit  Kirsten Felgner, Peter Schaffrath und Klaus Weddeling an. 

Ein Grund für die 700 bis 800 Quadratmeter großen, durch Buchenhecken voneinander getrennten Freiflächen ist eine veränderte Bestattungskultur. Alternativen wie Bestattungen unter Bäumen oder Wiesengräber nehmen zu. Friedhöfe sind nicht mehr allein von klassisch eingefassten Einzel- und Doppelgräbern mit wechselnder Gestaltung geprägt. Durch die geänderten Bestattungsformen gibt es mehr Freiflächen, die bisher als einfache Rasenflächen regelmäßig gemäht wurden.

Diese artenarmen Rasenflächen sind pflegeintensiv. Sie bieten zudem kaum Lebensraum für Insekten wie Schmetterlinge, Bienen & Co. Gerade vor dem Hintergrund des Klimaschutzes und der schwindenden Artenvielfalt konnte die Gemeinde mit etwas Aufwand sowie der Unterstützung der Kreissparkassenstiftung und deren Projekt „Blütenreich – aktiv gegen das Artensterben“ auf Teilen ihrer Friedhöfe in Leuscheid und Stromberg die biologische Vielfalt stärken.

Auf dem Friedhof in Leuscheid gibt es Beerensträucher

In Leuscheid war zudem eine prägende Tannenhecke vom Borkenkäfer befallen worden. Sie wurde abgeholzt. Wenige Stümpfe stehen noch. Sie sollen Künstlern angeboten werden. Gepflanzt wurden außerdem Beerensträucher. „Da kann sich jeder bedienen“, erklärt Ulrike Barth, die im Rathaus für die fünf gemeindeeigenen Friedhöfe zuständig ist. Daneben gibt es an der Oberen Sieg acht private Friedhöfe.

Dass die Förderung der Artenvielfalt das Projekt rechtfertige und keinesfalls Einsparungen der Grund seien, rechnet Klaus Wedding vor. Die für Stromberg und Leuscheid ausgewählten Saatmischungen kosteten bis zu 50 Euro pro Kilo. Da kämen pro Hektar 1500 Euro zusammen „plus Bearbeitung der Fläche“. Sonnenblumen, Phacelia, Luzerne, Ringelblumen und Wegwarte wachsen jetzt dort, wo bislang höchstens Gänseblümchen und Löwenzahn das 14-tägliche Mähen überleben konnten.

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Bewusst seien Wiesenarten und Nutzpflanzen, einjährig und mehrjährig, ausgewählt worden, erklärt Wedding. Die Pflanzen böten sogar den wenigen im Winter aktiven Insekten ein Quartier. Gemäht werde jetzt gestaffelt, um wilder Möhre, Salbei und Rosmarin neuen Entfaltungsraum zu verschaffen.

„Die Wiesen sehen jedes Jahr etwas anders aus,“ sagt Wedding. „Sicher ist das auch ein Wagnis“, räumt Bürgermeisterin Alexandra Gauß ein. Es habe Kritik gegeben. „Es gibt aber auch Leute, die uns ansprechen, weil sie das Projekt gut finden. Für mich haben die Blumenwiesen etwas Beruhigendes. Aber letztlich hat da jeder seine eigene Meinung.“ Um den Besuchern den Sinn der Blumenwiesen und deren nutzen für die Natur zu erklären, sollen demnächst Erklärtafeln installiert werden.

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