„Schlag ins Gesicht“Rollstuhlfahrer verärgert wegen Umbauplänen für Burg Blankenberg

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André Düvell testet die Zufahrt zum Burggarten.

Hennef – Hin und her schaukelt der Elektro-Rollstuhl, obwohl André Düvell ihn ganz vorsichtig mit seinem Joystick steuert. Der Abgang zum Burggarten auf Burg Blankenberg ist ziemlich steil. Schließlich hat er es geschafft, steht vor dem Tor zu dem schönen Garten auf dem Plateau unterhalb des Batterieturms.

Düvell ist nach einem schweren Verkehrsunfall Tetraplegiker, unterhalb des Brustbeins ist er gelähmt. 38 Operationen hat er hinter sich, zuletzt war er in der Schweiz und kann nach einer aufwendigen Operation wieder mit der rechten Hand greifen und seinen Arm kontrolliert bewegen – ein ungeheurer Fortschritt.

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André Düvell versucht sich am Tor zum Burggarten.

Als er damals von den Plänen zur Umgestaltung der Burganlage hörte, war er empört. Die Stadt plant eine Schlepptreppe statt einer Rampe. Das hatte Kritik ausgelöst, weil es keine Barrierefreiheit gebe. Jetzt hat sich der Rollstuhlfahrer die Situation vor Ort selbst angesehen.

Es ist ein abenteuerlicher Ritt zum Burggarten hinunter

„Es ist irgendwie möglich, aber wer hat schon so einen Rollstuhl“, sagt der 23-Jährige nach dem abenteuerlichen Ritt. Da sein Unfall von der Berufsgenossenschaft als Wegeunfall anerkannt wurde, wird er besser ausgestattet als so manch anderer Tetraplegiker.

Allerdings hat er sein Spezialgefährt, das er privat angeschafft hat, auch unter extremen Bedingungen getestet: im australischen Outback. Seiner Meinung nach erfüllt die Burg nicht die Anforderungen für eine Barrierefreiheit, Behinderte würden so ausgeschlossen.

Durch die neue so genannte Schlepptreppe, die im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts für Stadt und Burg angelegt werden soll, werde sich die Situation aber kaum verbessern.

Der Weg sei mit 1,20 Metern 30 Zentimeter zu schmal

Felix Rüggeberg, Architekt und Mitglied von „Die Fraktion“, arbeitet ebenfalls an diesem Thema. Seine Frau benötigt einen Rollstuhl. Für sie werde die Treppe zum wohl nicht unüberwindbaren Hindernis.

Der Weg sei mit 1,20 Meter Breite zu schmal, so Rüggeberg. Nach seinen Recherchen dürfte es aber ein leichtes sein, ihn auf 1,50 Meter aufzuweiten. Außerdem hat er Planungen vorgelegt, in denen der Zugang per Rampe möglich wäre – und damit begeh- und befahrbar für Rollstuhl- und Rollatorfahrer oder Kinderwagen.

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Dieser Ausblick könnte Rollstuhlfahrern verwehrt bleiben.

„Es ist eben nicht nur eine ganz kleine Gruppe“, betont Düvell. „Die pauschale Aussage, eine Rampe sei im Denkmal nicht möglich, das kann nicht sein“, weist er ein Argument zurück. Rüggeberg unterstützt ihn darin.

Er hat Urteile gesichtet und festgestellt, dass Denkmalschutz und Belange von Menschen mit Handicap gleichrangig zu behandeln seien. „Soziale Teilhabe wird in politischen Reden hoch gehalten, aber in der politischen Umsetzung hapert es“, ist Düvells Einruck. Bei den geringen Zusatzkosten sei das „ein Schlag ins Gesicht“.

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Nach seinem Unfall hat er viele Kontakte mit Menschen in ähnlicher Situation und weiß, dass viele bei befürchteten Einschränkungen gleich zurückstecken und gar nicht erst kämen. Er führt außerdem an, dass durch die Investition, insgesamt für Stadt Blankenberg mindestens 45 Millionen Euro, der Nutzwert gemindert werde.

Die Stadt erklärt, dass eine Burganlage nur begrenzt nach barrierefreien Standards ausgebaut werden könne. Die Schafswiese werde auch künftig gequert werden können, die Treppe sei nicht der einzige Zugang.

Die Zugänglichkeit werde durch die geplante Schlepptreppe verbessert. Der vom Ausschuss verabschiedete Vorschlag, auf einem Plateau ein Fernrohr zu installieren, um Pflanzen im Burggarten zu beobachten, werde nicht weiter verfolgt.

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