Mit Duo-PartnerHennefer Gero Gellert spielt Instrumentalversionen ein

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Der Bassist lebt in Hennef-Hanf.

Der Bassist lebt in Hennef-Hanf.

Hennef – Mit „Golden Brown“ besangen die Stranglers Anfang der 80er Jahre poetisch-verrätselt den Heroinrausch. Der gehörte aber keineswegs zum Lifestyle westdeutscher Teenager. „Wir waren brave Jungs. Harter Drogenkonsum, das kannten wir gar nicht im Schwabenländle“, erinnert sich Gero Gellert an seine Jugend in Biberach. 16 Jahre war er damals alt, er spielte E-Bass in einer Schüler-Rockband. Gemeinsam plagte man sich ab mit den krummen Metren von „Golden Brown“.

Längst meistert der Hennefer, der an der Musikhochschule Köln Jazz und Popularmusik studiert hat, komplexe Strukturen souverän. Zu hören ist das auch auf der Song-Sammlung von Zweispiel – so heißt das Duo, das Gero Gellert mit Gitarrist Dirk Mündelein bildet. „Legendary Songs for Sweet Strings“ haben sie ihr Projekt untertitelt, das Klassiker der Popmusik covert und mit Jazz-Improvisation aufpoliert.

Titel sorgfältig ausgewählt

Evergreens wie „Scarborough Fair“ ebenso wie „Californication“ der Red Hot Chili Peppers, oder „Black Hole Sun“ von Soundgarden, die im intimen, loungig klingenden Format ihre Qualitäten beweisen. Wenn Hans Zimmers karibischer „Pirat“ die Segel hisst, funktioniert das auch in der Zweimann-Jolle bestens. E-Bass oder Kontrabass und Gitarren – die Mini-Besetzung genügt, um den Charakter eines Songs herauszudestillieren. Nur in wenigen Stücken setzt das Duo mit Becken oder Congas perkussive Akzente oder reichert den Sound durch zusätzliche Farben an, etwa wenn Mündelein in „Wish You Were Here“ die Saiten der E-Gitarre mit dem Bogen streicht.

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Gero Gellerts Duo mit Dirk Mündelein nennt sich „Zweispiel“.

Gero Gellerts Duo mit Dirk Mündelein nennt sich „Zweispiel“.

Die Titel sind sorgfältig ausgewählt. „Ein Popsong muss eine Reduktion aufs Wesentliche aushalten“, betont Gellert. „Es gibt Songs, die einen besonderen Charme haben, deren Wiedererkennungswert aber stark an die Sängerin oder den Sänger gebunden ist. Die funktionieren instrumental nicht.“ Eine schöne Melodie und interessante Akkordverbindungen nennt der 56-Jährige als Kriterien. Alle zwei Wochen spielt das Duo einen Titel ein, den es dann auf Plattformen wie Spotify, Facebook oder i-Tunes veröffentlicht. Im Herbst sollen zwölf Stücke zu einem Album gebündelt werden. Die Produktion ist ein Kind der Corona-Krise. Jeder Musiker blieb im eigenen Studio – Gellert in Hennef-Hanf, Mündelein im sauerländischen Brilon. Am Telefon verabreden sie Form und Tempo, im Overdub-Verfahren nehmen sie die Stücke au. Das gelingt auch deshalb, weil sich beide als ehemalige Kommilitonen lange kennen und als Zweispiel bereits zahlreiche Bühnenauftritte hatten.

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Bassist Gero Gellert hat in zahlreichen Musical-Produktionen mitgewirkt. So tourte er etwa mit „Cats“, „Les Misérables“ oder „Saturday Night Fever“ durch Europa. „Ein vielseitiger Job“, wie er sagt. „Man muss gut nach Dirigat spielen können und in unterschiedlichen Genres versiert sein.“ Im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier hat er gerade die letzten Proben für das Musical „Avenue Q“ absolviert; Premiere soll Ende April sein. Außerdem spielt Gellert Weltmusik im Trio Mangata und seit 25 Jahren mit der Cajun-Truppe Le Clou. Gute-Laune-Musik aus den US-Südstaaten, die in die Beine geht.

Die Serie

Im Corona-Lockdown können die Künstler nicht auf die Bühne, das Publikum muss zu Hause bleiben. Daher haben wir unter dem Motto „Reingehört“ Musikerinnen und Musiker mit Aufnahmen und aktuellen Projekten vorgestellt. Mit dieser Folge endet die Serie.

Gellert vermittelt zudem als Musikpädagoge den Spaß am Bass. „Dazu gehört, dass man in einer Band dienlich spielt. Erst dann entsteht ein gemeinsamer Sound.“ Mit dem Klang experimentiert der Profi gern, wie die alten und neuen Bassgitarren bezeugen, die er in seinem Studio angesammelt hat.

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