In Lohmar sind bei der Firma Danfoss 200 Arbeitsplätze in Gefahr. Mitarbeitende versammelten sich vor dem Werk und machten ihren Unmut Luft.
Schließung per Telefon mitgeteiltDanfoss-Mitarbeiter in Lohmar bangen um ihre Existenz

200 Arbeitsplätze sind bei der Firma Danfoss in Gefahr. Am Freitagmittag trafen sich die Beschäftigten vor dem Gelände.
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Harald Müller ist außer sich. „Das ist eine Unverschämtheit“, schimpft der 59 Jahre alte Mitarbeiter der Firma Danfoss am Freitagmittag vor den Toren des Firmengeländes in Lohmar. Der Betriebsrat hat zu der halbstündigen Versammlung aufgerufen.
Das Unternehmen Danfoss hatte Anfang der Woche angekündigt, sein Werk in Lohmar zu schließen und die Produktion in die Slowakei zu verlagern. Für den Siegburger Harald Müller droht nun nach 43 Jahren Berufstätigkeit das Aus. „Ich habe hier gelernt, mittlerweile bin ich Schichtleiter und weiß, dass ich mit meinen Jungs in einer Sechs-Stunden-Schicht eine Million Euro Umsatz mache“, betont Müller.
„Hier wird produktiv gearbeitet.“ Unterstützung erhielt Andreas Papke, Vorsitzender des Betriebsrates, von der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg, für die Geschäftsführer Michael Korsmeier zu den knapp 100 versammelten Kollegen sprach.

„Solidarität gewinnt!“ steht auf der Mütze, die die IG Metall vor dem Danfoss-Werk verteilte.
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Solidarität bekundete auch Ralf Kutzner, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall Deutschland, der aus Frankfurt angereist war. Bürgermeisterin Claudia Wieja und einige Mitglieder des Lohmarer Stadtrates setzten auch die grauen Mützen mit der Aufschrift „Solidarität gewinnt!“ auf.
„Wir werden unsere Proteste hochfahren und Verbündete suchen“, hatte Korsmeier einen Tag zuvor schon in einem längeren Gespräch mit SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Hartmann gesagt. „Wir werden die Entscheidung nicht kampflos hinnehmen und werden versuchen die Arbeitsplätze hier in der Region zu halten.“ Die Konzepte lägen vor.
Das ist für die Mitarbeiter und ihren Familien ein Arschtritt
Papke hofft zumindest schon mal auf einen Wirtschaftsausschuss, der am Nachmittag auch mit dem europäischen Betriebsrat stattfinden sollte. „Ein Großteil der Entscheider wird sich auch wieder nur per Teams zuschalten. Sie haben leider nicht den nötigen Charakter hier an den Standort zu kommen, um auf unbequeme Fragen antworten zu müssen“, urteilte Papke.
In einem vierminütigen Telefonat vom Flughafen aus habe Danfoss-Präsident Eric Alström am Dienstag die Entscheidung mitgeteilt. „Das ist für die Mitarbeiter und ihren Familien ein Arschtritt“, stellte Papke fest. Es gebe keine Schriftstücke oder Fakten. Angeblich sollten 30 Stellen erhalten bleiben, aber wo und wie, sei den Betroffenen völlig schleierhaft.
„Wir haben eine Ankündigung bekommen, dass Teile vom Engineering, Maschinen-Werkzeugteam und ein paar übergeordnete Funktionen hier irgendwo in der Region unterkommen sollen“, schilderte Papke. Alles sei sehr unkonkret. Die gesamte Entwicklung sei eine Frechheit. In der Slowakei gebe es kein Knowhow. Warum das tragfähige Konzept nicht fruchte und die Gier überhand nehme, könne er nicht verstehen, sagte Andreas Papke zu den Mitarbeitern.
Ralf Kutzner erinnerte daran, dass man in den vergangenen Jahren oft vor dem Tor für ein paar Prozente mehr Gehalt gestreikt habe. Aber diesmal gehe es um die Arbeitsplätze – also um Existenzen.