Fehlende SchulplätzeSchule nach Wunsch ist auch im Rhein-Sieg-Kreis Glückssache

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Ein Schüler meldet sich während einer Mathestunde.

Bei der Wahl der weiterführenden Schule kommen Kinder nicht immer an ihrer Wunscheinrichtung unter. (Symbolbild)

Einige Einrichtungen müssen angemeldete Kinder wegen fehlender Plätze abweisen. Wir haben im Kreis nachgefragt, wie das Verfahren lief.

Auch im Rhein-Sieg-Kreis ist die Wahl der weiterführenden Schule oft ein Glücksfall. Zu viele Kinder bewerben sich um zu wenige Plätze, bekommen eine Absage, müssen sich Alternativen suchen. Für sie und ihre Eltern oft eine Katastrophe. Wir haben bei einigen Kommunen nachgehört: Wie groß war der Andrang, wo mussten Bewerberinnen und Bewerber abgelehnt werden, und wie lief das Auswahlverfahren?

Siegburg

„Alle Siegburger Schülerinnen und Schüler, die sich um einen Platz in einer weiterführenden Schule in Siegburg beworben haben, konnten angenommen werden“, meldet die Stadt auf Anfrage.

Lediglich die Alexander-von-Humboldt-Realschule habe fünf Viertklässler ablehnen müssen, diese fünf Kinder wohnten jedoch nicht in Siegburg. Die Realschule hatte 54 Anmeldungen, das Anno-Gymnasium 138, das Gymnasium Alleestraße 105 und die Städtische Gesamtschule am Michaelsberg 96. (ah)

Troisdorf

Die Europaschule und die Gertrud-Koch-Gesamtschule waren mit je 135 Anmeldungen die Favoriten bei den Eltern. Allerdings konnten 61 Jugendliche an der Europaschule nicht angenommen werden. Auch das Heinrich-Böll-Gymnasium konnte sieben Anmeldungen nicht berücksichtigen. Dort hatten sich 120 Jugendliche angemeldet.

Das Gymnasium Zum Altenforst hatte 107 Anmeldungen, die Realschule Am Heimbach 93 und die Rupert-Neudeck-Gemeinschaftshauptschule 25. Insgesamt kamen 615 Kinder aus Troisdorf auf weiterführende Schulen. (vr)

Lohmar

Das Lohmarer Gymnasium hat 129 Anmeldungen, so viele, dass zum neuen Schuljahr erstmals fünf fünfte Klassen gebildet wurden. An der Gesamtschule Lohmar hingegen herrscht Flaute: Ausgelegt auf sechs Züge, können mit den 111 angemeldeten Kindern nur knapp fünf Klassen gebildet werden, zunächst waren es nur 105, das hätte sogar nur für vier Eingangsklassen gereicht. Das führte zu einem öffentlichen Streit. Die Leiterin der Gesamtschule warf der Stadt vor, unrechtmäßig das Gymnasium zu bevorzugen.

Hintergrund ist, dass die Stadtverwaltung ein Losverfahren beim Gymnasium vermeiden wollte. Denn das hätte nicht allein auf die 22 Kinder aus Rösrath, Overath, Troisdorf und Siegburg beschränkt werden dürfen; es hätte also auch Lohmarer Kinder treffen können. Ab dem kommenden Jahr soll es indes möglich sein, auswärtige Schüler abzulehnen, dieser Beschluss war 2019 nur für die Gesamtschule gefasst worden. Die Fünfzügigkeit des Gymnasiums soll eine Ausnahme bleiben, war aber legal, das ergab eine rechtliche Prüfung. Der Schuldezernent durfte diesen Ausnahmefall genehmigen, dies sei laut Gemeindeordnung ein „Geschäft der laufenden Verwaltung“, erläuterte Professor Dr. Christian Birnbaum, Spezialist für Bildungsrecht, im Lohmarer Schulausschuss.

Für die Auswahl der Kinder seien weder Verwaltung noch Politik zuständig, das sei allein Sache des Schulleiters. Die Empfehlungen der Grundschule seien nur eine Richtschnur, betonte der Siegburger Rechtsanwalt: „Eltern können ihre Kinder auch nur mit einer Hauptschulempfehlung am Gymnasium anmelden. Das muss die Schule im Gespräch klären.“ (coh)

Hennef

Die Gesamtschule Meiersheide war einmal mehr die gefragteste Schule: Den 174 Plätzen in sechs Eingangsklassen standen Ende Januar 231 Anmeldungen gegenüber. Auch beim Städtischen Gymnasium Hennef ergab sich ein Überhang: 158 Jungen und Mädchen wurden angemeldet, 145 Plätze stehen zur Verfügung. Vorrangig sind die Kinder aus anderen Kommunen abgelehnt worden, in denen es auch eine Gesamtschule beziehungsweise ein Gymnasium gibt.

Weil aber einige Eltern ihr Kind gleichzeitig an einer Schule in freier Trägerschaft angemeldet hatten, konnte man am Ende alle Anmeldungen für das Gymnasium positiv bescheiden. „Der überwiegende Teil der von der Gesamtschule Meiersheide abgelehnten Kinder hat sich im Nachgang an der Gesamtschule Hennef-West angemeldet“, berichtete die Stadtverwaltung auf Anfrage. Für die Gesamtschule Hennef-West (175 Plätze) waren im Anmeldeverfahren 119 Bewerbungen eingegangen. (kh)

Niederkassel

83 Jungen und Mädchen wurden an der Alfred-Delp-Realschule angemeldet, davon 20 aus Troisdorf, Köln und Bonn. Ablehnungen gab es keine. Die Gesamtschule hat 111 Schülerinnen und Schüler aufgenommen; 19 Angemeldete müssen an eine andere Schule wechseln. Das Kopernikus-Gymnasium konnte alle 142 Bewerbungen positiv bescheiden. (pf)


Die Auswahlkriterien

In Paragraf 46 des Schulgesetzes von Nordrhein-Westfalen steht: „Über die Aufnahme der Schülerin oder des Schülers in die Schule entscheidet die Schulleiterin oder der Schulleiter innerhalb des vom Schulträger festgelegten Rahmens, insbesondere der Zahl der Parallelklassen pro Jahrgang.“

Die Aufnahme in eine Schule könne abgelehnt werden, wenn ihre Aufnahmekapazität erschöpft sei oder die Zahl der Anmeldungen die Mindestgröße unterschreite.

Besondere Voraussetzungen zur Aufnahme sind in der Ausbildungs- und Prüfungsordnung geregelt. Für die Sekundarstufe I gilt, dass die Schulleitung im Fall des Anmeldeüberhangs Härtefälle berücksichtigt und bei der Aufnahme eines oder mehrere der folgenden Kriterien heranzieht: Geschwisterkinder, ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen, ausgewogenes Verhältnis von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Herkunftssprache, Schulwege, Besuch einer Schule in der Nähe der zuletzt besuchten Grundschule.

In Gesamtschulen und Sekundarschulen gilt außerdem die Leistungsheterogenität als Kriterium: Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Leistungsfähigkeit sind zu berücksichtigen. Am Ende kann auch ein Losverfahren stehen. (kh)


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