In den Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises wird am Wochenende der Novemberpogrome gedacht und zu verschiedenen Veranstaltungen eingeladen.
Stolpersteine, Führungen, MusikDiese Veranstaltungen zum Gedenken der Novemberpogrome gibt es in Rhein-Sieg

An vielen Orten in Rhein-Sieg wird in den kommenden Tagen an die Pogromnacht vom 9. November 1938 erinnert. In Niederkassel lädt eine Initiative zum Polieren von Stolpersteinen ein.
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Institutionen aus dem gesamten Kreisgebiet erinnern am kommenden Wochenende an die Opfer der nationalistischen Gewaltherrschaft. Anlass ist der 87. Jahrestag der Novemberpogrome 1938, die den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der Jüdinnen und Juden hin zur systematischen Verfolgung und Ermordung markierten.
Die offizielle Gedenkveranstaltung des Rhein-Sieg-Kreises findet am Sonntag, 9. November, um 16 Uhr in der evangelischen Salvatorkirche in Windeck-Rosbach, Kirchplatz 8, statt. Hauptrednerin ist Sylvia Löhrmann, ehemalige NRW-Vize-Ministerpräsidentin und jetzige Beauftragte des Landes für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur.
In Niederkassel werden zum Gedenken Stolpersteine gereinigt
Auf dem Programm der Gedenkstunde stehen außer dem Vortrag der ehemaligen Grünen-Politikerin Grußworte von Vizelandrätin Notburga Kunert und von Elisabeth Winkelmeier-Becker, der Vorsitzenden des Fördervereins der Gedenkstätte Landjuden an der Sieg. Die musikalische Umrahmung kommt vom Aulos-Flötenquartett.
Mit einem gemeinsamen Putzen der im Stadtgebiet verlegten Stolpersteine will das Netzwerk „Niederkassel für Demokratie“ an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern. Start der Aktion ist am Sonntag, 9. November, um 14 Uhr am Rheidter Marktplatz.
Wer teilnehmen möchte, wird gebeten, Metall- oder Messingputzmittel, Wasser und einen Schwamm oder Lappen mitzubringen. Die Gedenkveranstaltung endet gegen 17 Uhr an der ehemaligen Mondorfer Synagoge (Provinzialstraße 48). Dort soll an die Geschichte der jüdischen Gemeinde im heutigen Niederkassel sowie an NS-Opfer erinnert werden.
Troisdorf veranstaltet Führung zur Erinnerung an die Verfolgten des Faschismus
Eine Stadtführung durch Troisdorf widmet sich den Verfolgten des Faschismus, aber auch dem Widerstand. „Erinnern heißt kämpfen“ ist die historische Führung überschrieben, die die Linksjugend Rhein-Sieg organisiert hat.
In der Führung soll auch ein kritischer Blick auf die Aufarbeitung des Faschismus geworfen werden, die – so die Veranstalter in einer Mitteilung – viel zu spät stattgefunden habe. Sie sei auf das Bestreben einzelner Lokalhistorikerinnen und Historiker zurückzuführen, die sich gegen viele Widerstände hätten durchsetzen müssen. Treffpunkt für die anderthalbstündige Stadtführung ist am 9. November, 14 Uhr, vor dem Haupteingang des Troisdorfer Rathauses.
„Auf den Spuren des jüdischen Lebens“ in Siegburg
In der Kreisstadt Siegburg gibt es am Sonntag, 9. November, eine Führung unter dem Titel „Auf den Spuren des jüdischen Lebens“ durch das ehemalige jüdische Viertel an der Holzgasse bis zum Friedhof. Bertrand Stern wolle dabei den Blick auf Aspekte der jüdischen Religion und interessante Gesichtspunkte der gemeinsamen Kulturgeschichte öffnen, heißt es in der Ankündigung der Stadt. Die Führung beginnt um 13.30 Uhr am Stadtmuseum, Erwachsene zahlen sechs Euro, Kinder bis 14 Jahre drei Euro. Anmeldungen werden unter 02241/53848 entgegengenommen.
Am Abend wird dann ab 17 Uhr in der Auferstehungskirche an der Annostraße zu einem Konzert mit Orgelmusik von jüdischen Komponisten und Liedern des Saxofonquartetts Sans Paroles eingeladen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Im Anschluss können Interessierte ab 18.30 Uhr am Gang des Gedenkens für die Opfer der Reichspogromnacht teilnehmen. Treffpunkt ist der Brunnen am ehemaligen Standort der Synagoge (C&A/Brauhofgasse). Von dort geht es zum Jüdischen Friedhof.
Zeichen gegen Gewalt und Terror in Bad Honnef und Gedenkveranstaltung in Königswinter
In Bad Honnef soll an der Gedenktafel für die Honnefer Synagoge in der unteren Kirchstraße am Sonntag, 9. November, um 18 Uhr ein Zeichen gegen Gewalt und Terror gesetzt werden. Schülerinnen und Schüler haben dazu Vorträge vorbereitet, die Musikschule gestaltet das Gedenken.
In Königswinter findet die offizielle Veranstaltung am Sonntag, 9. November, um 11 Uhr im Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16. Schülerinnen des Gymnasiums am Oelberg zeigen das Videoprojekt „Rosa Cohn: Damit wir nicht vergessen“. Am Montag, 10. November, legt um 17 Uhr Bürgermeisterin Heike Jüngling in Oberdollendorf am Sebastianusplatz und am Gedenkstein für die ehemalige Synagoge an der Heisterbacher Straße 116 einen Kranz nieder.
„Gang des Gedenkens“ führt zur Gedenkstätte der Synagoge in Hennef
Die evangelischen und die katholischen Gemeinden in Hennef laden zum mittlerweile 25. Mal zum „Gang des Gedenkens“ ein. Am Montag, 10. November, wird an die Zerstörung der Geistinger Synagoge am Tag nach der Pogromnacht 1938 sowie an die deportierten und ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger Hennefs erinnert.

Teilnehmende stellen beim Gang des Gedenkens in Hennef 2024 Kerzen ab. (Archivbild)
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Um 19 Uhr gibt es eine Gedenkstunde in der Pfarrkirche Sankt Michael an der Kurhausstraße in Geistingen mit Texten, Musik und Stille. Anschließend geht es in einem gemeinsamen Gang zur Gedenkstätte der Synagoge zu Gedenken und Gebet.
Auch in Sankt Augustin wird zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst eingeladen. Der findet am Samstag, 8. November, um 19 Uhr in der Kirche Mariä Heimsuchung in Mülldorf an der Gottfried-Salz-Straße 16 statt.

