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Stadt ist pleiteNiederkasseler Bücherei soll prekärer Haushaltslage zum Opfer fallen

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Der Eingang der Stadtbücherei in Niederkassel-Ort.

Die Stadtbücherei in Niederkassel-Ort soll geschlossen werden. Künftig gibt es nur noch zwei Standorte: In Mondorf und Lülsdorf.

In Anbetracht der prekären Haushaltslage soll die Zweigstelle der Stadtbücherei in Niederkassel-Ort geschlossen werden. So sollen die Räume künftig genutzt werden.

Die prekäre Haushaltslage der Stadt fordert ihr erstes Opfer. Der Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss   hat sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, die Zweigstelle der Stadtbücherei in Niederkassel-Ort zu schließen. Die Politiker folgten nach kontroverser Diskussion einem entsprechenden Vorschlag der Stadtverwaltung. Offiziell beschließen muss das Büchereien-Aus der Stadtrat bei seiner Sitzung am 14. Februar.

Die Stadt will mit der Schließung Geld sparen, vor allem aber benötigte Büroflächen schaffen. Man habe eine Immobilie, die nur für wenige   Stunden in der Woche geöffnet sei, „für die wir aber einen langfristigen Mietvertrag haben“, erläuterte der zuständige Beigeordnete Carsten Walbröhl.

Büchereien werden von weniger als 1,5 Prozent der Einwohner genutzt

Zudem würden die Büchereien von weniger als 1,5 Prozent der Einwohner überhaupt genutzt. Walbröhl will in der Bibliothek Mitarbeiter der städtischen IT unterbringen. Das ist für die Stadt die letzte Möglichkeit,   Büroraum zu schaffen. Neue Flächen anmieten darf sie nicht mehr, weil sie in der vorläufigen Haushaltsführung ist.

Die Stadtbücherei soll nach dem Willen der Stadtverwaltung mit zwei Standorten in Lülsdorf und Mondorf auskommen. Ein Konzept dazu will die Verwaltung im Frühjahr präsentieren. Noch im Sommer hatte sich die Politik für drei Standorte ausgesprochen: Mondorf, Lülsdorf und eben

Gerade in Niederkassel-Ort sei eine Bücherei sinnvoll, argumentierte Friedemann Immer (SPD). Der bisherige Standort sei mit Bussen aus allen Stadtteilen erreichbar, er biete als einzige Zweigstelle eine Zone, in dem sich Leserinnen und Leser aufhalten können, und er werde von den Bewohnern des nahe gelegenen Altenheims genutzt. Unverständlich sei für ihn, dass die Verwaltung vor ihrem Schließungsvorschlag nicht den Rat eines Arbeitskreises zur Zukunft der Bücherei eingeholt habe, in dem auch deren Förderverein vertreten ist.

SPD knüpft Zustimmung an Suche nach alternativem Standort

Dem Kostenargument mochten sich auch die Sozialdemokraten nicht verschließen. Sie knüpften ihre Zustimmung zur Schließung an die Bedingung, dass unter Beteiligung der kirchlichen Büchereien noch einmal nach Möglichkeiten für einen alternativen Bücherei-Standort in Niederkassel-Ort gesucht wird.

Wenig erfreut zeigte sich auch CDU-Fraktionschef Marcus Kitz. In seiner Fraktion gebe es „erheblichen Unmut“. Klar sei für die CDU aber angesichts des Haushaltsdefizits auch, dass eine Bücherei mit beschränkten Öffnungszeiten in einem langfristig angemieteten Objekt kaum vermittelbar sei. Es liege auf der Hand, über andere Nutzungen nachzudenken. Wichtig sei, dass die anderen Standorte eine Zukunft haben müssten.

Zu keiner einheitlichen Meinung konnte sich die Vertreter der Grünen durchringen. Auch wenn die Schließungspläne „wie ein Schuss aus dem Dunkeln“ gekommen seien, könne er die Argumentation der Verwaltung nachvollziehen, räumte Fraktionschef Sascha Essig ein.

FDP kritisiert Schließung der Stadtbücherei in Niederkassel

Sein Fraktionskollege Ulrich Buchholz machte dagegen klar, dass er gegen die Schließung stimme. Kultur gehöre zwar zu den sogenannten freiwilligen Leistungen der Stadt, die jetzt auf dem Prüfstand seien. Dies bedeute aber nicht, dass sie einfach verzichtbar seien. Ziel der Politik sei es zuletzt gewesen, die Büchereien als Teil der Niederkasseler Kultur fest zu etablieren.

Gegen die Schließung stimmten auch die FDP-Vertreter. Es sei falsch, eine weitere Bibliothek zu schließen und dann über ein Büchereikonzept zu diskutieren, sagte Anette Wickel. Besser sei, erst ein Konzept zu erarbeiten und dann über Standorte zu sprechen.

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