Musikschule Niederkassel„Vanessa Mae ließ die Anmeldezahlen in die Höhe schnellen“

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Barbara_Florin

Barbara Florin leitet die Musikschule der Stadt Niederkassel. Zentraler Standort ist ein Anbau der Alfred-Delp-Realschule. 

  • An diesem Wochenende, 11./12. Juni, feiert die Musikschule Niederkassel ihr 50-jähriges Bestehen.
  • Leiterin Barbara Florin ist selbst Klavierpädagogin. Sie bedauert, dass die Blockflöte bei Kindern heute nicht mehr so beliebt ist.
  • Florin berichtet, dass die meisten Schüler der Musikschule trotz Corona dabei geblieben sind.

Was ist das Besondere an der Musikschule Niederkassel?

Barbara Florin: Sie wurde 1972 für Kinder und Jugendliche gegründet, weil Musik in den allgemeinbildenden Schulen in die zweite Reihe gerutscht war. Dass es uns gelungen ist, die Musikschule für alle Generationen und auch für Menschen mit Behinderung zu öffnen, darauf sind wir stolz. Der inklusive Singkreis findet seit 2013 in Kooperation mit den Seniorenheimen statt. In anderen Ensembles musizieren diverse Altersklassen zusammen; so sitzen in der Bläserband und in den Streichorchestern Kinder mit ihren Eltern, die ihr Instrument einst an der Musikschule gelernt oder hier als Erwachsene mit der Ausbildung begonnen haben.

Wie hat sich die Musikschule entwickelt?

Die 1980er Jahre waren eine Blütezeit, die Kommune hatte damals viel Geld. Alle Lehrer waren hauptamtliche Kräfte, es gab 1000 Schülerinnen und Schüler. Mittlerweile ist dieser Boom abgeflaut, wir haben etwa 500 Schülerinnen und Schüler, die zum Teil von Honorarkräften unterrichtet werden. Diese Zahl ist aber stabil geblieben. Auch nach den Corona-Lockdowns haben uns die meisten die Treue gehalten.

Spielt die Blockflöte als Anfängerinstrument für Kinder noch eine Rolle?

Bis in die 1990er Jahre war es der klassische Weg, mit der Blockflöte zu beginnen. Inzwischen gibt es fast jedes Instrument im Kleinformat, speziell auf die Möglichkeiten von Kindern zugeschnitten. Die Blockflöte hat an Bedeutung verloren, auch, was den Musikgeschmack betrifft. Was schade ist, denn die wenigsten wissen, welch schöne Literatur es für dieses Instrument gibt.

Zweitägige Feiern

Das 50-jährige Bestehen feiert die Musikschule Niederkassel am Samstag, 11. Juni, um 16 Uhr mit einem Jubiläumskonzert. Mitwirkende sind Ensembles und Orchester des Instituts. Am Sonntag, 12. Juni, gibt es ab 15 Uhr einen Ballett- und Vorschultag. Beide Nachmittage finden in der Aula der Alfred-Delp-Realschule statt. Der Eintritt ist frei. Unterstützt werden die Veranstaltungen vom Förderverein promusica.ndk.

In der Musikschule betreuen 22 Lehrkräfte etwa 500 Schülerinnen und Schüler zwischen drei und 99 Jahren. Das Angebot umfasst musikalische Früherziehung, Instrumentalunterricht sowie Gesang, Ballett und Jazztanz. Für das gemeinschaftliche Musizieren sind unter anderem Bläserband, verschiedene Streichorchester, inklusiver Singkreis und Trommeln für Erwachsene im Angebot. (as)

Welche Instrumente werden besonders nachgefragt?

Gitarre und Klavier. Das sind Instrumente, die bei den Auftritten von Popbands in den Medien besonders präsent sind. Andere Instrumente wie die Violine werden stärker nachgefragt, wenn sie von Stars gespielt werden. Vanessa Mae oder David Garrett ließen zeitweise die Anmeldezahlen in die Höhe schnellen.

Welche Instrumente sind nicht mehr so populär?

Oboe, Klarinette und Fagott – solche Holzblasinstrumente kennen viele Kinder nur noch, wenn bei ihnen zu Hause klassische Musik gehört wird. Auch Posaune und Horn sind schwierig. Bis man auf ihnen einen schönen Ton erzielt, muss man viel Geduld aufbringen. Viele Kinder haben aber nicht mehr diesen langen Atem. Das liegt auch am Überangebot in der Freizeit, an den vielen Projekten, in denen man kurzfristig Erfolge haben kann.

Was tut die Musikschule für Kinder aus musikfernen Haushalten?

Wir veranstalten für die allgemeinbildenden Schulen Orientierungstage, bei denen die Kinder Instrumente ausprobieren können. Auch gelten ermäßigte Tarife, gibt es Leihinstrumente für arme Familien. Mit der Gesamtschule beginnen wir demnächst eine Zusammenarbeit, bei der unsere Lehrer nachmittags Gruppenunterricht an der Gitarre geben.

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Regelmäßiges Üben – ist das ein pädagogischer Dauerbrenner?

Meine Erfahrung ist: Wenn man das Musizieren als Bereicherung und Freude empfinden, dann bleibt man dran. Allerdings, ohne Konzentration und Fleiß geht es langfristig nicht. Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, aber nicht zwingen. Manche üben zeitweise gar nicht, kehren dann aber zum Instrument zurück; manche bleiben weg. Ein Patentrezept gibt es nicht.

Die Schule bietet verschiedene Ensembles an. Welche Rolle spielt das Musizieren im Kollektiv?

Das Musizieren im Team stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Man hört einander zu, nimmt sich auch mal zurück und macht die schöne Erfahrung, sich in einem gemeinsamen Takt zu bewegen. Und dann feiert man gemeinsam den Erfolg. Das ist ein Lernen fürs Leben.

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