Unter AufsichtMehr als 300 Rheinschwimmer lassen sich von Linz nach Bad Honnef treiben

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Mehr als 300 Wasserratten schwimmen im Rhein begleitet von Booten Richtung Badhonnef.

Rheinschwimmen Linz-Bad Honnef

Unter Aufsicht der DLRG lassen sich Rheinschwimmer, darunter Haie, Flamingos und Drachen von Linz bis Bad Honnef im Strom treiben.

„Angst haben wir nur vor dem Krokodil.“ Michael Prisille scherzt natürlich. Das Krokodil liegt ganz friedfertig zu seinen und den Füßen von Fynn Trippe und Anke Prisille. Auch von dem Hai, den Torsten Puderbach (50) und Udo Junk (59) dabei haben, geht keine Gefahr aus. Das Trio aus Heiligenhaus und die beiden Männer aus Leutesdorf gehören zu den Rheinschwimmern. Reptil und Hai sind aufblasbare Schwimmtiere.

Die Wiese im Freibad auf der Insel Grafenwerth füllt sich zusehends. „Wir haben 308 Anmeldungen“, berichtet Gudrun von Schoenebeck. Wie viele sich am Ende bei Linz in den Strom begeben, um sich in etwa zwei Stunden elf Kilometer nach Grafenwerth zurücktreiben zu lassen, kann die Pressesprecherin der DLRG Bad Honnef-Unkel noch nicht sagen. Die Schlange am Anmelde-Pavillon ist lang.

Strenge Auflagen für die Teilnehmer

Im Schatten eines Baumes haben sich 22 Tauchsportler des SV Bayer Wuppertal versammelt. 16 von ihnen wollen ins Wasser. „Das machen wir nicht zum ersten Mal“, erzählt Abteilungsleiter Oliver Jung (63). Fünf oder sechs Mal sei man schon dabei gewesen. Neuling Tim Nusch gibt zu, dass er ein wenig nervös ist. Er ist mit 14 Jahren der Jüngste der Truppe, die mit schwarzen Badekappen ausgestattet ist. Die neongelben Drachenzacken, die Marion Hölscher-Neubauer aufgenäht hat, lassen sich als Anspielung auf den Drachenfels deuten. „Dieses Schwimmen im Rhein macht riesigen Spaß“, sagt die 68-Jährige. „Der Bogen um die Erpeler Ley ist wunderschön“, dann komme der Drachenfels in den Blick.

Eins Schwimmerin mit einem gelben Drachen winkt in die Kamera.

Rheinschwimmen Linz-Bad Honnef

Schwimmen im Strom – davon wird doch immer dringend abgeraten. „Nicht im Rhein baden gehen!“ Gudrun von Schoenebeck bestätigt die Warnung. „Nur mit Auflagen und unter strenger Aufsicht“ biete die DLRG einmal im Jahr diese Gelegenheit. „47 DLRG-Kräfte sind im und auf dem Wasser dabei, darunter haben wir Strömungsretter.“

Kanuten unterstützen die Schwimmer

Außer dem eigenen Boot würden weitere des Technischen Hilfswerks und benachbarter DLRG-Gruppen eingesetzt, erläutert Schoenebeck. Es führen außerdem Kanuten mit, die helfen. „Wir betonen, dass das kein Wettkampf ist“, sagt die Sprecherin. In den 40 Jahren, in denen das Rheinschwimmen von Linz nach Bad Honnef mit Ausnahme der Jahre mit Hochwasser, Niedrigwasser und Corona stattgefunden habe, seien stets alle wohlbehalten aus dem Wasser gekommen, die in Linz hineingesprungen seien.

Ins Camp der Rheinschwimmer kommt Bewegung, der Duft von Sonnenmilch verbreitet sich. Die Teilnehmer cremen sich ein, blasen weitere Tiere und Ringe auf, zwängen sich in die vorgeschriebenen Neoprenanzüge. Babs Strohbach (48) strahlt vor Vorfreude. „Ich will unbedingt mal im Rhein schwimmen“, erklärt die Bonnerin. Für ihre Tochter Lotti (13) ist es das erste große Abenteuer dieser Sommerferien. Die beiden gehören zu einer kleinen Gruppe, die mit pinkfarbigen Flamingo-Schwimmreifen den auffälligsten Farbakzent setzen.

Zuschauer winken den Schwimmern vom Ufer aus zu.

Die Passanten am Ufer hatten etwas zu schauen.

Endlich ist die Registrierung abgeschlossen. Stephan Priss von der DRLG gibt über Lautsprecher das Zeichen zum Aufbruch. „Schwimmt rechtsrheinisch, achtet auf den Naturschutz, fangt keine Fische!“, lautet sein humoriger Appell. Die Rheinschwimmer ziehen los, Flossen, Schwimmbretter, Bojen, Poolnudeln und Tiere unter den Armen geklemmt. Bis zur Nato-Rampe ist es ein kleiner Fußmarsch. „Bald sind wir in Linz“, wird gewitzelt. Dann kommt die Fähre in Sicht, die sonst zwischen Linz und Remagen verkehrt. An Bord macht eine Band Stimmung.

Mit 30 Minuten Verspätung legt das Schiff ab. In Linz wird der Bürgermeister das Startsignal zum Sprung von der Fährklappe ins mit 23,5 Grad nicht allzu kalte Wasser geben. „Das ist für mich das Schönste“, schwärmt der Wuppertaler Tauchsportler Oliver Jung. „Endlich Abkühlung!“

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