Nicht mehr lange bis Heiligabend - doch auf einen schönen Baum muss man auch kurz vor dem Fest nicht verzichten. Wir geben ein paar Tipps.
Hilfe, bald ist Heiligabend!Wo man auf den letzten Drücker in Rhein-Sieg Weihnachtsbäume bekommt

Ab nach Hause damit: Weihnachtsbäume sollten noch einige Tage auf der Terrasse oder im Keller stehen, um sich zu akklimatisieren.
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Gut zehn Tage ist es her, dass ein Auto bei einer Verfolgungsfahrt mit der Polizei in die Weihnachtsbaum-Plantage von Familie Stockhausen in Bad Honnef-Aegidienberg krachte. Dem Geschäft hat das nicht geschadet, auch wenn die Betreiber wohl auf dem Schaden sitzenbleiben werden. „Manche wussten gar nicht, dass hier Weihnachtsbäume verkauft werden“, sagt Inhaberin Tanja Spinhoff.
Zwei der beschädigten Bäume habe sie als „Crime Trees“ versteigern lassen. „350 Euro für die Kinderklinik kamen so zusammen – drei weitere Bäume sind sogar noch übrig.“ Bäume mit unspektakulärer Geschichte, dafür unbeschädigt, gibt es trotzdem noch etliche auf der Weihnachtsbaumplantage. „Der Einzelhandel beklagt sich über die Kauflaune der Menschen, aber wir sind zufrieden“, sagt Spinhoff.
Auch Selbstschlagen ist bei Stockhausen in Aegidienberg möglich
Fast alle Käuferinnen und Käufer wollten eine Nordmanntanne, denn die piekst nicht so sehr wie eine Blaufichte. „Noch besser ist eigentlich eine Nobilis-Tanne, denn die piekst auch nicht, aber duftet besser. Das ist auch die Sorte, aus der Adventskränze gemacht werden. Allerdings wächst sie nicht so gut wie die Nordmanntanne.“ Jedes Frühjahr würden die Bald-Weihnachtsbäume beschnitten, zu erkennen ist das an verwachsenen Kerben im Stamm.
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„Man schneidet die mit einer Zange ab, damit der Saft nicht weiter nach oben geht. Sonst wächst die Nordmann-Tanne schnell in die Höhe“, erläutert Spinhoff. Dazu werde die mittlere Knospe jedes Zweigs abgeschnitten, damit der Baum nicht in die Breite treibe. „Sonst kriegt man diese Pyramiden-Form nicht hin. Das geht mit der Nordmann-Tanne eigentlich am besten.“

Tanja Spinhoff vom Weihnachtsbaumhof Stockhausen zeigt, wo die Knospen der Tannenzweige abgeschnitten werden, damit sie nicht zu sehr in die Breite wachsen.
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Auch Selbstschlagen ist bei Stockhausen möglich, genügend Sägen liegen bereit. „Viele kommen schon im September oder Oktober, um ihren Baum zu markieren. Die Kinder basteln etwas dafür und schmücken den Baum schon teilweise, dann steht da ein geschmückter Baum in der Schonung“, sagt Spinhoff amüsiert. Sie rät, den frisch geschnittenen Baum nicht direkt ins Wohnzimmer zu stellen, damit er sich akklimatisieren könne. „Sonst fallen die Nadeln schnell ab.“
Am dritten und vierten Adventswochenende verteilten sie kostenlosen Glühwein und Stockbrot. „Das heißt, gegen eine Spende für die Kinderklinik. Ich glaube, die Leute geben eher was, wenn sie alles andere umsonst bekommen“, meint sie. Schöne Weihnachtsbäume gebe es auch am 23. Dezember noch. „Wer am 24. kommt, dem ist das Aussehen sowieso egal.“ Es gebe einen Kunden, der immer erst an Heiligabend komme. „Er zeigt auf irgendeinen Baum, der von der Größe passt, wir laden den auf, er steigt nicht mal aus – das ist seit Jahren ein Running Gag“, erzählt Spinhoff.
Wer in Neunkirchen-Seelscheid bei Pelz selbst schlägt, kann sich mit Glühwein und Waffeln stärken
Den größten Ansturm erlebten Händlerinnen und Händler aber nicht mehr kurz vor dem Fest, sondern bereits nach dem ersten Advent, sagt Siegfried Pelz aus Neunkirchen-Seelscheid. „Viele kommen früher, weil sie was von ihrem Baum haben wollen. Die fahren vielleicht über Weihnachten weg, oder sie haben am 27. gar keine Lust mehr drauf und schmeißen ihn raus.“ Deswegen halte er auf seinem Hof in Hochhausen ein paar Hundert Bäume bereit, Erkennungszeichen ist der große aufblasbare Weihnachtsmann in der Einfahrt.

Bei Siegfried Pelz in Neunkirchen-Seelscheid gibt es auch am 24. Dezember noch Weihnachtsbäume.
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„Ein guter Baum ist Vertrauenssache – wenn die Leute einmal zufrieden sind, kommen sie wieder. Ich habe Kunden, die kaufen seit 20, 30 Jahren bei uns“, sagt Pelz. Er empfiehlt, den Baum nach dem Kauf anzuschneiden und mehrmals Wasser in den Ständer zu geben. „Besonders die ersten Tage, dann hält er länger.“ Auch bei ihm ist Selbstschlagen möglich. „An den Wochenenden verkaufen wir in der Scheune Glühwein und Waffeln, denn wer einen Baum geschlagen hat, hat ja schwer gearbeitet.“ Für Familien, insbesondere aus der Stadt, sei das ein besonderes Erlebnis. Bäume sind noch bis zum Mittag des 24. Dezembers zu haben.
Familie Schmitz aus Lohmar erwartet den Ansturm der Last-Minute-Käufer
Finn Schmitz aus Lohmar erwartet den großen Ansturm an diesem Wochenende: „Dann kommen alle, die es bisher aufgeschoben haben. Viele waren vor zwei Wochen schon da, weil sie länger etwas von ihrem Baum haben wollen“, sagt der 22-Jährige. Die Bäume der Familie Schmitz gibt es auf ihrem Hof Im Alten Breidt und an der B56 in Franzhäuschen – auch am 24. sei der Kauf noch möglich. Viele Kundinnen und Kunden zelebrierten das Absägen ihres eigenen Baums regelrecht. „Wir hatten mal eine Familie da, da kamen die Kinder als Rentiere, der Vater als Weihnachtsmann und die Mutter als Weihnachtselfe“, sagt Schmitz.

Finn Schmitz aus Lohmar an einer Maschine, die Weihnachtsbäume nicht mit einem Netz, sondern Jute-Kordeln umwickelt.
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Außer Netztrichtern gebe es auch eine Maschine, die die Bäume für den Transport mit einer umweltfreundlicheren Jute-Kordel umwickelt. Die ideale „Schlachtreife“ der Bäume liege bei 1,80 bis 2,50 Meter Höhe. „So passen sie noch in die meisten Wohnungen.“ Die Wetterbedingungen seien gut gewesen in diesem Jahr. „Durch die Dürren der letzten Jahre haben die Bäume aber gelitten. Wir Produzenten müssen gegensteuern, indem wir mehr anpflanzen, damit die Bäume mehr Zeit zum Wachsen haben“, sagt er. Die Nachfrage steige bei seinem Unternehmen, weil viele Produzenten altersbedingt aufhörten. „Wir machen das ja immer noch nebenberuflich“, sagt er. „Unser eigener Baum dann einer von den schönen, die übrig geblieben sind.“
