GesellenstückeSchreiner-Nachwuchs aus Rhein-Sieg zeigt Kreativität

Wolfgang Schmeil, Geschäftsführer der Tischler-Innung, zeigt ein prämiertes Stück des Prüfungsbesten.
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Rhein-Sieg-Kreis – Als ob er in den Startlöchern steht: Dieser Schreibtisch strahlt mit seinen schrägen Beinen Dynamik aus, die sich im besten Falle auf den Sitzarbeiter überträgt. Ein Lieblingsstück, das allerdings in keinem Laden zu haben ist.
Es ist Maximilian Roeses Gesellenarbeit aus der Tischlerei Drews und Raethjen in Niederkassel-Mondorf, ausgezeichnet beim Wettbewerb „Die gute Form“. Im Stadtmuseum sind alle Preisträger zu sehen, zusätzlich weitere 30 Möbel eines kreativen Ausbildungsjahrgangs sowie einige „kleine Gesellenstücke“ besonders begabter Auszubildender aus dem zweiten Lehrjahr.
Thema selbst gewählt
Der Nachwuchs kann sein Thema selbst wählen, ebenso das Material; bei Roese, der den zweiten Preis holte mit seinem filigranen Schreibtisch, Eiche und Linoleum. Konstantin Onodi verwandte für sein streng geometrisch gestaltetes Sideboard amerikanischen Nussbaum, den Mineralstoff Corian und Lack.
Die Jury verlieh ihm den dritten Preis. Onodi, ausgebildet von der Sankt Augustiner Schreinerei Steinhauer, wurde zudem Prüfungsbester. Mit dem ersten Platz im Wettbewerb „Die gute Form“ wurde Laurens Lamberty (Ausbilder Museum Koenig, Bonn) für seinen Säulenschrank aus schwarzem Kirschbaum, Blaulack und Wollfilz belohnt.
Kreativität und Sorgfalt
100 Stunden mindestens stecken in jedem Möbelstück. Bewertet wurden außer der sauberen handwerklichen Arbeit auch die Stimmigkeit von Material, Konstruktion und kreativer Idee. Zudem die Zeichnung als Grundlage für die spätere Ausführung. Zu sehen sind in der Ausstellung auch die kleinen, vorab gefertigten Modelle.
Die Tischler hätten, anders als andere Gewerke, keine Nachwuchssorgen, so Innungsgeschäftsführer Schmeil. Auch wenn Betriebe über Bedarf ausbildeten, müsse sich keiner der Gesellen um seine berufliche Zukunft sorgen.
Der Frauenanteil sei mit zwölf bis 15 Prozent seit Jahren stabil. Mitbringen müsse der Nachwuchs vor allem handwerkliches Geschick, und das hätten Hauptschüler ebenso wie Gymnasiasten. Höhere Mathematik brauche niemand, betont Obermeister Wilhelm Gießelmann, der sechs Mitarbeiter beschäftigt, darunter drei Auszubildende, „aber rechnen muss man können“.