Vor 75 JahrenGedenkkreuz erinnert an Mord nach Kriegsende in Lohmar

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Das Team aus dem Heimat- und Geschichtsverein mit Initiator Gerd Streichardt (links) initiierte das Gedenkkreuz.

Das Team aus dem Heimat- und Geschichtsverein mit Initiator Gerd Streichardt (links) initiierte das Gedenkkreuz.

Lohmar – Martin Eschbach, Ferdinand Prediger und Jakob Raßmes wollten sich wappnen: Sie bildeten für den gefährlichen Weg zur Arbeit eine „Fahrgemeinschaft“, trafen sich im Lohmarer Kirchdorf, um am Aggerufer entlang nach Troisdorf zu radeln. Doch an jenem 24. Juli kamen sie bei der Dynamit Aktiengesellschaft nicht an. Die Männer wurden erschossen, an die Mordtat vor 75 Jahren erinnert ein Gedenkkreuz am Güldenbach.

Gespräche mit Zeitzeugen

Die Täter wurden nie zur Rechenschaft gezogen, auf dem Kreuz findet sich kein Hinweis, durch wessen Hand Eschbach, Prediger und Raßmes ums Leben kamen. Heimathistoriker Gerd Streichardt hat den Fall recherchiert: Vermutlich waren es ehemalige Zwangsarbeiter. Dass etliche von den in der Kriegszeit ausgebeuteten und drangsalierten Osteuropäern nach Kriegsende „Banden“ bildeten und marodierend übers Land zogen, davon konnten Zeitzeugen wie der kürzlich gestorbene Erwin Henseler berichten.

Ziel waren häufig einsam gelegene Gehöfte. Wie in Hallberg, wo die Täter aber offenbar den verhassten Bauern mit seinem Knecht verwechselten, der durch ihre Schüsse starb, so Streichardt.

Bürokratische Hürden

Hierfür gab es Augenzeugen, nicht jedoch für die Bluttat am Fuße des Güldenbergs, die zeitlich eingegrenzt werden kann: Zwischen 5 und 6 Uhr an diesem 24. Juli 1945 wurden der damals 15-jährige Erwin Henseler und seine Familie „von mehreren kurzen Feuerstößen aus Richtung Agger geweckt“, berichtet er in einem Beitrag in den Lohmarer Heimatblättern, den er mit Streichardt verfasste.

Gedenkgottesdienst

Das schlichte Eichenkreuz konnte vor zehn Jahren, pünktlich zum 65. Jahrestag der Bluttat, in einer Feierstunde am Fuß des Güldenbergs enthüllt werden. Das geschah unter reger Anteilnahme der Bevölkerung. Initiator Gerd Streichardt informierte die Zuhörer über den historischen Hintergrund und seine Recherchen, die sich vor allem auf Zeitzeugenberichte stützten.

Zum 75. Jahrestag werden die Familien der Getöteten Blumen am Kreuz niederlegen. In einem Gedenkgottesdienst in Sankt Johannes im alten Kirchdorf wird an Martin Eschbach, Ferdinand Prediger und Jakob Raßmes erinnert. (coh)

Später fand ein Suchkommando die toten Arbeiter. Warum die drei Männer aus Ellhausen und Lohmar am Fuß des Güldenbergs ihr Leben lassen mussten, ob sie Zufallsopfer von Wilderern wurden oder aber gezielt getötet wurden, auch diese Fragen kann Streichardt nicht mit Sicherheit beantworten.

Die Stadt Troisdorf gab den Text für die Inschrift vor, der keinen Hinweis auf die mutmaßlichen Mörder enthalten durfte.

Die Stadt Troisdorf gab den Text für die Inschrift vor, der keinen Hinweis auf die mutmaßlichen Mörder enthalten durfte.

Gemeinsam mit Mitstreitern aus dem Heimat- und Geschichtsverein setzte sich der Heimatforscher dafür ein, ein Gedenkkreuz an diese Mordtat zu errichten. Bis dahin sei es ein „beschwerlicher, bürokratischer und hürdenreicher Weg“ gewesen, berichtet der heute 77-Jährige vom Schriftverkehr mit Landschaftsbehörde, Stadtverwaltung Troisdorf und Bundesforstamt. So sollte für den winzigen Erdaushub für das quadratische Fundament, 40 Zentimeter breit und hoch, sogar der Kampfmittelräumdienst anrücken, Kosten: etwa 500 Euro. „Das konnten wir abbiegen.“ Die Kreuzaufschrift brauchte eine Genehmigung der Stadt Troisdorf, aus dem von Gerd Streichardt gewünschten Text mussten allerdings die „marodierenden Banden“ entfernt werden. Der Heimatforscher: „Es durften keine abwertenden Begriffe verwandt werden.“

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Mit vereinten Kräften gelang es, das Gedenkkreuz am 65. Jahrestag unweit des Aggerufers auf Troisdorfer Stadtgebiet aufzustellen.

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