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„Sich in Gemeinschaft beflügeln“Was die Mitglieder des Schreibclubs Lohmar am Schreiben begeistert

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Die Mitglieder des Schreibclubs in der Villa Friedinde in Lohmar treffen sich alle zwei Wochen

Die Mitglieder des Schreibclubs in der Villa Friedinde in Lohmar treffen sich alle zwei Wochen

Der Schreibclub veröffentlicht sein inzwischen siebtes Buch der Reihe „Gestern und Heute“. Die Mitglieder treffen sich seit 2001.

Eine Biedermeier-Uhr, die ihre Lebensgeschichte erzählt; eine unheimliche Beerdigung mit einem überraschenden Ende oder eine unerwartete Begegnung, die lange nachhallt – der Strauß an Geschichten, die im neuen Buch des Schreibclubs der Villa Friedlinde versammelt sind, ist bunt und breit gefächert. An jedem zweiten Montag treffen sich die derzeit sieben Mitglieder, um selbst geschriebene Texte vorzustellen und zu diskutieren.

„Im Oktober 2001 hatten wir unsere erste Lesung“, sagt Gründungsmitglied Gisela Steimel. Nun stellt der Club am 16. Oktober den mittlerweile siebten Band seiner Reihe „Gestern und Heute“ vor.

Schreibclub Lohmar entdeckt immer wieder das Besondere im Alltäglichen

„Darin geht es um wahre Begebenheiten, aber auch um erfundene Ereignisse, Zeitgeschichte, Kindheitserinnerungen und Urlaubserlebnisse“, berichtet Mitglied Ingrid Jeckel. Der Grundton in dem knapp 200 Seiten dicken Band ist heiter, doch auch die leisen und nachdenklichen Töne kommen nicht zu kurz. Dabei gelingt es den Autorinnen und Autoren immer wieder, das Besondere im Alltäglichen zu entdecken – und das auf mitunter beachtlichem literarischem Niveau.

So berichtet Elfriede Guttmann, mit 91 die älteste Teilnehmerin, wie eine Stubenfliege ihre menschlichen „Gastgeber“ erlebt. Ingrid Jeckel, 1939 geboren, findet den Stoff für ihre Geschichten in ihrem Umfeld, Ursula Robioneck (Jahrgang 1952) steuert nachdenkliche Gedichte bei, und Ilse Schneider (geboren 1948) lässt ihr naturverbundenes Leben in ihre Geschichten einfließen. Gisela Steimel (Jahrgang 1939) nimmt die Leser mit auf Reisen, während Krimiautor Heribert Weishaupt (geboren 1949) neue Facetten seines Schreibens präsentiert.

Heinz Wittek (geboren 1936) zeigt in seinen Texten, wie sehr ihn der Verlust der schlesischen Heimat bis heute beschäftigt. Als externes Mitglied ist Anita Imbusch (geboren 1938) vertreten, die inzwischen in Solingen lebt. Das Diskussionsklima im Schreibclub sei kritisch, aber konstruktiv, sagen die Teilnehmer. „Wenn ein Text gut ankommt, dann motiviert das natürlich. In der Gemeinschaft kann man sich gegenseitig beflügeln“, betont Ilse Schneider.

Schreiben war immer eine Möglichkeit, den Kummer von der Seele zu bekommen.
Gisela Steimel, Mitglied im Schreibclub

So hat Elfriede Guttmann immer einen Notizblock neben dem Bett liegen, um schon morgens ihre Ideen eintragen zu können. „Schreiben kann unwahrscheinlich guttun, vor allem, wenn man keinen Partner mehr hat, mit dem man seine Erlebnisse teilen kann“, findet Ingrid Jeckel. Und Gisela Steimel, MS-Patientin und Rollstuhlfahrerin, bestätigt: „Wenn mich die MS (Multiple Sklerose, Anm. d. Red.) sehr erwischte, war Schreiben immer eine Möglichkeit, den Kummer von der Seele zu bekommen.“ Kinder und Enkel sind von den literarischen Ambitionen jedenfalls begeistert, deshalb dürfte es bei der Lesung in der Villa Friedlinde wohl voll werden.

Während die früheren Bücher des Schreibclubs vom inzwischen verstorbenen Lohmarer Verleger Franz König produziert wurden, hat Heribert Weishaupt die Verantwortung für den neuen Band übernommen. „Mittlerweile fehlt uns ein bisschen der Nachwuchs“, erklärt Elfriede Guttmann. „Deswegen hoffen wir, dass aufgrund des neuen Buches und der Lesung der eine oder andere neu zu uns stößt.“


Die Buchvorstellung findet am Donnerstag, 16.Oktober, um 14.30 Uhr in der Villa Friedlinde, Bachstraße 12, statt. Norbert Duve sorgt am Klavier für die musikalische Begleitung. Der Schreibclub trifft sich jeden ersten und dritten Montag im Monat um 14.30 Uhr in der Villa Friedlinde.