Die nach dem Mord an seiner Tochter Hannah 2007 von Volker Wiedeck gegründete Hannah-Stiftung wirkt weiter. Seine Töchter übernehmen die Arbeit.
Gegründet nach MordTöchter von Volker Wiedeck setzen Arbeit der Hannah-Stiftung in Königswinter fort

Dieser Gedenkstein in Oberdollendorf erinnert an die ermordete Hannah.
Copyright: Ralf Klodt
„Es soll ein dauerhaftes Projekt sein, weil es auch ein dauerhaftes Problem ist.“ Das sagte Volker Wiedeck im März 2008 im Gespräch mit dieser Zeitung. Da hatte der Vater von Hannah, die im August 2007 in Oberdollendorf brutal ermordet worden war, gerade die Hannah-Stiftung gegen sexuelle Gewalt gegründet.
Volker Wiedeck setzte dafür die Spenden ein, die die durch das Verbrechen erschütterten Menschen in der Region für die Familie gesammelt hatten. „Wir konnten das Geld nicht für uns einsetzen, das ging emotional einfach nicht,“ sagte Wiedeck damals. Rund ein Jahr nach seinem frühen Tod im Alter von 65 Jahren ist nun sicher, dass die Stiftung erhalten bleibt.
Aus dem Sinnlosen sollte etwas Positives entstehen
Aus dem Sinnlosen sollte etwas Positives Seine beiden Töchter Linda Wiedeck und Jana Oehme führen die Arbeit ihres Vaters fort, teilten sie am Freitag mit. „Es ist für uns eigentlich noch viel zu früh. Wir treten in riesige Fußstapfen“, erklärt Linda Wiedeck in einer Pressemitteilung.
Darin zitieren die Töchter ihren Vater: „Meine Idee war, dass aus dem Sinnlosen etwas Positives erwachsen muss. Alles andere wäre unerträglich, weil das Loch, das Hannahs Tod gerissen hat, ja nicht kleiner wird.“ Nach Angaben von Linda Wiedeck und Jana Oehme wurde der Förderverein der Stiftung in diesem Sommer aufgelöst.
Er habe die Hannah-Stiftung gerade in der Niedrigzinsphase handlungsfähig gehalten. Spenden konnten über ihn sofort in voller Höhe ausgegeben werden, während vom Kapital der Stiftung jährlich die Ausschüttung verwendet werden dürfe. Die Einzelfallprüfungen durch den Verein seien jedoch mit viel Arbeit verbunden gewesen.
Den Fokus wollen die beiden Töchter nach eigener Aussage nun auf das Herzensprojekt ihres Vaters legen. Das Präventionsprojekt „Mein Körper gehört mir“ ist eine Kooperation der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Bonn, der theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück und der Hannah-Stiftung.
Das Präventionsprojekt soll räumlich erweitert werden
Ziel sei es, Kinder angstfrei und spielerisch vor sexuellem Missbrauch zu schützen und die erwachsenen Bezugspersonen zu schulen. Anfang November sei eine Informationsveranstaltung für die Leitungen der Schulen und Kitas im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis geplant. Man wolle das Präventionsprojekt, das bisher vor allem in Bonn etabliert sei, räumlich erweitern.
Angesichts der vielen Menschen, die wie seine Tochter Hannah Opfer sexualisierter Gewalt werden, sagte Volker Wiedeck 2008 dieser Zeitung: „Es reicht, ich will etwas tun.“ Durch den Tod seiner jüngsten Tochter „sind Energien frei geworden. Die will ich auf diese Weise einsetzen.“