NiederkasselImpfgegner instrumentalisierten schwere Erkrankung von Jens Babiak

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Jens Babiak hat ein schweres Jahr hinter sich. (Archivbild)

Niederkassel – Schritt für Schritt holt sich Jens Babiak sein früheres Leben zurück. Inzwischen veröffentlicht der Mondorfer wieder die Naturfotografien aus der Umgebung seines Wohnortes, die im Internet eine große Fan-Gemeinde begeistern. Ein Stück Normalität, das für ihn nicht selbstverständlich ist: „Nach den vergangenen Monaten muss ich froh sein, dass ich noch lebe.“ Aufgrund einer schweren Erkrankung stand nicht nur sein Leben auf der Kippe, er wurde auch von einigen Impfskeptikern als Galionsfigur wider Willen benutzt.

In Niederkassel ist Babiak eine bekannte Persönlichkeit. Der Angestellte eines Baumarkts ist nicht nur gern gebuchtes Fotomodell und Mitwirkender in Fernsehserien wie „Alarm für Cobra 11“ oder „Tatort“. Er engagiert sich auch im Theaterverein Rheidt und im Vorstand des Bürgervereins. Viel Aufmerksamkeit erzielen die von ihm initiierten Schlüsselanhänger mit dem Fotomotiv des Mondorfer Eisvogels, die weiterhin zu Gunsten von Vereinen und Initiativen verkauft werden.

Jens Babiak kam im August mit einer Hirnblutung ins Krankenhaus

Ein ausgefülltes Leben, das am 12. August plötzlich auf den Kopf gestellt wurde. Mit starken Kopfschmerzen musste der 53-Jährige ins Krankenhaus, wo er mit der Diagnose Hirnblutung auf die Intensivstation kam. „Bei meinem Krankheitsbild beträgt die Überlebenswahrscheinlichkeit 50 Prozent“, sagt er. Seine Erkrankung sprach sich im Ort rasch herum und sorgte für Gesprächsstoff, nicht nur in sozialen Medien: „Da hieß es dann auf einmal, meine Gehirnblutung hat etwas mit der Corona-Impfung zu tun.“ Auch im Messengerdienst Telegram soll der Niederkasseler als Beispiel für schwere Impfschäden genannt worden sein.

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Gerüchte, auf die der weiterhin im kritischen Zustand befindliche Patient kaum reagieren konnte: „Es gab keine offensichtliche Ursache für meine Erkrankung, deshalb dachten viele, dann muss es ja an der Impfung gelegen haben.“ Obwohl diese zum Zeitpunkt der Hirnblutung schon fast vier Wochen zurücklag. „Ich habe mit meinen Ärzten darüber gesprochen“, berichtet Babiak. „Sie sagen alle, dass ein Zusammenhang mit der Corona-Impfung äußerst unwahrscheinlich ist.“

Nutzen überwiegt

Das Paul-Ehrlich-Institut überprüft als Bundesinstitut die Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Impfstoffen. Nach Angaben des Instituts wurden in Deutschland seit Beginn der Impfkampagne Ende 2020 insgesamt knapp 147 Millionen Impfungen mit den vier zugelassenen Covid-Impfstoffen durchgeführt. Dabei wurden bis Ende November 2021 knapp 200.000 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Komplikationen erfasst, 26.196 dieser Verdachtsfälle gelten als gravierend.

Rund 2000 Todesfälle wurden nach einer Impfung registriert. Allerdings hält das Paul-Ehrlich-Institut nur bei 78 Todesfällen einen Zusammenhang mit der Impfung für wahrscheinlich, betroffen waren Patienten mit bekannten Impfrisiken. Demnach seien schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfungen sehr selten und änderten nicht das positive Nutzen-Risiko-Verhältnis der Impfstoffe. (map)

Auch Dr. Jacqueline Hiepler, Allgemeinmedizinerin in Hennef und Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Rhein-Sieg-Kreis, warnt vor Spekulationen: „Eine körperliche Reaktion, die im zeitlichen Zusammenhang zu einer Impfung auftritt, muss nicht durch diese ausgelöst worden sein.“ Laut den Angaben des für Impfmittelsicherheit zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts sind Hirnblutungen im Zusammenhang mit der Covid-Impfung nicht bekannt.

Nach einem mehrwöchigen Krankenhaus-Aufenthalt mit anschließender Reha ist Jens Babiak wieder zurück in Mondorf. Auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Corona-Impfung und seiner Erkrankung wird er bis heute angesprochen. „Es nervt mich außerordentlich, dass mein Name in Verbindung zu Impfschäden gebracht wird. Auch fragen mich die Leute, ob sie sich nun impfen lassen sollen – als ob ich ein Arzt wäre.“ Er sei für das Impfen, stellt er klar: „Menschen, die sich unsicher sind, sollten sich von ihren Ärzten beraten lassen. Ich werde das auch tun.“

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