Abriss oder Sanierung?Zukunft des Schwimmbads in Niederkassel-Lülsdorf ist ungewiss

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Hallenbad_Luelsdorf

Das Schwimmbecken des Hermann-Loos-Hallenbades ist undicht. Und das ist nur ein Posten auf der langen Mängelliste.

Niederkassel – Abreißen und neu bauen, generalsanieren oder von Fall zu Fall reparieren und sich weiter durchwurschteln? Die Zukunft des in die Jahre gekommenen Helmut-Loos-Hallenbads in Lülsdorf ist ungewiss. Seit Jahren behindern kleinere und größere technische und bauliche Probleme immer wieder den Bäderbetrieb.

Der Zahn der Zeit nagt am Schwimmbecken, an der Schwimmbadtechnik, an der Elektrik, aber auch an Trink- und Abwasserleitungen. Inzwischen muss die Stadtverwaltung einräumen, dass sie nicht prognostizieren kann, wie lange der Betrieb des aus den 60er Jahren stammenden Schwimmbades überhaupt noch sichergestellt ist.

Neubau wäre am teuersten

Der Stadtrat ist deshalb aufgefordert, eine richtungsweisende Entscheidung zur Zukunft des Bades zu treffen. Die Politiker haben dabei die Wahl zwischen drei Optionen. Die teuerste wäre ein Neubau des Bades, der nach einer ersten Schätzung rund 8,1 Millionen Euro kosten würde – die üblichen Kostensteigerungen bei solchen Projekten noch nicht einberechnet. Ob die Stadt diesen finanziellen Kraftakt überhaupt stemmen kann, ist aber ungewiss – nicht zuletzt, weil ihr vor allem in Folge der Pandemie Einnahmen weggebrochen sind und ein Haushaltssicherungskonzept droht.

Viele Schäden im Hermann-Loos-Bad

Die Liste der Schäden am Lülsdorfer Hallenbad ist lang. Größtes Problem ist das undichte Schwimmbecken. Verursacht wurden diese Schäden unter anderem durch Spannungen in der Betonkonstruktion.

Auch die starke Betonkorrosion bereitet Probleme. Die Schwimmbadtechnik mit Filteranlage, Prozessleittechnik und Wasseraufbereitung, die zuletzt 2001 erneuert wurde und nach Angaben der Stadtverwaltung „das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hat“, muss ausgetauscht werden.

Probleme verursachen zudem Dämmmaterialien für die Heizungsleitungen, die vermutlich mit Schadstoffen belastet sind, veraltete Trink- und Abwasserleitungen, die noch aus den 60er Jahren stammen, und undichte Lichtkuppeln im Dach des Bades. Wasserschäden am Dach hatte zuletzt auch der Starkregen vom 14. Juli 2021 verursacht. (pf)

Deutlich günstiger wäre die Generalsanierung des Bades – eine Lösung, die die Verantwortlichen im Rathaus favorisieren. Geschätzte zwei Millionen müsste die Stadt nach jetzigem Stand dafür in die Hand nehmen. Ein solcher Schritt würde nach Auffassung der zuständigen Stellen der Stadt und eines Gutachters den Badebetrieb immerhin für die nächsten 20 bis 25 Jahre sicherstellen.

Entscheidender Nachteil dieser Lösung wäre allerdings, dass das Bad für rund eineinhalb Jahre komplett geschlossen werden müsste, mit ungewissen Folgen für Schwimmvereine und das Schulschwimmen.

Kleine Reparaturen ohne lange Schließung möglich

Am preisgünstigsten – zumindest auf den ersten Blick – wäre der Verzicht auf eine großangelegte Sanierung des Hallenbades. In diesem Fall würde die Stadt nur jene Arbeiten durchführen lassen, die zur Aufrechterhaltung des Badebetriebes wirklich nötig sind.

Wie lange das allerdings gut geht, vermag im Rathaus niemand zu sagen. Immerhin: Eine mehrmonatige Schließung bliebe Schulen, Vereinen und Badegästen bei dieser Variante erspart.

Nach einer ersten Diskussion der Handlungsoptionen im Bauausschuss und im Sportausschuss des Stadtrates deutete sich eine politische Mehrheit für eine Generalsanierung des Helmut-Loos-Bades an. „Abreißen und das Bad neu bauen halte ich für völlig unrealistisch“ sagte SPD-Fraktionschef Friedrich Reusch im Bauausschuss. Reusch wies darauf hin, dass Niederkassel mit der Bäderproblematik nicht allein sei. „Viele Kommunen haben Stress mit ihren Hallenbädern.“

Auch für die FDP gibt es zu einer Generalsanierung keine Alternative. „Dass wir dieses alte Ding immer wieder reparieren, ist nicht verantwortbar“, sagte ihr Vertreter Jürgen Bergmann. Ein kompletter Neubau sei für ihn aber auch nicht erforderlich. „Wir brauchen auch keine Konkurrenz zum Zündorfer Schwimmbad“, betonte Bergmann.

„Wir wollen nicht nur in eine Richtung gucken“, argumentierte Tanja Schulte (Grüne). Deshalb sollen die Alternativen Neubau und Generalsanierung zumindest noch einmal vertieft untersucht werden. Grundsätzlich sei es richtig, in das Schwimmbad Geld zu investieren, weil es von Vereinen, Schulsport und Allgemeinheit intensiv genutzt werde.

„Wir wollen uns den Luxus Schwimmbad weiter erhalten, so lange es geht“, sagte Gereon Busch für die CDU. Auch seine Partei bevorzugt eine Generalsanierung. „Wir würden aber gern noch mehr Informationen zum Thema Neubau haben, um vergleichen zu können.“ Darauf einigten sich die Parteien einstimmig. Die Vor- und Nachteile von Neubau und Generalsanierung werden in den kommenden Wochen noch einmal abgewogen.

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