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Landrats-StichwahlSo wollen Sebastian Schuster und Sara Zorlu in Rhein-Sieg Stimmen gewinnen

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Blick auf das Kreishaus in Siegburg

Am 28. September wird in einer Stichwahl entschieden, wer künftig auf dem Chefsessel im Siegburger Kreishaus sitzt. (Archivbild)

Der amtierende Landrat Sebastian Schuster (CDU) und seine SPD-Herausforderin Sara Zorlu gehen in die Stichwahl am 28. September.

Mit einer Stimmendifferenz von nur knapp 14,8 Prozentpunkten werden am Sonntag, 28. September, der amtierende Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Sebastian Schuster (CDU), und seine Herausforderin, die Sozialdemokratin Sara Zorlu, in eine Stichwahl um das Landratsamt gehen.

Bei der Kommunalwahl erhielt Sebastian Schuster knapp unter 45 Prozent der Stimmen, Sara Zorlu 30,2 Prozent und erzielte damit einen Achtungserfolg. Fünf Jahre zuvor hatte Schuster es ohne Stichwahl in seine zweite Amtszeit geschafft. 

Sebastian Schuster sieht der Stichwahl positiv entgegen

Auch mit Blick auf die Stichwahl ist Schuster positiv gestimmt, in eine dritte Amtszeit als Landrat starten zu können. „Ich hatte ja einen ganz guten Vorsprung und bin sehr zuversichtlich“, so der Landrat auf Anfrage der Redaktion. Er werde mit seinem Team jetzt zum Wochenende noch einmal kreisweit Plakate aufhängen, mit Hinweisen auf die Stichwahl. 

Landrat Sebastian Schuster verfolgte im Kreishaus die ersten Ergebnisse der Auszählung.

Landrat Sebastian Schuster verfolgte im Kreishaus die ersten Ergebnisse der Auszählung.

„Einige Anrufer kamen bei mir an, die mir gratulierten, weil sie dachten, die Wahl sei schon durch“, sagt Schuster. Es gehe also auch darum, die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass nochmal gewählt werde. Es würden daher erneut für alle Kommunen Flyer gedruckt, mit der Bitte, wählen zu gehen. 

Grüne in Rhein-Sieg sprechen Wahlempfehlung für Schuster aus

Er wolle jetzt noch einmal intensiv Wahlkampf machen und zeigen, dass „ich aktiv bin und die Stichwahl sehr ernst nehme“, sagt der 69-Jährige, der verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat. Er sei in den nächsten Tagen auf vielen Veranstaltungen vor Ort unterwegs, so habe er Termine auf dem Hennefer Stadtfest (20.-22. September), dem Weinfest in Neunkirchen-Seelscheid oder einer Übung der Rettungsdienste in Troisdorf.

Unterstützung erhält Schuster auch von den Grünen im Kreis. Sie gaben am Mittwoch nach der Kommunalwahl eine Wahlempfehlung für Sebastian Schuster heraus. Eine erneute Zusammenarbeit (derzeit bilden CDU und Grüne im Kreistag die Mehrheitskoalition) mit den Grünen im Falle seiner Wahl würde er ebenfalls begrüßen, sagt Schuster, auch wenn es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Gespräche gebe. Aber: „Ich freue mich, dass die Unterstützung gekommen ist.“

CDU-Kandidat lässt bei Wahl Federn – SPD legt leicht zu

Dazu seien auch bürokratische und organisatorische Aufgaben neben dem Wahlkampf zu bewältigen. Die konstituierende Sitzung des Kreistags sei vorzubereiten und es müssten auch juristische Fragen geklärt werden, beispielsweise die AfD betreffend. Mit zwölf Sitzen ist die AfD nun die viertstärkste Kraft im Kreistag, hinter der CDU, SPD und den Grünen. 

Demnach könne eine Frage, die im Bundestag in Berlin diskutiert wurde, im Kreistag ebenfalls von Bedeutung sein: Könnte die AfD eine repräsentative Position stellen, wie beispielsweise die des Vize-Landrats? Das sei juristisch zu klären.

Im Vergleich zur Landratswahl 2020 erhielt Sebastian Schuster in diesem Jahr 8,1 Prozentpunkte weniger Stimmen, Sara Zorlu für die SPD 1,23 Prozentpunkte mehr als ihr Vorgänger-Kandidat Denis Waldästl. Die AfD kam mit ihrer erstmaligen Kandidatin Susanne Zimmer aus dem Stand auf 13,6 Prozent.

SPD-Landratskandidatin Sara Zorlu (2.v.l.)

SPD-Landratskandidatin Sara Zorlu (2.v.l.) im Kreishaus

Sara Zorlu, die sozialdemokratische Herausforderung des Landrates, gibt sich trotz ihres deutlichen Rückstands auf den Amtsinhaber von der CDU im ersten Wahlgang optimistisch. Dass die Kreis-Grünen jetzt eine offizielle Wahlempfehlung zugunsten ihres Konkurrenten ausgesprochen haben, verwundert die 40 Jahre alte Unternehmerin. „Ich bin von vielen Mitgliedern grüner Ortsverbände angesprochen worden, die mir zugesagt haben, mich bei der Stichwahl zu unterstützen“, schildert sie. Gleiches gelte für Bürgerinnen und Bürger, die sich ihr gegenüber als Grünen-Wähler zu erkennen gegeben hätten. Da gebe es ganz offensichtlich Differenzen zwischen der Basis der Grünen und der Parteispitze.

Sara Zorlu vermisst Selbstkritik beim Amtsinhaber

Im Wahlkampf trifft Zorlu, die nicht verheiratet ist und mit dem Vater ihres Sohnes in Eitorf lebt, nach eigenen Angaben viele Menschen, die auch bei der Kreispolitik kein „weiter so“ wollten. Die Attitüde des Amtsinhabers, alles richtig gemacht zu haben, sei weder zeitgemäß noch angemessen angesichts der Herausforderungen.

Zorlu will in den verbleibenden Tagen bis zur Stichwahl für einen Wechsel auf dem Chefsessel im Siegburger Kreishaus und für einen Prioritätenwechsel in der Kreispolitik mobilisieren. Gelegenheiten dafür gebe es derzeit reichlich, etwa bei Stadtfesten. Ihr vergleichsweise gutes Abschneiden mit 30 Prozent im ersten Wahlgang habe auch die SPD euphorisiert. Die Bereitschaft von SPD-Mitgliedern, für sie Wahlkampf zu machen, sei noch einmal gewachsen.

Dass sie es für den Fall ihrer Wahl als Landrätin mit einem sehr zersplitterten Kreistag und voraussichtlich mit einer schwarz-grünen Mehrheit zu tun bekommt, schreckt Zorlu nicht, sagt sie. „Zu meinen Stärken gehört, dass ich auf Mensch zugehen und sie zusammenbringen kann.“