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Burg BlankenbergSeltene Pflanzen im Beet am historischen Ort

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Auf der so genannten Bastionsfläche, einst wohl eher militärisch genutzt, entstand seit 2006 der Burggarten.

Auf der so genannten Bastionsfläche, einst wohl eher militärisch genutzt, entstand seit 2006 der Burggarten.

  • Das Ehepaar aus Heisterschoß hat die so genannte Bastionsfläche von Anfang an mitgestaltet.
  • Sehr seltene und vom Aussterben bedrohte Pflanzen werden hier erhalten, etwa die Wildtulpe, die erwähnte Erdkastanie, der große Nieswurz.
  • 220 bis 230 Arten sind es inzwischen, alle aus Europa und Vorderasien.

Hennef – Der Salbei-Gamander hat sich ausgebreitet, die Erdkastanie ist noch da, der Rosmarin-Strauch steht, mit der Wallfahrtskirche in Bödingen malerisch im Hintergrund, in voller Blüte und der stinkende Nieswurz reckt seine Kelche einer dicken Hummel entgegen. Es sind Namen wie aus den Harry-Potter-Büchern. Die Kulisse vermittelt einen Hauch von Mittelalter: Im Burggarten der Burg Blankenberg hält der Frühling mit Macht Einzug.

Susanne und Alexander Heyd müssen jetzt behutsam Hand anlegen. Das Ehepaar aus Heisterschoß hat die so genannte Bastionsfläche von Anfang an mitgestaltet. Nachdem die Stadt das Burggelände erworben hatte, ist viel Geld in die Sanierung geflossen. Dazu gehörte die Freistellung von Teilen der Mauer, der Bastionsturm wurde sandgestrahlt. Solche Eingriffe in die Natur sind ausgleichspflichtig.

Zum Lebenswerk geworden

Der Leiter des Umweltamts, Johannes Oppermann, fragte bei Alexander Heyd nach. Der gelernte Gärtner ist schon seit vielen Jahren im Naturschutz tätig, ebenso wie seine Frau. Aus dem damals, im Jahr 2005, geäußerten Wunsch, mal eben was zu machen, ist so was wie ein Lebenswerk geworden. „Wir haben uns an einem verregneten Novembersonntag zusammengesetzt“, erinnert sich Susanne Heyd. Sie entwickelten die Idee eines historischen Kräutergartens.

Medizinische und Amulett-Pflanzen, Fasern, Waschmittel – im Capitulare de villis von Karl dem Großen fanden sie zahlreiche Anregungen für ihr Projekt. Dort, in einer Handschrift vermutlich aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, ist beschrieben, was auf den Landgütern des Kaisers anzupflanzen ist, von Schnittlauch über Liebstöckel bis Bergkümmel.

Verein seit 2008

2007 machte Susanne Heyd ihre erste kräuterkundliche Veranstaltung, daraus entstand 2008 dann ein kleiner Verein, der seitdem, mit Heyd als Motor, den Garten betreut. Zwölf Frauen sind es inzwischen, plus Gatte Alexander. Sechs bis acht kommen regelmäßig zu den Treffen alle 14 Tage. Sie pflegen und beackern die schön gestaltete Fläche, die die Grundstruktur des Geländes aufgenommen hat.

Für das kommende Jahr oder 2022 ist ein viertes Beet geplant, der Amerikagarten, mit Kartoffeln, Tabak, Tagetes, Kapuzinerkresse, etwa 30 zusätzliche Arten. Dazu werden noch alte Getreidesorten angepflanzt.

Der Burggarten ist von April bis September Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr über die Burganlage in Stadt Blankenberg zugänglich. Montag ist Ruhetag. Der Eintritt ist frei. (rvg)

2006 ging es los mit dem ersten Beet, Mitarbeiter des Vereins für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung (Vesbe) erledigten im Auftrag die Erdarbeiten. Historisch ist der Burggarten nicht belegt, die Bastionsfläche diente ursprünglich eher militärischen Zwecken. Lediglich in den 1960er bis 1980er Jahren bauten die damaligen Besitzer dort Gemüse an. Gleichwohl fand sich ein großer Bestand an Osterluzei und ein wenig gekielter Feldsalat, sonst nahezu verschwunden, die integriert wurden.

Reger Austausch

Die Gärtnerei Auerbach aus Greuelsiefen lieferte die erste Pflanzung, mit den Biologischen Stationen Eitorf und Bonn begann ein reger Austausch. So ist nicht nur der historische Bezug wichtig, sondern auch der Gedanke eines regionalen Archegartens: Sehr seltene und vom Aussterben bedrohte Pflanzen werden hier erhalten, etwa die Wildtulpe, die erwähnte Erdkastanie, der große Nieswurz.

Sie kehren dann an ihre alten Standorte, etwa Bornheim oder Wachtberg, zurück. 2008 kam ein zweites, 2011 ein drittes Beet hinzu. „Die Sammlung ist gewachsen, der Bezugsrahmen ist die mittelalterliche Burganlage“, erklärt Heyd. 220 bis 230 Arten sind es inzwischen, alle aus Europa und Vorderasien.

Giftige sind darunter wie der Wolfseisenhut, phototoxische wie der stinkende Nieswurz: Der Saft löst bei Sonneneinstrahlung Verbrennungen auf der Haut hervor. „Die Stadt hat mitgezogen“, freut sich die Pädagogin, die in Kürze die Leitung einer Jugendhilfeeinrichtung übernehmen wird.

Jetzt geht es darum, die Ausläufer der Kräuter im Zaum zu halten. Bei den mediterranen Kräutern kommt, nach Ende der Frostgefahr, der Formschnitt. „Sonst gehen die jungen Triebe kaputt“, so Heyd. Außerdem müssen Kräuter ausgesät werden, Alexander Heyd schneidet den Schwarzen Oberlin, mehrere Rebstöcke am Zaun, zurück.

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„Wir haben ganz wenig Missbrauch“, hat Susanne Heyd in den vergangenen Jahren erlebt. Es gibt einen Zaun mit einem Tor und ein paar Schilder mit wenigen, klaren Regeln. „Es liegt nicht ganz auf dem Weg und gute Pflege macht viel aus.“

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