Internetseite „Mundraub“Nüsse zum Naschen am Wegesrand

Die Walnuss-Allee an Gut Umschoß gehört zum Teil der Stadt Siegburg. In der Nähe gibt es auch nicht privates Streuobst.
Copyright: Bilder: Quentin Bröhl Lizenz
Rhein-Sieg-Kreis – Von der Hand in den Mund zu leben, ist gar nicht so schwer. Die Obstbäume hängen jetzt voller Früchte, die Beerensträucher biegen sich immer noch, herabfallende Nüsse zerplatzen auf dem Pflaster. Im eigenen, in Nachbars Garten und auf öffentlichem Grund und Boden – in Hülle und Fülle präsentiert sich die Natur selbst in der Stadt, allerdings oft an versteckten Orten. Wer sammeln will oder pflücken, muss aber nicht unbedingt mühsam suchen, sondern kann sich im Internet orientieren: „Mundraub“ heißt die Seite, auf der auch etliche Stellen im Rhein-Sieg-Kreis verzeichnet sind. Die Landkarte, von Spaziergängern mit Ernte-Tipps gefüllt, ist allerdings mit Vorsicht zu genießen.
Das zeigt zum Beispiel die Walnussallee am Gut Umschoß zwischen Franzhäuschen und Seligenthal. Das Baumensemble steht überwiegend auf Privatgrund, nur drei oder vier der grünen Riesen rechts und links gehören der Stadt Siegburg, welche das im einzelnen sind, kann allerdings niemand auf Anhieb sagen, ergab eine Anfrage im Rathaus. „Da müsste man in die alten Karten gucken“, weiß Ralf Beyer, Leiter der Grünflächenabteilung des städtischen Bauhofs. Wer sicher gehen will, sollte hier die Nüsse lediglich von der Fahrbahn aufsammeln, die Straße ist – wenn auch nur für Anlieger befahrbar – öffentlich.'bigimage
Das minimiert zwar die Ernte, aber auch den möglichen Ärger mit dem Grundbesitzer. Und noch ein Tipp: Die Hartschalenfrüchte mit Hilfe von Stöcken herunter zu holen, ist verboten. Das Gleiche gilt auch für die Ernte auf Streuobstwiesen. Übrigens stehen wenige hundert Meter links hinter der Walnussallee auf einer abschüssigen Wiese mit Blick auf die Wahnbachtalsperre öffentliche Apfelbäume. Und derzeit liegt immer viel Fallobst drunter, und in diesem Fall ist das Aufheben erlaubt. Wie auch ganz in der Nähe, was allerdings nicht auf der Mundraub-Karte markiert ist: rund um die Sporthalle in Lohmar-Birk, etwa einen Kilometer entfernt. Birnen und Äpfel, die nicht von der Plantage stammen, gewinnen zwar meist keinen Schönheitspreis und haben oft dunkle Stellen und Wurmlöcher, sind aber geschält und in appetitliche Stückchen geschnitten, gekocht oder als Kuchenbelag durchweg schmackhaft – und 100 Prozent Bio. Genauso ungespritzt wie die Kräuter (Mundraub vermeldet Mädesüß an der Sülz in Lohmar unweit des Krewelshofs), der Sanddorn (am Johanneshof in Niederkassel-Mondorf), die Maronen (zum Beispiel in Troisdorf an der Waldstraße und zwischen Seniorenheim und Aggua-Bad) und die Haselnüsse. Tatsächlich fällt in diesem Herbst ins Auge, dass es selbst in ganz normalen Wohnstraßen viele Sträucher und sogar Bäume gibt mit den knackigen Backzutaten. Die Pflanzen tragen nicht jedes Jahr und nur ganz selten solche Massen. Reichlich Ölfrüchte für Mensch und Eichhörnchen. Und zum Glück offenbar zu viel für einen kleinen Rüsselkäfer namens Haselnussbohrer. Der sorgte in den Vorjahren bei denen für lange Gesichter, die voller Vorfreude die dunkelbraunen, vermeintlich reifen Nüsse knacken und genießen wollten. Der Käfer, der sich in die noch weichen, grünen Schalen bohrt, hatte die Früchte aufgeknabbert. mundraub.org
In jeder Kommune im Kreis gibt es Streuobstwiesen, seit 1990 fördert die Untere Landschaftsbehörde deren Anlage und Pflege. Derzeit befinden sich 45 Wiesen im „Vertragsnaturschutz“-Programm des Kreises; sie werden von 25 Landwirten bewirtschaftet. Die Streuobstwiesen dienen dem Erhalt alter Apfel- und Birnensorten, sind Honigweide und bieten Insekten und Kleinsäugetieren Unterschlupf und Nahrung. Auch deshalb sollte ein Teil des Fallobstes liegenbleiben.
Mehr fürs Auge als für die Ernte gedacht ist der Kräutersaum auf dem Rathausvorplatz in Neunkirchen. Am Behindertenaufgang blühen und gedeihen Wildstauden wie Akelei, Küchenschelle, Wiesensalbei und Labkraut. Ein Lebensraum für viele Tiere, so Christa Klein aus der Gemeindeverwaltung, und ein leckerer Lehrpfad – allerdings nur als Anregung für zu Hause.
Die Stadt Hennef vergibt über das Umweltamt Lesescheine für die städtischen Streuobstwiesen. Damit können Bürger Äpfel, Birnen und anderes Obst auch pflücken und müssen sich nicht auf Fallobst beschränken. (coh/rvg)