Jan Weilers „Pubertier“In der Halle Meiersheide in Hennef wird Pubertät zum Theaterspaß

Lesezeit 2 Minuten
Szene aus dem Theaterstück Das „Das Pubertier“ in der Hennefer Halle Meiersheide: Eine Frau und ein Mann stehen auf einer Bühne, hinter ihnen sitzt ein riesengroßes Faultier, an das sich Schauspieler mit Kopfhörern und Handy anlehnen.

„Das Pubertier“ in der Hennefer Halle Meiersheide: Die Eltern (vorne), gemimt von Mario Thomanek und Thyra Uhde mit ihren Pubertieren Nina Holtvoeth (Tochter Carla) und Tobias Schwieger (Sohn Nick)

Großartig bringen die Schauspieler den Familienalltag auf die Bühne.

„Das Pubertier“ hielt den Gästen in der Hennefer Halle Meiersheide 90 Minuten lang den Spiegel vor. Eltern und die vielen jungen Menschen im Publikum dürften sich und ihre jeweiligen Familien-Gegenüber ein ums andere Mal wiedererkannt haben.

Was vor allem ein Verdienst von Jan Weiler ist. Hat doch der Familienvater und Autor der Buch-Trilogie über das „Pubertier“ die unterschiedlichen Aggregatzustände familiären Zusammenlebens für ein wunderbares Theatererlebnis tief gründend seziert und akribisch aufgelistet. Dies in einem rasanten Duktus, der außer dem King-Kong-haften Riesenfaultier, dessen Krallen und düsteres Fell das Bedrohliche ebenso bebilderten wie sein smartes Gesicht die kindliche Unschuld, weitere Kulissen und Requisiten überflüssig machte.

„Das Pubertier“ in Hennef: Alle denkbaren Klischees auf der Bühne

Das großartige schauspielerische Vermögen von Mario Thomanek als Vater Jan (zugleich Versuchsleiter eines imaginären „Pubertier-Labors“), Thyra Uhde (Mutter Sara und zwei Nebenrollen), Nina Holtvoeth (Tochter Carla) und Tobias Schwieger als Sohnemann Nick trug mit glaubhafter Intensität zur amüsanten Kurzweil bei. Alle denkbaren und ja so bekannten Klischees traten zutage, garniert mit Ironie, Trotz, Frust und allerlei kindhaften Zänkereien.

Die drohten bisweilen zu vergifteten Schlachten auszuufern, wurden dann aber schnell von der Nestwärme auf Normalmaß oder zumindest Waffenstillstand zurückgefahren. Wobei der Nachwuchs dann doch erkannte, dass Papa und Mama mehr sind, als „autoritäre Nervensägen mit schlechtem Musikgeschmack.“ So in der Heiligabend-Szene, bei der Clara die ungerechte Verteilung auf der Welt bemängelt, und sie den Konter des Vaters („Wir könnten ja Oma überreden, dass sie ein paar Millionen Vanille-Kipferl backt“) mit Flucht quittiert. Allerdings nur vorübergehend: Sie kehrt zurück, scheinbar um das schicke Kleid, das sie jetzt trägt, begutachten zu lassen, ist dabei aber erkennbar auf Liebe gestimmt.

Bestätigendes Nicken im Publikum in der Halle Meiersheide

Bestätigendes Nicken war im Auditorium auszumachen, als Clara ihren gestressten Vater spätabends anruft, freilich im unpassenden Moment mit allen Reaktionen und Gegenreaktionen. Sie erreicht ihn ausgerechnet in der Ruhezone eines Intercity mit der Bitte, ihr doch bei einem Referat zu helfen, das sie am nächsten Morgen halten muss. Auch das Picknick eskaliert. Die Kinder finden es zu spießig, was die Eltern in ihrer Annahme bestätigt, ihre Zöglinge seien „wie Zootiere, die immer was zum Essen haben wollen, ohne zu jagen und auch sonst nichts dafür tun zu wollen.“

Das Pubertier-Labor der Eltern stellte außerdem eine mathematische Zuverlässigkeit in Bezug auf den Zeitbegriff der Ihren fest, der als „Zeit = Föhn x Haar“ definiert werde. Und wie anscheinend die gesamte Teenie-Welt finden es auch Clara und Nick „ekelhaft“, wenn sich ihre Eltern küssen: „Weil ihr zu alt seid.“

KStA abonnieren