Sechs Jahre nach dem Start schließt Sarah`s Café im Bahnhof Königswinter. Die Schwestern Sarah Schell und Aileen La Valle haben persönliche und wirtschaftliche Gründe.
Verlust für die AltstadtSarah's Café im Bahnhof Königswinter schließt nach sechs Jahren

Schön ausgestattet: Blick in Sarah`s Café im Bahnhof Königswinter. Sonntag ist hier der letzte Tag.
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Sie haben sich in sechs Jahren einen ausgezeichneten Ruf erworben und in der Altstadt eine kleine Institution geschaffen. Doch an diesem Sonntag (29. Juni) ist Schluss mit Sarah's Konditorei & Café im denkmalgeschützten Königswinterer Bahnhof.
Persönliche und wirtschaftliche Gründe nennen die Schwestern Sarah Schell (28) und Aileen La Valle (30) für das Aus. Zugleich gibt es ein kleines Trostpflaster für die Drachenfelsstadt: Konditormeisterin Sarah Schell kündigt gegenüber dieser Zeitung an, dass man ein kleineres Café in Königswinter eröffnen werde. Und der Betrieb in Sarah's Café in Hangelar gehe ohnehin weiter.
Bei der Qualität wollen die Schwestern keine Abstriche machen
In einem auf Youtube veröffentlichten Video verweisen die Jungunternehmerinnen unter anderem auf die hohen Personalkosten sowie das große Gebäude mit den hohen Sälen und die damit verbundenen Kosten. Zudem stiegen die Einkaufspreise. Bei der Qualität wolle man aber keine Abstriche machen und etwa bei tierischen Produkten weiter Wert auf Bio legen.
An Idee mangele es nicht. So habe man mit Thementagen, Workshops und einem Restaurantbetrieb experimentiert. Doch das entspräche „nicht unserem Herzensprojekt“. Zudem ist Aileen La Valle, die studierte Handelsmanagerin ist, vor kurzem Mutter geworden, will sich mehr um ihre Familie kümmern und nicht mehr an den Wochenenden arbeiten.

Spezielle Immobilie: der Bahnhof Königswinter.
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Sarah Schell betont zugleich, dass sie Konditormeisterin sei und weder Servicekraft noch Veranstaltungsplanerin. Sie wolle auch nicht so viel Zeit im Büro verbringen, wie es nach Aileens Schritt nötig gewesen sei. Man habe sechs Jahre für den „Traum“ im Bahnhof Königswinter gekämpft. Aber man müsse nun vernünftig sein.
Der Königswinterer Bahnhof war lange eine Problemimmobilie in der Stadt. 2004 hatte sie das Gemäuer gekauft, musste allerdings bis 2012 warten, bis es entwidmet war. 2013 verkaufte die Stadt das Gebäude an eine Immobiliengesellschaft, die dort zeitweise das Jobcenter unterbringen wollte.
Im Mai 2014 wurde der umgestaltete Bahnhofsvorplatz – ein rund 1,3 Millionen Euro teures Projekt der Regionale 2010 – freigegeben, auf dem neuer Raum für eine Außengastronomie entstand. Anfang 2017 hatte Oliver Schell, der Vater der Schwestern, das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude gekauft und mit dem Umbau begonnen. Zur Eröffnung am 23. Juni 2019 sprachen die Schwestern von einem Zwei-Millionen-Euro-Projekt, das ein gemeinschaftlicher Traum der ganzen Familie sei.
Das Gebäude soll verkauft werden
Und nun? „Das Gebäude soll verkauft werden, sobald wir einen alternativen Standort zum Backen gefunden haben“, erklärte Sarah Schell auf Anfrage das weitere Vorgehen. „Es sei denn, wir finden noch jemanden, der die Räumlichkeiten ohne Backstube anmieten möchte, sodass wir weiterhin dort backen könnten und der Rest anderweitig genutzt wird. Aber das ist wohl eher utopisch.“
Für die Stadt Königswinter und speziell für die Altstadt ist das Aus für die Bahnhofgastronomie ein Rückschlag, nachdem die Verwaltung sich zuletzt auch mit den Sanierungsmanagern überworfen hatte. Hoffnung setzt die Stadtspitze derweil auf eine neue Nutzung für das ehemalige Sealife. Der Stadtrat will nächste Woche grünes Licht für die Explorado-Gruppe geben.