Umstrittenes MillionenprojektMauersanierung am Kölner Tor in Hennef ist gestartet

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Beim Mauerspaziergang erklärte der Geologe Thorsten Behrendt, wie die Spezialisten bei der Sanierung vorgehen.

Hennef – Thorsten Behrendts Hand verschwindet zwischen den Bruchsteinen. „Ich könnte hier meinen ganzen Arm reinstecken“, sagt der Diplom-Geologe. Die Wölbung in der Stadtmauer am Katharinentor lässt den Hohlraum erahnen, den die Spezialisten verfüllen werden, ehe sie die Stelle mit Stahlnägeln sichern – eine Kleinigkeit im 22 Millionen Euro schwerem Sanierungspaket, das die mittelalterlichen Relikte vor dem Verfall retten soll und das der größte Brocken im Integrierten Handlungskonzept für Stadt Blankenberg ist.

Auch das neue Feuerwehrhaus gehört dazu

Stadt, Zuschussgeber, Regionale-Agentur und Fachbüros stellten am Sonntag Besucherinnen und Besuchern vor, was in den nächsten Jahren alles passiert. Seit 2017 werde geplant und bisher sei noch nicht viel sichtbar gewesen, sagte Projektleiterin Gertraud Wittmer und zog den Vergleich mit einem Eisberg. „Jetzt taucht er in Form von Baustellen auf.“ Im August erfolgte der erste Spatenstich für das neue Feuerwehrhaus, das, wie ein Hangspielplatz und ein besserer Weg zur S-Bahn-Station Blankenberg zum Gesamtwerk gehört.

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Auf dem Panoramaweg: Projektleiterin Gertraud Wittmer.

Wittmer erzählte, wie sie einst vor einem zugewucherten Pfad stand und nicht wusste, ob es dort irgendwie weitergeht. Inzwischen ist der Einstieg in den „Panoramaweg“ freigeschnitten. Auf dem kann man in Zukunft Stadt Blankenberg nebst Altstadt, Neustadt und Burgruine umrunden und erkunden. Dafür wird eine Lücke an der Serpentinenstraße (K 19) geschlossen, wo auch die erste Mauerbaustelle zu sehen ist: Das Kölner Tor ist eingerüstet. Dort drücke das Erdreich die komplette Mauer weg, erklärte Geologe Behrendt beim Mauerspaziergang. Das andere große Problem sei Wasser. Es versickere in den Mauerkronen. Mit Folgen: Frost, aber auch Pflanzen, die verholzen, ließen den 900 Jahre alten Mörtel bröckeln. Abdeckungen aus Blei seien keine denkmalgerechte Lösung. Dem Wasserproblem wollen die Mauerretter „rein mineralisch“ mit einer Kombination aus Drainage und Sperrmörtelbett beikommen.

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Eingerüstet: Die Rettung des Kölner  Tors hat begonnen.

Das mittelalterliche Erbe erhalten, den Tourismus behutsam entwickeln und zugleich etwas für die Ortsbevölkerung tun – „das ist keine triviale Aufgabe, das ist eine schwierige“, sagte Bürgermeister Mario Dahm und verschwieg nicht, dass „solche Projekte immer strittig“ seien.

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Zu groß und zu teuer: In einem Gemälde hat  Friedrich Müller die  Kritik am  geplanten Kultur- und Heimathaus festgehalten.  

Die Kritik, die sich vor allem am geplanten Kultur- und Heimathaus entzündet, ist jetzt sogar auf einem Gemälde verewigt, das Friedrich Müller zum Projekttag mitbrachte. Der 69-Jährige aus Uckerath hat mit Acrylfarbe die Visualisierung der Architekten abgemalt. In Sprechblasen lässt er Bürger über „Großmannsfantasien des Stadtrates“ klagen, über ein Kulturhaus, „das unüberschaubare Millionen verschlingt“ und dass die Landeszuschüsse – die Förderquoten liegen laut Wittmer zwischen 50 und 70 Prozent – vom Steuerzahler aufzubringen seien. Müllers Fazit: „Drei Nummern zu groß und fünf Nummern zu teuer.“

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Das Kultur- und Heimathaus soll als „Ankerattraktion“ auf dem Areal der alten Feuerwache Einwohnern und Touristen dienen – als Veranstaltungsstätte und als Ausstellungsraum mit teilbaren Sälen, Cafeteria, einem Regio-Shop, in dem es zum Beispiel Imkerhonig gibt, Archiv, Lehrgarten und einer halboffenen „Kulturscheune“ sowie einer breiten Treppe als Tribüne. Bei der Bespielung der neuen guten Stube will die Stadt die Einheimischen einbinden. „Ein Trägerverein soll gegründet werden, der das Haus und die Inhalte mitgestaltet“, sagte Projektleiterin Wittmer.

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