Jubiläum in einer SondersituationHennefer Turnverein besteht seit 125 Jahren

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Abstand halten gilt auch beim Hennefer Turnverein, dem größten Verein der Stadt, der seit 125 Jahren besteht.

Abstand halten gilt auch beim Hennefer Turnverein, dem größten Verein der Stadt, der seit 125 Jahren besteht.

Hennef – „Wir werden die Feste nachholen, egal wann, aber erst dann, wenn es wieder geht.“ Michael Winterberg, der 1. Vorsitzende des Hennefer Turnvereins (HTV), setzte ein klares Zeichen. Immerhin ist sein Verein in diesem Jahr 125 Jahre alt geworden, und das sollte gebührend gefeiert werden. Wird es auch, nur eben etwas später.

Langsam kehrt eine neue Normalität ein in den Sportbetrieb. Winterberg und Geschäftsführer Franz Alfter spendeten bei einem Rückblick auf die vergangenen Monate ein ganz besonders dickes Dankeschön den vielen Ehrenamtlern, die den Laden am Laufen gehalten haben.

Turbulente Zeiten

Noch eine Schippe drauf legten sie bei Steffi Jungkunz und Sebo Forst, den beiden Hauptamtlern. „Die hauptamtliche Unterstützung ist wichtig, ehrenamtlich wäre es gar nicht möglich gewesen, das zu stemmen“, versichert Winterberg. „Das hat dem Verein extrem genutzt in der Krisensituation.“ Die Herausforderungen waren enorm. Am 14. März kam der Lockdown im HTV an, erst am 8. Mai gab es wieder die Möglichkeit zu Sportangeboten im Freien – mit erheblichen Einschränkungen.

Vom 26. Mai an war kontaktloser Sport in der Halle wieder möglich. Doch der Belegungsplan wurde über den Haufen geworfen. Ein neues, webbasiertes Registrierungstool wurde eingeführt. Es gibt nun keine festen Gruppen mehr, die Teilnehmer müssen sich wöchentlich neu anmelden und es werden Zeitfenster für Altersgruppen angeboten. Die Trainingsgruppen sind kleiner geworden, es sind in der Summe weniger Sportstunden möglich.

Auch Reinigungsaufgaben

Die Übungsleiter und Trainer haben neben ihrem sportlichen Auftrag auch noch Reinigungsaufgaben. So müssen sie Geräte und Matten nach jeder Einheit säubern. Das dauert bis zu 30 Minuten, eine erhebliche Mehrbelastung. Wie das finanziell am Ende aussieht, wissen die Vereinsmacher noch nicht so genau. Eins ist nur klar: Da der HTV ein gemeinnütziger Verein ist, darf er Mitgliedsbeiträge nicht zurückerstatten.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt bezeichnete Winterberg als „super“. Forst und Jungkunz beackerten alle Kanäle wie Instagram, Website und den Newsletter, um die HTV-Gemeinschaft mit aktuellen Informationen zu versorgen. Videos wurden eingestellt, Sport war auch im Livestream möglich. „Es wurde alles aus dem Boden gestampft“, erzählt der Vorsitzende sichtlich stolz.

Unterschiedliche Vorgaben für die Sportarten

Vor allem aber mussten die Hauptamtler den Unmut abfangen, der sich durch sehr unterschiedliche Vorgaben für einzelne Sportarten ergab. Die Volleyballer zum Beispiel müssten immer noch Abstand halten und könnten am Netz noch nicht blocken. Tanzsport ist nicht möglich, Tanzschulen dagegen dürften Unterricht geben. „Wir mussten uns rumschlagen mit unterschiedlichen Interessen, aber der Großteil der Mitglieder war verständnisvoll“, berichtet Winterberg. Im ersten Halbjahr gab es weniger Kündigungen als sonst, aber es fehlten auf der anderen Seite die Neuanmeldungen.

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Enormer Aufwand ist bei den Schwimmern notwendig, die Trainer sind mehr damit beschäftigt, die Gruppen voneinander getrennt in die Halle und in die Umkleiden zu bringen als im Wasser Übungen zu machen. Bei den Turnern müssen Abstände eingehalten werden, die Hallen an der Königstraße sind mit einem ausgeklügelten Einbahn-System ausgestattet. Listen zur Nachverfolgung, Mund-Nase-Bedeckung, Händedesinfektion – „die Ehrenamtler wachsen über sich hinaus“, lobt Winterberg. „Wir haben fast 3000 Euro allein für Hygienemittel ausgegeben“, ergänzt Alfter. Der HTV-Vorstand hat eine große Hoffnung: „Wir wollen 2020 mit einer schwarzen Null abschließen.“

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