Der Fußball-Club FC Hennef 05 hat zum vierten Mal das Talk-Event „Gute Stube“ veranstaltet – als Gast einer der besten deutschen Triathleten.
Gehört zu den besten TriathletenJan Stratmann aus Hennef will beim Ironman in Hawaii starten

Präsident Clemens Wirtz (rechts) im Gespräch mit dem Profi-Triathlet Jan Stratmann.
Copyright: Quentin Bröhl
Die Tage und Wochen sind bei Jan Stratmann durchgetaktet. Morgens um kurz nach 7 Uhr springt er im Bonner Sportpark Nord ins Wasser. Nach dem Schwimmen folgt das zweite Frühstück, dann geht es für drei Stunden auf das Rad. Am späten Nachmittag stehen die Laufeinheiten auf dem Plan.
Fünf bis sechs Mal die Woche schwimmt er dann vier bis fünf Kilometer pro Tag. Hinzu kommen 400 bis 500 Kilometer Radfahren verteilt auf vier bis sechs Einheiten und er läuft zudem wöchentlich 50 bis 80 Kilometer. Zwei Krafteinheiten pro Woche kommen für den Profi-Triathlet noch obendrauf.
Jan Stratmann gehört zu den besten Triathleten in Deutschland
Jan Stratmann gehört zu den besten Triathleten in Deutschland. Der Liebe wegen hat es ihn 2020 nach Hennef verschlagen und er wohnt mit seiner Frau Lea mittlerweile in Hennef-Eulenberg. Grund genug für den FC Hennef 05, den 30-Jährigen in die „Gute Stube“ einzuladen. Zum vierten Mal fand der Event-Talk im Hennefer Wirtshaus statt.
Alles zum Thema FC Hennef 05
- SC Uckerath Frank Süs fiebert seiner Premiere als Cheftrainer entgegen
- Fußball-Mittelrheinliga FC Hennef ärgert Spitzenreiter Bergisch Gladbach
- Fußball-Bezirksliga TuS Oberpleis entführt drei Punkte aus Uckerath
- Duell mit dem Spitzenreiter Vier Mutmacher für den FC Hennef 05
- 4:0-Erfolg über Hohkeppel Siegburg siegt im Stile einer Spitzenmannschaft
- Fußball-Mittelrheinliga SSV Merten beendet den „Hennef-Fluch“
- „Zeit der Ausreden ist vorbei“ Spieler des FC Hennef 05 stehen in der Pflicht
Seit 2018 gibt es die Veranstaltung in dieser Form. Nach dem Auftakt mit Henry Maske konnte sich der Fußball-Club über DFB-Vize-Präsident Peter Frymuth (2019) und den DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf (2023) freuen.

Bei der Triathlon-Weltmeisterschaft auf der Halbdinstanz in Finnland wurde Stratmann 2023 Dritter.
Copyright: picture alliance/dpa/Lehtikuva
FCH-Präsident Clemens Wirtz zeigte sich im gut einstündigen Interview mit dem akribischen Arbeiter beeindruckt. Sowohl was seinen bisherigen Werdegang anbelangt, als auch seine Ziele in naher Zukunft. Denn da hat sich Stratmann für 2026 das wichtigste Rennen für einen Triathlon vorgenommen – er will am 10. Oktober 2026 auf Hawaii starten.
„Ich komme so auf 25 bis 35 Stunden Training pro Woche. Also das ist nur die aktive Zeit. Wenn ich an der Ampel stehe, das zählt nicht“, witzelt Stratmann. Mit Vor- und Nachbereitung komme er schon auf 45 Stunden und alles andere komme noch hinzu.
49 Wochen pro Jahr im Einsatz für seinen Sport
Diesen Ablauf mache er nunmehr seit knapp 13 Jahren. Die Intensität variiert natürlich im Jahr je nach Wettkampfvorbereitung. Doch 49 Wochen pro Jahr sei er für seinen Sport so im Einsatz, im zweiwöchigen Urlaub versuche er dann eine Woche mal gar nichts zu machen, bevor es langsam wieder losgehe, berichtet er.
Sicher lebe er sehr asketisch, gerade Wochen und Monate vor den Wettkämpfen. Aber auch ein Glas Wein trinke er gelegentlich, zumindest bis Weinachten. Danach beginnt wieder die Trainingszeit. „Dann gehe ich in den Fokus und dann ist das für mich gar kein Verzicht“, sagt er.

