Corona macht erfinderischEhrenamtler aus Hennef drehen Krippenspiel-Film

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Im Garten der Wallfahrtskirche Bödingen wurden die letzten Szenen gedreht.

Im Garten der Wallfahrtskirche Bödingen wurden die letzten Szenen gedreht.

Hennef – „Weihnachten ohne Krippenspiel geht nicht.“ Das war Angelika Rönn-Rieck klar, als sich abzeichnete, dass die Pandemie der obligatorischen Aufführung an Weihnachten im Gotteshaus einen Strich durch die Rechnung machen würde. Seit einigen Jahren verantwortet die Ehrenamtlerin in St. Michael Geistingen das Krippenspiel hinsichtlich Drehbuch, Organisation und Einstudierung.

„Ein Film müsste es sein“, kam ihr bei der Suche nach Alternativen in den Sinn. Denn damit „wird das Krippenspiel mobil und kann an vielen Orten vorgeführt werden“, erläuterte die Organisatorin. In einem Bekannten, dem Hennefer Filmemacher Andreas Müller-Goldkuhle, fand sie einen für die Problematik Aufgeschlossenen und zudem erfahrenen Könner seines Fachs, der aus seinem Netzwerk Kameramann Markus Vogel und Tonspezialist Olaf Dung für das Projekt gewann.

„Ein Krippenspiel für ganz Hennef“

Es sollte „ein Krippenspiel für ganz Hennef werden und nicht nur für Geistingen“, berichtete Rönn-Rieck. Bei Kreisdechant Hans Lahr und Pastor Christoph Jansen, die im 45-minütigen Film ebenfalls zu sehen sein werden, stieß die Ehrenamtlerin mit ihrem Anliegen auf offene Ohren. Das Projekt wurde auf den gesamten Pfarrverband Geistingen Hennef Rott und den Seelsorgebereich Hennef Ost ausgeweitet.

Die Organisatorin Angelika Rönn-Rieck hatte die Idee zum Film.

Die Organisatorin Angelika Rönn-Rieck hatte die Idee zum Film.

Viele Herausforderungen taten sich auf. So mussten etwa die Proben im Freien stattfinden, Abstands- und Hygieneregeln waren einzuhalten. Müller-Goldkuhle: „Wir hatten Corona ständig im Blick, jederzeit konnte es einen neuen Lockdown geben, der ja dann auch eintrat.“

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Fünf Drehtage und sieben Drehorte

So planten die Macher von vornherein, die Chorszenen mit dem Kinderchor und der Schola von St. Simon und Judas, beide unter der Leitung von Regionalkantor Norbert Schmitz-Witter, so früh wie möglich aufzunehmen. Eine kluge Entscheidung, wie sich herausstellte. „Wir hätten die Chöre jetzt nicht mehr so singen lassen können“, sagt der Filmemacher.

Der Abspann des Films in der Kameraperspektive.

Der Abspann des Films in der Kameraperspektive.

Seit Oktober probte das Ensemble im Pfarrgarten Geistingen, in den vergangenen beiden Wochen hielt das Aufnahmeteam in fünf Drehtagen an sieben Drehorten das Einstudierte mit Kameras und Mikros fest. Wenngleich Müller-Goldkuhle bei einigen Vordrehs während der Proben die Kinder nicht nur mit der Technik vertraut gemacht, sondern die Szenen mitgeschnitten hatte. „So hätten wir, falls die eigentlichen Drehtage kurzfristig untersagt worden wären, für das Video auf vorhandenes Material zurückgreifen können.“ Das traf glücklicherweise nicht ein.

Eltern als „zuverlässiges und proaktives Helferteam“

Im Garten der Wallfahrtskirche Bödingen hieß es am Samstag für die Krippenszene zum letzten Mal: „Kamera läuft.“ Zunächst ließen die Macher alle 22 Darstellerinnen und Darsteller für die Aufnahme des Abspanns in Reihe antreten. Für das finale Filmgruppenbild flog eine Drohne an der Protagonisten-Phalanx vorbei und fing die Gesichter ein, denen Glück und Stolz anzusehen war. Und das zu Recht, denn Rönn-Rieck und Müller-Goldkuhle, die sich das Regieamt hinsichtlich der mimischen und filmischen Aspekte teilten, waren „begeistert und erstaunt“ über die Unbefangenheit, Spielfreude und vor allem die Geduld der Kinder während der Dreharbeiten.

Spezialisten waren mit Andreas Müller-Goldkuhle (links) und Olaf Dung hinter der Kamera am Werk.

Spezialisten waren mit Andreas Müller-Goldkuhle (links) und Olaf Dung hinter der Kamera am Werk.

Das Duo zeigte sich auch von den Eltern als „zuverlässiges und proaktives Helferteam“ angetan. Viele Elternteile wurden zu Assistenten ihrer Kinder. Hier noch schnell etwas zum Trinken bringen, Frisur und Sternenkranz bei den Engeln richten oder eine Jacke reichen, wenn es eine kurze Wartezeit gab.

Tolles Erlebnis für die Kinder

Einige brachten sich künstlerisch ein, wie etwa Irina Schmidt, die zuhause Gesangseinlagen mit ihren Kindern Maxi und Evelyn übte, die in den Rollen von Maria und Josef steckten. „Sie sind so glücklich und strengen sich sehr an.“ Dass ihre Zwillinge diese Rollen spielen dürfen, mache sie umso mehr stolz, als sie erst im vergangenen Jahr getauft wurden.

Anna Klein assistierte ihrer Tochter Julia während des Drehs.

Anna Klein assistierte ihrer Tochter Julia während des Drehs.

„Sehr spannend“, urteilte Anna Klein, die ihre Kinder „Hirte“ Paul (9) und „Engel“ Julia (7) begleitete, über das Projekt. Benjamin Knust, der seine Söhne „Hund“ Jonathan (7) und „Hirte“ Leonard William betreute, räumte ein: „Ein tolles Erlebnis. Man kommt dabei auch der Kirche näher.“

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