80 PersonenNiederkassel schafft in einem ehemaligen Baumarkt Wohnraum für Geflüchtete

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Die Stadt Niderkassel hat den ehemaligen Baumarkt Mobau Klein in Ranzel zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Bürgermeister Matthias Großgarten (2.v.l.) und Mitarbeiter der Stadtverwaltung zeigten die Räume jetzt bei einem Pressetermin.

Die Stadt Niderkassel hat den ehemaligen Baumarkt Mobau Klein in Ranzel zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Bürgermeister Matthias Großgarten (2.v.l.) und Mitarbeiter der Stadtverwaltung zeigten die Räume jetzt bei einem Pressetermin.

Jahrelang stand der ehemalige Mobau-Baumarkt an der Karl-Hass-Straße in Ranzel leer. Jetzt bringt die Stadt Niederkassel dort Geflüchtete unter. 

Das gibt es bei öffentlichen Bauvorhaben nicht allzu oft: Der Umbau des ehemaligen Baumarkts Mobau Klein in Ranzel zu einer Unterkunft für Geflüchtete ist billiger als ursprünglich veranschlagt. Rund 1,5 Millionen Euro hat die Stadt in den vergangenen Monaten investieren müssen, um die Gewerbeimmobilie so herzurichten, dass dort bis zu 150 Menschen wohnen können. „Wir liegen jetzt rund 200.000 Euro unter den kalkulierten Kosten“, erläuterte Bürgermeister Matthias Großgarten bei einem Pressetermin zur Vorstellung der neuen Unterkunft, die der Stadt bei der Suche nach dem dringend benötigten Wohnraum für Geflüchtete zumindest eine kurze Atempause verschafft.

Bereits am Dienstag haben die ersten Geflüchteten, die bislang in der Mondorfer Dreifach-Sporthalle untergebracht waren, den ehemaligen Baumarkt bezogen. Rund 80 Personen sollen in einem ersten Schritt einziehen. „Wir wollen hier vor allem Familien und alleinstehende Frauen unterbringen“, erläutert Carsten Walbröhl, der zuständige städtische Beigeordnete. Für die neuen Bewohnerinnen und Bewohner wurden im Baumarkt insgesamt 29 sogenannte Wohnkojen eingerichtet, in denen zwischen zwei und acht Personen wohnen können.

Stadt Niederkassel will Sporthalle schnellstmöglich wieder räumen

Diese nach oben offenen Kojen bestehen jeweils aus denkbar schlicht eingerichteten Schlafräumen mit Doppelstockbetten sowie einem Aufenthaltsbereich mit Tisch und Stühlen, einem Kühlschrank und einem Spind. Menschenwürdig, aber mit vergleichsweise einfacher Ausstattung, so habe man die Unterkünfte geplant, sagt Walbröhl. „Wir sind hier sehr maßvoll mit öffentlichen Geldern umgegangen.“ Teilen müssen sich die neuen Bewohnerinne und Bewohner den großen, bewusst nicht möblierten Aufenthaltsbereich, acht Küchenräume sowie den Sanitärbereich und einen Raum für Waschmaschinen und Trockner.

Auf dem Grundstück des ehemaligen Baumarktes Mobau Klein steht eine zweigeschossige Flüchtlingsunterkunft aus Containern.

Bereits seit einigen Monaten wohnen rund 80 Geflüchtete in einer Container-Anlage auf dem Grundstück des ehemaligen Ranzeler Baumarkts.

Außer in den Bau der Wohnbereiche musste die Stadt in eine neue Be- und Entlüftung, in eine neue Heizung sowie in die Wärmedämmung der zunächst für eine Dauer von zehn Jahren angemieteten Immobilie investieren. „Die Wärmedämmung und Heizung eines Baumarkts reichen für ein Gebäude, in dem Menschen wohnen nicht aus“, sagt der Bürgermeister.

Mit der Inbetriebnahme der neuen Unterkunft in Ranzel sei die Stadt von ihrem Prinzip abgerückt, Geflüchtete bevorzugt in dezentralen Einheiten unterzubringen, räumt Großgarten ein. Dies sei dem angespannten Wohnungsmarkt in Niederkassel geschuldet, aber auch dem Umstand, dass die Stadt schnellstmöglich die Sporthallen der Stadt wieder ihrer eigentlichen Bestimmung zuführen will. Erreicht hat sie dieses Ziel allerdings auch mit der Eröffnung des Wohnheims im ehemaligen Baumarkt noch nicht. Auch wenn jetzt Geflüchtete aus der Mondorfer Sporthalle ausziehen, wird diese als Unterkunft weiter benötig.

In Ranzel können perspektivisch bis zum 250 Geflüchtete untergebracht werden, da auf dem Baumarkt-Areal bereits seit Monaten eine Container-Anlage für bis zu 100 Geflüchtete in Betrieb ist. „Das wird sozial eine große Herausforderung“, räumt der Bürgermeister ein. Es werde wichtig sein, die neuen Bewohnerinnen und Bewohner des Baumarkts zu begleiten durch Sozialarbeiter, aber auch durch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Vereins Interkultur Niederkassel, die sich seit vielen Jahren bei der Betreuung Geflüchteter engagieren. Zudem sollen im ehemaligen Baumarkt zwei Sicherheitskräfte für Ordnung sorgen.


Niederkassel prüft weitere Standorte für eine Flüchtlingsunterkunft

Auch nach Eröffnung der neuen Unterkunft im ehemaligen Baumarkt geht die Suche nach neuen Standorten für Flüchtlingsunterkünfte weiter. Bis zu einer noch nicht terminierten Sondersitzung wollte die Stadt ursprünglich sieben Grundstücke der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) auf ihre Eignung als Standort untersuchen. Inzwischen ist klar, dass zwei Standorte nicht länger infrage kommen. Ein Grundstück an der Uferstraße scheidet nach Angaben der Stadtverwaltung wegen des Widerstands der Shell AG aus, die Alte Schule in Uckendorf, weil der Standort zu klein ist.

Näher untersucht werden sollen nun die Wiese unmittelbar vor der Rheidter-Werth-Grundschule an der Vollbergstraße, Wiese und Parkplatz des Lülsdorfer Hallenbades, eine Fläche im Mondorfer Gewerbegebiet, das Parkplatz-Areal an der Pastor-Grimm-Straße in Niederkassel-Ort sowie eine bislang landwirtschaftlich genutzte Fläche zwischen dem Südfriedhof und der RSVG-Güterbahnstrecke in Rheidt.

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