Aus dem 18. JahrhundertDiese Prophezeiungen des rheinischen Hellsehers „Spielbähn“ wurden erfüllt

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Bücher über Bernhard Rembold, rheinischer Weissager, bekannt als Spillbähn oder Spielbähn

Der rheinische Weissager Bernhard Rembold ist auch bekannt als „Spillbähn“ oder „Spielbähn“

Der Weissager „Spielbähn“ aus dem Rheinland lag mit vielen seiner Prophezeiungen richtig.

Als Bernhard Rembold im Jahr 1783 starb, hinterließ er zahlreiche Weissagungen, die später wirklich eintrafen. So sagte er voraus, dass „die schwersten Schiffe den Rhein hinanlaufen ohne Pferd und Wind“, „Wagen durch alle Welt laufen, ohne von lebendigen Geschöpfen gezogen zu werden“, dass der Mensch „Wegstrecken nach der Vögel Flug ausrechnet“. Und „Menschen werden Vögel nachahmen und in die Lüfte fliegen wollen.“ Dies alles ist in einem Prophetenbüchlein zu lesen, das Wilhelm Schattenholz 1846 herausgegeben hat.

Troisdorfer Straße nach Propheten Spielbähn benannt

Rembold sah demnach Motorschiffe, Autos und Flugzeuge voraus. Das erste Dampfschiff auf dem Rhein, der englische Schaufelraddampfer Defiance, erreichte 1816 Köln. Das Schiff hatte aber noch Segelmasten als Notantrieb. Daimler meldete im Jahr 1886 sein Patent auf den Motorwagen an, im Jahr 1903 gelang der erste Motorflug der Gebrüder Wright.

Die Weissagungen haben auch das Interesse von Marianne Over geweckt. Sie hat sich im Jahr 2011 bei der Herausgabe ihres Buches „Sagen und Geschichten – Von der Wahner Heide bis zur unteren Sieg“ mit dem Propheten beschäftigt. „Er hat Szenen beschrieben, die er gesehen haben will, ohne konkrete Dinge zu nennen“, so die Autorin. Motorflugzeuge oder mit Kraftstoff angetriebene Autos gab es damals noch nicht.

Bernd Rembold sei umgangssprachlich Spillbähn, Spellbähn oder Spielbähn genannt worden, weil er zu verschiedensten Anlässen auf seiner Geige spielte. Dieser „Spielbernd“ hätte, wie es früher formuliert wurde, „das zweite Gesicht gehabt“. In Troisdorf wurde sogar eine Straße nach ihm benannt, weil er um 1725 von Overath nach Eschmar zog und dort lebte. Seine zwei Söhne und Töchter wurden dort geboren. Zwei weitere Kinder starben kurz nach der Geburt.

Brand und Neunutzung der Benedektiner-Abtei in Siegburg vorhergesehen

Historisch belegt ist, dass „Spielbähn“ den Brand der Benedektiner-Abtei auf dem Michaelsberg in Siegburg am Neujahrstag 1772 vorausgesagt hatte. Und er sagte auch die heutige Nutzung der Abtei als Bildungszentrum mit einer kleinen Anzahl von Mönchen im Nebengebäude vorher. Es sprach zumindest von einem „wundersamen Ding“, das, wie es weiter heißt, „ein Kloster ist und doch kein Kloster.“

Zu Rembolds Lebzeiten wurden seine Weissagungen nicht komplett niedergeschrieben. Das vorausgesagte Feuer in der Abtei ist jedoch sorgfältig dokumentiert, weil man ihm Brandstiftung unterstellte und er deswegen ins Gefängnis kam. Einen Monat später wurde er jedoch aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen.

Im Jahr 1846 fasste der in Birlinghoven geborene Wilhelm Schattenholz Prophezeiungen in einem Buch mit dem Titel „Spielbähn, der Prophet“ zusammen. Er bezieht sich auf das Manuskript eines katholischen Landgeistlichen, das er zufällig im Jahre 1840 gefunden hätte. Dieser Pastor hätte die Prophezeiungen im Jahr 1756 aus dem Munde Spielbähns persönlich gehört. Die Historikerin Gabriele Wasser hat sich ebenfalls damit befasst. „Im 19. Jahrhundert verschlangen die Menschen buchstäblich jede Voraussage“, so ihre Interpretation des Buches.

Spielbähns Voraussagen teilweise erfunden, teilweise mit viel Interpretationsspielraum

Schattenholz sei als Autor von Sagen und Märchen bekannt gewesen. Da sei es nicht auszuschließen, dass er „einige Voraussagen einfach erfunden“ hätte, um sein Buch besser verkaufen zu können. Dies sei ihm gelungen: Das Buch entwickelte sich schnell zum Verkaufsschlager. Das bestätigt auch Dr. Theodor Anton Henseler, der im Jahr 1950 das wissenschaftliche Werk „Spielbähn – Echte und gefälschte Prophezeiungen“ herausgab. Auch er sieht die Niederschrift kritisch.

Man kann viel in die Prophezeiungen hineininterpretieren. Eine weitere lautet, dass „viele Tausende über dem Gewässer eine bessere Heimat suchen.“ Warum sollte Schattenholz so etwas erfinden? Auch der Bau der geplanten neuen Rheinbrücke wird von Spillbähn prophezeit: Es käme die Zeit, „wann man aber bei Mondorf eine Brücke über den Rhein bauen wird.“

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