Die Lohmarer DKG-Zweite Plöck feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Damals schafften sie ihren Weg in den männerdominierten Karneval.
Fantasievolle KostümeDie Lohmarer DKG Zweite Plöck feiert ihr 75. Jubiläum

Die fantasievollen Kostüme sind das Markenzeichen des Plöck.
Copyright: Archiv Zweite Plöck
Das Gründungsdatum der KG? Klar, der Elfte Elfte. Doch die Jahreszahl erstaunt: 1947 war die fünfte Jahreszeit fast überall fest in Männerhand, in Köln sogar noch bis 1999.
Im damaligen Sieg-Kreis indes waren die Frauen auf dem Vormarsch: Die Lohmarer DKG Zweite Plöck, was zweite Ernte bedeutet, feiert ihr 75-Jähriges Bestehen. Quicklebendig wie eh und je – und in der Corona-Pause stark gewachsen (zehn Neue) und verjüngt.
Die älteste Aktive ist 87 Jahre alt
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33 Aktive fiebern der Jubiläumssitzung an Weiberfastnacht, entgegen, die Jüngste ist 30, die Älteste, Annemie Meng, stolze 87. Gründungsmitglieder gibt es nicht mehr, indes einige, die seit mehr als 40 Jahren der Truppe die Treue hielten, erzählt die Vorsitzende Uli Fingerhuth.

Seit Beginn zog die DKG im Rosenmontagszug mit, lange Jahre mit eigenem Wagen.
Copyright: Archiv Zweite Plöck
Etliche haben einen ebenso jecken Partner und standen mit diesen in Narren-Amt und Würden, Prinzessinnen waren unter anderem Fingerhuth, Sitzungspräsidentin Steffi Lutzenberger und Hedi Arz vom stadtbekannten Bestattungsunternehmen.
Jedes Kostüm ist selbstgenäht
Was machen die Frauen anders? Fingerhuth, seit 26 Jahren im Verein, Josi Boddenberg (seit 35 Jahren) und Maike Dieroff (seit 17 Jahren) müssen nicht lang überlegen: Die Kostüme seien selbst gemacht. Und (wichtig!): Sie stehen allen, ob in XS oder XL.
Wahre Kunstwerke, über Wochen genäht und verziert: Kilometerweise Rüschen fältelten sie für die Samba-Kleider aus rutschig-glattem Satin, sie staffierten sich als quietschrosa Törtchen mit Zuckerguss aus (zum 70.) oder als rote Handtaschen.
Anfangs gingen sie im Dirndl auf Plöcktour
Schick, aber unpraktisch, erinnert sich Dieroff: „Das Sitzen war doch schwierig.“ Und im gelben Sonnen-Outfit verging so mancher das Strahlen: Der sperrige Kopfputz aus Styropor eckte überall an.
Die KG-Uniform veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte: Anfangs gingen sie im Dirndl auf Plöcktour, nahmen an der Einweihung des Willi-Ostermann-Denkmals in Königswinter teil, wo erstmals das von Karl Berbuer geschriebene Plöcklied ertönte, der Komponist soll ganz verzückt gewesen sein von den Lumere Wievern.
Sie waren stets im Rosenmontagszug dabei
Später erregten sie in weißen Spitzenkleidern mit pinkfarbenen Hüten Aufsehen, aktuell glänzen sie in grünem Paillettentop, rotem Frack und Zylinderhut. Im Rosenmontagszug war „der Plöck“ stets dabei, einst mit aufwendig gebauten Prunkwagen, heute als Fußtruppe.
Eine Sitzung auf die Beine zu stellen, erklärtes Ziel der Gründerinnen, das werde indes immer schwieriger: Die Künstler müssten zwei bis drei Jahre vorher gebucht werden, die Kosten stiegen, so Dieroff. Erst ab 400 Gästen sei der Plöck aus den Miesen raus, 450 Plätze hat die Jabachhalle.
Der Elferrat könnte bald wieder auferstehen
„Es gibt noch Karten.“ Aber sie wollen ja fiere, nit lamentiere. Zeit für eigene Sketche bleibe den Weibern heute nicht mehr, sagt Fingerhuth: „Wir übernehmen den Großteil der Bewirtung und engagieren nur einige Kellner.“
Bald könnte zumindest der Elferrat wieder auferstehen, einst zu Grabe getragen wegen Personalmangels. Das Jubiläum ist ein angemessener Anlass, sich an die Anfänge zu erinnern.
So wurde früher der erste männliche Gast der After-Show-Party mit vereinten Kräften in den Saal getragen – der Hahn im (Wäsche)-Korb. Andere Ehemänner standen vor der Tür, um ihre Ehefrauen nach Hause zu bringen, erinnert sich Josi Boddenberg: „Mit den Kindern an der Hand.“ (coh)