Nachtleben trotz CoronaNicht überall in Rhein-Sieg sind die Tanzflächen wieder voll

Im Uckerather Schaukelkeller drängelte sich das Publikum. Dort gibt es eine Testmöglichkeit bis 24 Uhr.
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Rhein-Sieg-Kreis – Tanzen ohne Maske und Abstand – seit dem vergangenen Wochenende geht das wieder in den Clubs und Diskotheken. Für Besucherinnen und Besucher gilt 2G plus: Sie benötigen einen Impfnachweis und einen negativen Test. Während sich die Klangfabrik in Siegburg und der Schaukelkeller in Hennef-Uckerath über großen Andrang freuen, blieb die Tanzfläche im Casbah Clubbing überwiegend leer.
„Die Kombination aus Virus, Krieg und Karneval ist wohl nicht die beste“, mutmaßt Alex Knörck. Er ist Betriebsleiter des Tanzlokals neben dem gleichnamigen Restaurant am Marktplatz sowie dem „Untergrund“ in Bonn.

Alex Knörck, Betriebsleiter des Casbah Clubbing
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Zum jetzigen Zeitpunkt öffnen zu dürfen findet der 45-Jährige ohnehin fragwürdig. „Es wusste doch noch keiner, wo die Infektionszahlen von Karneval hingehen. Außerdem blieb uns kaum Vorbereitungszeit: Mittwoch kam die Erlaubnis, dass wir Freitag aufmachen dürfen. In 48 Stunden mussten wir Lieferanten und Personal reaktivieren“, kritisiert er.
Casbah Clubbing hat im Corona-Lockdown renoviert
Bereits Anfang September durften Diskotheken wieder öffnen, bis das Virus ihre Türen drei Monate später wieder verschloss. Noch weniger Zeit war den Betreibern des Casbah Clubbing vergönnt, sie hatten die anderthalbjährige Schließung zum Renovieren genutzt – und wurden nicht rechtzeitig fertig.
„Der Vorbesitzer hatte die Kabel alle selbst verlegt, die mussten wir erst austauschen und unter Trassen legen. Wir haben außerdem alle Sitzmöbel neu bezogen und das DJ-Pult neu gebaut.“ Viele Materialien seien während Corona teurer geworden oder vorerst nicht zu bekommen. So hätten sie erst später als alle anderen aufmachen können, schildert Knörck.

Das Casbah Clubbing in Siegburg: Dort blieb die Tanzfläche auch an den Abenden weitgehend leer.
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Alles war bereit, doch der Andrang am vergangenen Wochenende blieb überschaubar. „Wir waren selbst geschockt, wie leer es war. Wir dachten, die Leute wollen alle wieder raus, aber man merkt, wie verhalten die Gäste sind.“
Dazu komme die Testpflicht für Besucher der Disco. Wer vorher nur ins Restaurant gehe, brauche keinen Test. „Spontane Clubbesuche sind derzeit nicht möglich, zumal die meisten Testzentren früh am Abend schließen.“
Schaukeller in Uckerath mit voller Tanzfläche
Über ein volles Haus freut sich dagegen Lukas Thiesen. Als Prokurist der Landsknecht GmbH ist er auch für den Schaukelkeller verantwortlich, die Dorfdisco im Herzen Uckeraths. „Wir hätten den Saal in der Gaststätte sowieso für Veranstaltungen geöffnet, so aber haben wir die Möglichkeit, das ganze Party-Haus zu füllen. Die Leute können kaum erwarten, zu Gast zu sein“, sagt er.
Damit möglichst viele Menschen hineinkommen können, hat das Hotel Landsknecht eine Testmöglichkeit bis 24 Uhr organisiert. Anfang Dezember nach nur drei Monaten wieder schließen zu müssen sei frustrierend gewesen, berichtet er. „Aber wir hatten den Ernst der Situation verstanden und deswegen auch die Konsequenzen mitgetragen. Das Hochfahren nach drei Monaten war auch einfacher als nach anderthalb Jahren, wie im Herbst. Wir konnten nahtlos dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben.“
Sein Fazit zu den ersten Party-Wochenenden: „Die Gäste sind dankbar, hier zu sein, und wir sind dankbar, unserem Beruf nachgehen zu können. Wir hoffen, dass es diesmal bei den Öffnungen bleibt, damit wir eine Perspektive haben und planen können.“
Klangfabrik in Siegburg von vielen Jüngeren besucht
Auch Pascal Frangenberg, Geschäftsführer der Klangfabrik in Siegburg, blickt guter Dinge auf dieses Wochenende. Bei der Eröffnung vergangenen Freitag und Samstag, die an beiden Abenden unter dem Motto „Zurück zum Leben“ stand, sei alles reibungslos gelaufen, berichtet er. „Es war sehr voll, und fast alle waren bereit, einen Test zu machen. Die Zahl derjenigen, die ohne kamen, war deutlich geringer als bei der letzten Wiedereröffnung im September.“
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Vielleicht mag das auch daran liegen, dass Minderjährige von der 2G-plus-Regel ausgenommen sind – auch vor dem Discobesuch. „Das macht natürlich keinen Sinn“, sagt auch der Clubbesitzer. Er hätte gern ein Testzentrum am Turm betrieben. „Unsere jüngeren Gäste sind leider nicht so mobil, daher hätten wir ihnen gerne diese Möglichkeit geboten.“ Doch das habe das Gesundheitsamt nicht erlaubt. „Andererseits werden die alle in der Schule getestet, dadurch ist das vertretbar“, meint Frangenberg.
Dass die Klangfabrik besser besucht war als die Casbah, hänge mit der Altersstruktur zusammen. „Ältere sind eben noch vorsichtiger, das hat man ja auch beim Karneval in Köln gesehen. Aber die Jugend hat so viel verpasst, da besteht das Bedürfnis, viel nachzuholen“, glaubt Frangenberg. „In den kommenden Wochen wird der Zuspruch sicher zunehmen.“