NeugründungNeuer Verein will jüdisches Leben in Bad Honnef sichtbar machen

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Drei Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Bad Honnef-Selhof.

Zeugnis jüdischen Lebens in Bad Honnef: Der jüdische Friedhof in Selhof „Auf der Helte“.

25 Bürgerinnen und Bürger haben den Verein „Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef“ gegründet.

„Wir wollen das vergangene und gegenwärtige jüdische Leben als Teil des Lebens der Stadt Bad Honnef (...) sichtbar und erlebbar machen.“ Das sagte Professor Dr. Rolf D. Cremer, der am Montagabend zum Vorsitzenden des neuen Vereins „Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef“ gewählt worden ist. „Damit setzen wir auch ein Zeichen gegen Antisemitismus und gegen jede rassistische Diskriminierung“, fügte Cremer hinzu.

Neuer Verein führt Arbeit einer bürgerschaftlichen Initiative fort

Mit der Gründung des Vereins, zu der am Montag 25 Bürgerinnen und Bürger in den Bad Honnefer Ratssaal kamen, wird die Arbeit der bürgerschaftlichen Initiative „Erinnerung und Gegenwart jüdischen Lebens in Bad Honnef“ verstetigt, wie es in der Einladung hieß.

Von einer „positiven Verstetigung eines guten Anliegens“ sprach auch Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff. Laut Satzung will der Verein unter anderem das jüdische Leben in Bad Honnef aufarbeiten und dokumentieren, für Informationen an historisch bedeutsamen Stellen sorgen und Lehr- und Lernmaterialien bereitstellen.

Neun Männer und Frauen haben sich im Ratssaal der Stadt Bad Honnef zum Gruppenbild postiert.

Vorstandsmitglieder und Beisitzer um den Vorsitzenden Rolf D. Cremer (M.) und Bürgermeister Otto Neuhoff (l.).

Konkret in Arbeit ist eine „Zeitleiste“, die auch in Form von Schildern an der Wand neben der Gedenktafel für die Bad Honnefer Synagoge in der Kirchstraße installiert werden soll. Auf den Schildern soll es kurze Informationen zu wichtigen Ereignissen geben, die dann über einen QR-Code vertieft werden können.

Auf der gerade im Aufbau befindlichen Internetseite gibt es bereits ein Video, das ausführlich über die Zerstörung der Bad Honnefer Synagoge am 10. November 1938 informiert. Mit Wilhelm Birenfeld kommt dabei auch ein Zeitzeuge zu Wort, der die Reichspogromnacht in Bad Honnef als Kind erlebte.

Laut Michael Lingenthal, einer der Initiatoren der bürgerschaftlichen Initiative, ist die inhaltliche Aufarbeitung zu Themen wie „Jüdische KZ-Überlebende in Bad Honnef“ oder „Die Zeit der Leiden – Schicksal der Honnefer Juden 1933 bis 1945“ auf dem Wege.

Ein weiteres Projekt hat den Titel „Stolpersteine 2.0“ und sieht die digitale Aufarbeitung der Stolpersteine und deren historische Hintergründe durch Jugendliche vor.

Ausstellung informierte über Entstehung der Synagogen-Gedenktafel

„Die jüdische Geschichte Bad Honnefs drohte in Vergessenheit zu geraten“, erinnerte Michael Lingenthal an die Beweggründe für den Start der Initiative. Deren Arbeit führte unter anderem zu einer Ausstellung, in der die Entstehung der Synagogen-Gedenktafel beleuchtet wurde, die sich seit dem 9. November 1979 an der Kirchstraße befindet.

Dort findet jedes Jahr am 9. November ein Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und der Gewaltherrschaft statt. Anlässlich des Stadtjubiläums (1100 Jahre Honnef) gab es im Oktober 2022 im Kunstraum eine Ausstellung der Fotografin Kornelia Danetzki.

„Fotokiste“ kann in der Stadtbücherei ausgeliehen werden

Sie hatte Häuser und Orte in Bad Honnef fotografiert, hinter denen sich jüdisches Leben verberge, die aber auch für die Geschichte von Menschen stünden, die gedemütigt, verfolgt und ermordet wurden, wie es seinerzeit hieß. Die Bilder sind inzwischen Bestandteil einer „Fotokiste“, die in der Stadtbücherei ausgeliehen werden kann und die ergänzt wurde um eine Literaturliste für Kinder und Jugendliche.

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