SaisonendePersonalmangel und Regen verhageln die Bilanz der Freibäder im Rhein-Sieg-Kreis

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Ein Ein-Meter-Brett in einem Freibad ist gesperrt.

Hier geht's nicht weiter: Das Ein-Meter-Brett im Waldfreibad Much ist gesperrt.

Trotz der sommerlichen Temperaturen haben viele Freibäder in Rhein-Sieg die Saison bereits beendet.

Trotz des herrlichen Wetters haben einige Freibäder im Rhein-Sieg-Kreis bereits die Saison beendet – für die anderen Bäder geht die Sommersaison dagegen gerade erst auf die Zielgerade. Personalmangel, gestiegene Energiekosten und das wechselhafte Wetter haben den Betrieb erschwert. So fällt die erste Bilanz aus.

Waldfreibad in Much hofft auf die schwarze Null zum Ende der Saison

Die Sonne gibt in der ersten Septemberwoche noch mal alles, doch im Waldfreibad Much liegen die Blätter am Grund der Becken, die Mülleimer sind abgedeckt und die Sonnenliegen zusammengeräumt. Die Freibadsaison ist hier seit vorvergangenem Sonntag zu Ende. Das Freibad wird allein durch Ehrenamtliche betrieben. „Irgendwann wollen die ja auch mal wegfahren“, sagt Werner Kermelk, Vorsitzender der betreibenden Bürgerstiftung Waldfreibad.

Ein Mann im Poloshirt steht in einem leeren Freibad.

Werner Kermelk ist Vorsitzender der Bürgerstiftung Waldfreibad Much.

Die Kasse, den Imbiss, die Grünflächen, die Technik, all das regeln die Freiwilligen selbst, nur die Schwimmmeister und die Rettungsschwimmer kommen von der Gemeinde. Die Saison sei jedoch durchwachsen gewesen. „Im Juni glaubten wir noch, wir könnten unseren Besucherrekord von 36.000 Badegästen knacken. Dann aber wurde das Wetter schlecht, im Juli kamen nur noch 5000 Leute, im August 3500“, sagt Kermelk. In der Summe waren es in diesem Jahr 22.000 Gäste, ein deutlich unterdurchschnittlicher Wert.

Auch auf den Gewinn wirke sich das aus: „Wir hatten ohnehin Mehrkosten von 10.000 Euro allein beim Strom. Da die Hälfte unser Gäste Saisonkarten haben, konnten wir mit diesem Geld planen. Aber wir hoffen sehr, dass wir am Ende mit einer schwarzen Null herauskommen“, schildert Kermelk.

Regen sorgte für Knick in der Besucherstatistik im Lemmerzbad

Das Wasser bleibe über den Winter übrigens in den Becken, sagt Elke Stoll vom Lemmerzbad in Königswinter. „Im Herbst verlegen wir Eispolster, damit die Ränder nicht zufrieren. Die Pumpen und Filteranlagen haben wir aber schon abgestellt, um Energie zu sparen“, sagt sie. Ansonsten sei das Saisonende immer weniger aufwendig als die Saisoneröffnung. „Da muss man im Februar, März anfangen, wenn man im Juni aufmachen will“, sagt Stoll. Dazwischen seien immer wieder Kontrollen nötig, damit es sich aufgrund der Nähe zum Wald keine Wildschweine oder Rehe im Freibad gemütlich machten.

Wie viele Besucher vorbeischauten, könne zwei Tage nach Saisonende nur geschätzt werden, sagt Florian Striewe, Pressesprecher der Stadt. Im vergangenen Jahr kamen rund 35.000 Menschen, dieses Jahr aufgrund des Wetters wohl 10.000 weniger. An vier Tagen war sogar ganz zu. Auch eine Bilanz sei noch nicht möglich. „Grundsätzlich gilt aber: Bäder sind defizitär, Tendenz steigend.“

Zu kämpfen gehabt habe das Bad mit Personalmangel. „Nur durch den erhöhten Einsatz der Geschäftsführung des Freibads und vielen saisonalen Aushilfskräften konnte der Betrieb aufrecht erhalten werden“, betont Striewe. Auch deswegen sei es nichts geworden mit dem verlängerten Badespaß.

Sankt Augustin: Im Freibad konnten Schwimmkurse angeboten werden

Auch in Sankt Augustin ist bereits Schluss: „Trotz des wechselhaften Wetters haben in dieser Saison rund 45.000 kleine und große Wasserratten das Freibad besucht“, sagt Stadtsprecher Benedikt Bungarten. Auch im Freibad habe es an Personal, insbesondere an Rettungsschwimmern gemangelt. „Zunächst war das Bad daher nur an fünf Tagen in der Woche geöffnet.“ Dank einer groß angelegten Werbekampagne habe die Stadt im Juni weitere Mitarbeitende finden können, die einen täglichen Betrieb ermöglicht hätten.

Sogar Schwimmkurse für rund 200 Kinder seien in den Sommerferien angeboten worden. „Eine Verlängerung der Freibad-Saison ist aus personellen und organisatorischen Gründen nicht möglich“, sagt Bungarten. Das Personal werde beim Schul- und Vereinsschwimmen im Hallenbad gebraucht.

Später Saisonstart sorgte für hohe Erwartungen im Troisdorfer Aggua

Baustellenbedingt ging es im Aggua erst am 12. Juli los, dafür hat das Freibad noch bis Mitte September geöffnet. „Nach der umfassenden Sanierung in den letzten vier Jahren und der damit einhergehenden Schließung waren die Erwartungen der Badegäste in diesem Sommer besonders hoch“, sagt Daniela Simon, Sprecherin der Stadtwerke. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen, auch wenn der verregnete Sommer weniger Besucher angelockt habe, als erhofft. Engpässe beim Personal habe es keine gegeben.

Leiharbeitsfirma unterstützt im Bad Honnefer Freibad

Auf die Zielgerade ist auch das Freibad auf der Insel Grafenwerth eingebogen. Bis zum 10. September bleibt das Bad noch geöffnet, dann ist für diese Saison Schluss. Größtes Sorgenkind sei in diesem Jahr der Personalmangel gewesen, sagt Mitarbeiter Klaus-Peter Baum. „Zu Beginn der Saison musste das Freibad deshalb jedes zweite Wochenende geschlossen bleiben“, erinnert sich der 68-Jährige. Dann sei eine Leiharbeitsfirma eingestiegen, die einen Betrieb an sieben Tagen ermöglichte. Lediglich die Öffnungszeiten mussten angepasst werden.

Der viele Regen habe in den vergangenen Wochen zu einem Einbruch der Besucherzahlen geführt, geöffnet hatte das Bad aber immer. „Es gibt viele hartgesottene Schwimmer, die bei jedem Wetter kommen“, sagt Baum. Jetzt würden die Besucherzahlen mit den steigenden Temperaturen zwar wieder steigen, voll ausgelastet sei das Bad aber nicht mehr. Dennoch blickt Klaus-Peter Baum positiv auf die Saison. Im kommenden Jahr soll ein weiterer Fachangestellter im Bad unterstützen. Und: „Wir hatten keine größeren Unfälle im Freibad – allein das ist schon eine tolle Nachricht.“

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