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KostenexplosionWie der SV Lohmar gegen die Folgen der Energiekrise kämpft

Lesezeit 4 Minuten
Zweite Vorsitzende Frank Schulz zeigt auf eine Therme.

Beim Heizen versucht der zweite Vorsitzende Frank Schulz Sparpotenzial herauszuholen.

Der Fußballclub SV Lohmar steckt durch die explodierenden Energiepreise in der Klemme. Nun ergreift der Traditionsverein zahlreiche Maßnahmen, um finanziell überleben zu können.

Als Max Kühn vor rund einem Jahr das Ruder beim SV Lohmar übernahm, hatte er durchaus mit viel Arbeit gerechnet. Doch nun steckt der altehrwürdige Fußballclub, trotz sportlichen Erfolgs, in der Klemme.

Am Donrather Dreieck müsse sich einiges ändern, kündigt der 32-jährige studierte Betriebswirt an. Sonst werde es finanziell zappenduster. Denn das Geld ist auch in guten Zeiten schon knapp, die Krise gehe nun an die Substanz. Damit steht der SV Lohmar mit seinen 600 Mitgliedern nicht allein da in der Vereinslandschaft, was es allerdings nicht einfacher macht. Knapp 800 Euro pro Monat mussten die Kicker früher für Strom und Gas auf den Tisch legen, jetzt fast das Doppelte, rund 1500 Euro.

Wegen Energiekrise nur auf 18 Grad geheizt

Die Zuschüsse für den Breitensport blieben indes gleich. Die Einnahmen aus den Beiträgen, wichtigster Posten, ließen sich nicht gleichermaßen hochschrauben, denn die Mitglieder spürten ja die Inflation überall im Alltag, sagt Kühn, frisch gebackener Familienvater und zuvor zwei Jahre lang Kassierer im SV-Vorstand.

Nun also die ersten, auf der Jahreshauptversammlung mitgeteilten Maßnahmen: Heizung auf volle Pulle und Fenster auf, wenn’s im Vereinsheim hoch her geht, das war einmal. Die Thermostate wurden blockiert, um Gas zu sparen, die Raumtemperatur wurde so von 22 auf 18 Grad Celsius gesenkt. Das Duschwasser wird im Boiler bei 60 statt 65 Grad Celsius gehalten, „tiefer dürfen wir nicht gehen, wegen den Legionellen“.

Flutlichter bleiben beim SV Lohmar länger aus

Früher angepfiffen werden alle Sonntagsspiele, die letzte Partie der ersten Mannschaft um 14.45 statt um 15.15 Uhr, damit das Flutlicht länger ausbleiben kann. In der Diskussion ist ein Energiezuschlag für die drei Seniorenteams von Kreis- bis Bezirksliga, die Damen und die Alten Herren, zehn Euro pro Jahr. Auch eine Beitragserhöhung sei in dieser Größenordnung – von 140 auf 150 Euro im Jahr – denkbar.

Über die Vermietung des Vereinsheims für 400 statt bislang 360 Euro könnten jährlich 600 Euro mehr in die Kasse fließen, schätzt der Vorsitzende: „Es soll ja alles mit Augenmaß passieren.“ Anders als für Privathaushalte gebe es für Vereine bislang noch keine Deckelung, bedauert Kühn.

Wenn Förderprogramme aufgelegt würden, dauere es viel zu lange von der Antragstellung über die Bewilligung bis zur Auszahlung, so ist seine Erfahrung aus der Corona-Zeit, als der komplette Spielbetrieb gestoppt war und Einnahmen, zum Beispiel aus dem Verkauf von Eintrittskarten und Getränken, fehlten. Auch ein ehrenamtlich geführter Club habe schon in normalen Zeiten enorme Kosten: für Trainer, Buchhaltung, Steuerberater. Und für Spieler. In der Bezirksliga würden zwar keine Gehälter, aber Prämien gezahlt.

„Wenn wir da nicht mitmachen, sind wir nicht mehr attraktiv und konkurrenzfähig.“ Max Kühn sieht gerade im Fußballsport eine Unwucht: steigende Einnahmen bei den Profis, aber wachsende Probleme bei den Amateuren, wo doch die jungen Talente die ersten Schritte machten. „Wir kleinen Vereine fühlen uns vergessen.“ Warum gebe es nicht einen Fonds, in den jeder Bundesligist monatlich 10 000 Euro einzahlt? „Diese Summe merken die gar nicht.“ Das Geld könne an der Basis verteilt werden. Wichtig nicht nur im Moment: „Die Krise wird uns wohl noch sehr lange beschäftigen.“


Rücklagen für Instandhaltung schwinden
Mit einem Anstieg der Heizölkoste in knapp fünfstelliger Höhe, doppelt so viel wie bisher, rechnet Uwe Zimmermann, 1. Vorsitzender des FC Spich. Und das nur für das vereinseigene Clubheim und das städtische Jugendheim an den Spicher Höhen, wo der Verein mindestens 30 Prozent der Energiekosten trägt. „Wir haben ja auch die Dreifachhalle in Spich, eine kleinere Halle und die Geräteturnhalle am Altenforst“, sagt Zimmermann. Auch dort fallen anteilige Energiekosten an. Schon vor zwei Jahren habe der Verein auf LED-Technik umgestellt, Bewegungsmelder in den Sportlerheimen schalten das Licht ab, wenn es niemand braucht.

Und in den Umkleiden hängen Duschregeln wie „nicht zu lang“ und „nicht zu heiß“. Dennoch: „Wir müssen jetzt an anderen Stellen einsparen“, zum Beispiel bei Sportkleidung und Ausrüstung. Rücklagen für die Instandhaltung „werden uns jetzt durch die Hände rinnen“. Zugleich müsse der Verein über Beitragserhöhungen nachdenken. Das aber berge ein weiteres Risiko: „Kann sein, dass die Leute sich das dann überlegen und austreten.“ Immerhin habe die Stadt eine Unterstützung der Vereine in Aussicht gestellt. (dk)