FundstückeDiese Gesteinsarten lassen sich am Niederkasseler Rheinufer finden

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Niederkassel – Wenn die Wellen der mächtigen Lastkähne auf dem Rhein am Ufer ausrollen, dann werden zahlreiche Steine bewegt. Spitze Kanten werden so im Laufe der Zeit geschliffen. Geraten sie in die Strömung, transportiert sie der Fluss weiter.
„Die bunten Kiesel am Rheinufer zwischen Bonn und Köln werden vor allem durch die kleineren Nebenflüsse des Rheins aus dem Nahe-Gebiet, dem Gebiet der Mosel und dem Rheinischen Schiefergebirge in den Rhein verfrachtet“, berichtet Dr. Anne Zacke. Sie ist stellvertretende Leiterin des Mineralogischen Museums der Universität Bonn.
„Wir Wissenschaftler sprechen von Gesteinen.“ Das Alter dieser Fundstücke am Ufer ist sehr unterschiedlich. Sie zeigt auf ein Stück Beton (1) und eine Ziegelscherbe (2). „Ein Produkt von Menschen“, erklärt sie, „erst wenige Jahre oder Jahrzehnte alt.“ Der Ziegel ist aus gebranntem Ton, Beton besteht aus Kies und Sand, als Bindemittel wird Zement eingesetzt, was wiederum ein Kalkstein-Ton-Gemisch ist, das auch als als Mergel bezeichnet wird.
Das Auge entdeckt ein Stück vulkanische Schlacke (4). „Es entstand in der Zeit vor 800 000 bis vor 10 000 Jahren, als die Vulkane der Osteifel noch aktiv waren“, sagt die Wissenschaftlerin. Die Schlacke bildete sich, als bei einer Eruption gasreiche Lava in die Luft geschleudert wurde oder ausfloss und rasch abkühlte. Die Gesteine aus der Osteifel gelangen zum Beispiel mit dem Brohlbach in den Rhein.
Ein roter Rhyolith (7) kann aus dem Saar-Nahe-Gebiet, dem Odenwald, dem Pfälzer Bergland oder dem Gebiet der Mosel stammen. Er ist ebenfalls vulkanischen Ursprungs, aber mit 290 Millionen Jahren deutlich älter als die vulkanischen Gesteine der Osteifel. Das Gestein zeigt kleinere Quarzkristalle und größere helle Feldspat-Kristalle. Rhyolithe sind recht häufig am Rheinufer zu finden. Die kräftig rot gefärbten Eisenkiesel (6) stammen aus dem Lahn- Gebiet und sind etwa 350 Millionen Jahre alt. Es handelt sich um ein sehr hartes Gestein, das viel Quarz enthält. Die rote Färbung wird durch Eisen hervorgerufen. Eisenkiesel sind ebenfalls häufige Gesteine am Rheinufer.
Die grauen Tonschiefer (3) sind 350 bis 400 Millionen Jahre alt und stammen aus dem Rheinischen Schiefergebirge. Sie sind recht weich und fühlen sich glatt und leicht fettig an. Da sie nicht sehr widerstandsfähig sind, sind sie zwischen Bonn und Köln schon recht klein und abgerollt.
Die häufig rötlichen Quarzsandsteine (10, 11) und die auffallend weißen Milchquarze (5) stammen aus dem Rheinischen Schiefergebirge. „Sie können aus Taunus, Hunsrück, Eifel oder Siegerland in den Rhein gelangt sein“, so Zacke. Sie entstanden in einem Meer vor etwa 400 Millionen Jahren. Der Sand, der sich dort am Boden ablagerte, wurde über Jahrmillionen zu Sandstein verfestigt. Bei der Entstehung des Rheinischen Schiefergebirges wurden die Gesteine verfaltet und zerbrochen. Teilweise wurde das Gestein durch die hohen Drücke und Temperaturen gelöst. Es bildeten sich heiße Lösungen, die in den aufgerissenen Klüften abkühlten. Dort bildete sich dabei der Milchquarz. Dieser erhält seine weiße Farbe durch kleinste Flüssigkeitseinschlüsse.

Mit Salzsäure testet Anne Zacke, um welches Gestein es sich handelt. Die Flüssigkeit zeigt Blasen, ein Zeichen für Kalkstein.
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Der helle Kalkstein (8) entstand vor Jahrmillionen am Meeresboden, als Kleinstorganismen mit kalkigen Schalen starben und auf den Meeresgrund sanken. Wie der Kalkstein später in den Rhein gelangte und wo er herstammt, bleibt rätselhaft. Dieser weiche, schlecht gerundete Stein stammt nicht aus dem Einzugsgebiet des Rheins und dessen Nebenflüssen. Er wäre durch den Transport längst zerrieben und gelöst worden. Er muss durch Menschenhand an den Fluss gelangt sein.
Kiesel aus Basalt (9) sind oft am Ufer zu finden. Der graue bis schwarze Basalt ist 25 Millionen Jahre alt und stammt aus dem nahen Siebengebirge. Er hat eine rechte kurze Flusswanderung hinter sich und ist dadurch häufig eher eckig als rund. Basalte sind vulkanischen Ursprungs.