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Gefahren im StraßenverkehrVerkehrssicherheitstag am Carl-Reuther-Berufskolleg

Lesezeit 3 Minuten

Der Gurtschlitten der Verkehrswacht simuliert einen Aufprall bei gerade mal elf Stundenkilometern.

Hennef – Eine besondere Dimension hatte der Verkehrssicherheitstag am Carl-Reuther-Berufskolleg des Kreises in diesem Jahr. Im vergangenen September war ein ehemaliger Schüler bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Sarah Cherrington und Thore Heldt, gewählte Lehrer in der Schülervertretung, setzten deshalb auf gezielte Information und Aufklärung.

Gemeinsam mit der Kreispolizei, der Verkehrswacht Rhein-Sieg und dem Allgemeinen Deutschen Autoclub (ADAC) entwickelten sie ein Programm für möglichst viele junge Leute. „Wir haben viele Schüler, die mit Auto und Motorrad kommen“, sagte Cherrington, „viele Fahranfänger und viele junge Männer, bei denen die Unfallgefahr statistisch höher liegt“. Insgesamt fast 600 Menschen waren angesprochen, die an mehreren Stationen ausprobieren, Vorträgen zuhören oder sich beim Crash Kurs NRW harter Realität stellen konnten.

Aufprall simuliert

Laura und Hacer trauten sich schließlich doch, in den Gurtschlitten zu steigen, der einen Aufprall mit elf Kilometern pro Stunde simuliert. Gegurtet, extra noch einmal nachgezogen, rutschten sie in zwei Sitzen eine kleine Rampe hinunter. Beim Auftreffen am unteren Ende verloren sie komplett die Kontrolle über Arme und Beine, wurden regelrecht aus dem Sitz gehoben.

„Das war schon beeindruckend“, meinte Hacer danach. Für Laura war es nicht so überraschend, sie war als Beifahrerin schon zweimal in leichte Unfälle verwickelt. Beide haben aber verstanden, wie wichtig es ist, den Gurt richtig anzulegen und auch nachzugurten.

Druck von den Gurten

Am Vormittag in der Schule das Gefühl zu erleben, mit 0,8 oder 1,5 Promille herumzutorkeln und Strohhalme in Trinkbecher zu stecken – das ermöglichte Polizeihauptkommissar Gerd Zöller den Berufsschülern mit Hilfe zweier Rauschbrillen. Selbst das Abklatschen mit der Hand geriet so zur Gehirnübung. Vor allem die jungen Männer hatten Spaß daran, schafften es per angestrengter Konzentration, Ausfälle zu kompensieren. „Wer wirklich getrunken hat, dem gelingt das nicht mehr“, versicherte Zöller ihnen. „Es war ungewohnt, aber es ging“, meinte Jonah hinterher. 

Polizist Gerd Zöller klatschte die Rauschbrillenträger ab – für die gar nicht so einfach.

Der ADAC hatte seinen Überschlagsimulator aufgebaut. Neben dem Achterbahn-Feeling spürten die Teilnehmer, was bei einem Unfall passieren kann. „Nicht angeschnallt, das wäre richtig schlimm“, räumte Ali ein. Sein „Beifahrer“ Ako ergänzte: „Der Druck von den Gurten ist richtig hart.“ Sicher, der Höhepunkt des Tages war für fast 270 Schüler der Crashkurs, bei dem Polizisten, Notarzt und Feuerwehrmann von schlimmen Unfällen und den Auswirkungen auch auf die Rettungskräften berichteten.

Ako (l.) und Ali probierten den Überschlagsimulator.

Notfallseelsorger Albi Roebke erzählte vom Unfalltod seiner Eltern und seines Bruders. Ganz am Ende war es Nicole Gärtner, die selbst Opfer eines Frontalzusammenstoßes, verursacht durch einen Angetrunkenen, wurde und 29 Trümmerbrüche erlitt. Inzwischen hat die 49-Jährige 38 Operationen hinter sich. „Wenn ich heute nur einen oder zwei erreiche, habe ich schon gewonnen“, sagte die sechsfache Mutter.