Rund 40 Gäste hatte der FC Hennef in die Gute Stube ins Hennefer Wirtshaus eingeladen.
Copyright: Quentin Bröhl
5000 bis 7000 Kalorien brauche er jeden Tag. Diese mit gesunder Ernährung zu decken, das mache keinen Spaß und deswegen gebe es auch schonmal Süßigkeiten. „Wenn ich hart trainiere, kann ich keine Kartoffel essen. Die Energiedichte ist zu gering und ich müsste drei oder vier Kilo davon essen“, schildert er.
Begonnen hat seine Karriere mit einer schweren Verletzung als Fußballer. Der im Essener Süden in einem Ortsteil von Hattingen aufgewachsene Älteste von vier Brüdern träumte von einer Karriere als Fußball-Profi. „Ich war knapp 16 Jahre alt und hatte einen schweren Skiunfall mit Zertrümmerung des Schien- und Wadenbeins“, erzählt das Ruhrpott-Kind Jan Stratmann.
Der Kampf gegen sich selbst hat den Hennefer gepackt
Bei der anschließenden Physiotherapie war zunächst Schwimmen, dann Radfahren und Laufen auf dem Programm. Zudem habe sein Vater etwas Triathlon gemacht. „Das hat mir Spaß gemacht und die Essener Landestrainerin am Triathlon-Stützpunkt nahm mich unter ihre Fittiche. Im Jahr darauf startete ich bei der ersten deutschen Jugendmeisterschaft“, erinnert er sich.
Die Sportart Triathlon und den Kampf gegen sich selbst habe ihn einfach gepackt. Bei der ersten deutschen Jugend-DM belegte er noch Platz 17 unter 100 Startern. Viel Disziplin und Fleiß brachten ihn schnell nach oben. „Da ging es auch um 5.30 Uhr vor der Schule auch schon mal ins Wasser“, fügt er an.
Stratmann absolvierte ein Master-Studium an der Fern-Uni Bad Honnef
Während des Studiums der Sportwissenschaften in Bochum versuchte er den Sprung in den Profibereich. Über den Olympia-Stützpunkt Potsdam ging es zu einem Triathlon-Team nach Holland. „Die Ressourcen waren langsam aufgebraucht und dann kam noch ein Ermüdungsbruch im Kreuzbein hinzu“, sagt Stratmann. Er sei acht Wochen am Stück 120 Kilometer die Woche gelaufen. Der Körper habe ihm die Grenzen aufgezeigt.
Von der Kurzdistanz versuchte er sein Glück auf der Halb-Distanz und wurde 2019 beim ersten Rennen gleich Vierter im polnischen Gdynia. Von der langen Corona-Pause ließ er sich nicht abbringen, weiter an seiner Karriere zu arbeiten. Trotz des abgeschlossenen Master-Studiums an der Fern-Uni in Bad Honnef trainierte er dank Sponsoren weiter. Belohnt wurde er in Zell am See 2021 mit seinem ersten Sieg auf der Halb-Distanz.
Beste Zeit im Triathlon schaffte Jan Stratmann 2024 in Barcelona
Die Jahre 2022 und 2023 waren schwierige Jahre wegen Verletzungen und er habe sich auch mental gegen die Wand gefahren. Im August 2023 wurde Stratmann im finnischen Lathi auf der Halbdistanz bei der Weltmeisterschaft Dritter. „Das war für mich der richtige Durchbruch“, fügt er an.
Sogleich entschied er sich für den Wechsel auf die Langdinstanz, was immer sein Traum gewesen ist. Seine beste Zeit über 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und 42,195 km Laufen schaffte er 2024 in 7:28:25 in Barcelona. Damals die beste Zeit eines Deutschen. Im Triathlon-Mekka Roth wurde er schon Vierter (2024) und dieses Jahr sogar Dritter.
Nun will er die Herausforderung in Hawaii angehen. Das Problem auf der Insel sei die große Luftfeuchtigkeit mit annähernd 100 Prozent. „Die Temperaturen sind im Oktober mit 30 Grad gar nicht so hoch. Man hat ja vor kurzem gesehen, dass wegen des Klimas beim Frauenrennen zwei Führende aufgeben mussten“, sagt er. Die Amerikanerin Taylor Knibb gab drei Kilometer vor dem Ziel auf. „Sie hatte eine Stunde nach dem Rennen trotz medizinischer Versorgung immer noch eine Körperkern-Temperatur von fast 40 Grad“, fügt Stratmann an.
Ich habe mehr Schuhe als meine Frau. Es sind an die 100 Stück.
Auf diese Belastung müsse man sich vorbereiten und das hat Stratmann in den kommenden elf Monaten vor. Dabei wird er auch zu extremen Methoden greifen, denn mehr als der bisherige Trainingsaufwand kann und darf man dem Körper nicht zumuten.
Er sitzt auch schon mal in dicken Klamotten, mit einem luftundurchlässigen Maleranzug auf dem Rad oder simuliert Höhentraining beim Schlafen zu Hause in einem besonderen Zelt. Aber auch ein spezielles Höhentraining in der Schweiz oder der Sierra Nevada schließt er nicht aus.
Stratmann muss sechsstelligen Betrag zusammenbekommen
Auch, welche Triathlons er vor Hawaii noch absolvieren wird, steht noch nicht fest. Die Motivation im Winter sei sicherlich etwas schwieriger. Er versuche im Dezember, Januar und Februar eher in wärmeren Regionen zu trainieren. Fünf- bis sechs Stunden Fahrradfahren bei der Kälte würde einfach zu viele Körner ziehen, betont er.
Einen sechsstelligen Betrag muss er durch Preisgeld und Sponsoren im Jahr zusammen bekommen, um Reisen, Trainer, Manager, Physio und Material zu finanzieren. Er habe mit rund 100 Paar Stück mehr Schuhe als seine Frau. An die zehn würden im Jahr draufgehen und zudem würden auch seine Brüder die getragene Schuhe auftragen. „Wir haben zum Glück alle die gleiche Größe.“
Schlussendlich lobt er noch die Region, auch wenn das Schwimmen in Hennef nicht so optimal geht. „Man kann super Radfahren und Laufen, ich mag es hier zu trainieren. Ich fahre nur weg, um dem schlechten Wetter zu entfliehen“, so Stratmann.
Mit 30 Jahren fühlt er sich eigentlich im besten Alter. Bis 35 sei noch alles möglich, Jan Frodeno sei sogar mit 39 noch Weltmeister geworden. „Ich möchte es gerne noch einige Jahre machen. Ich hoffe, dass mein Körper mitspielt“, sagte Stratmann anschließend.

