„Vier-Phasen-Modell“Feuerwehr Rhein-Sieg spielt alle Szenarien durch

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Mit möglichst wenig Personal eilt die Feuerwehr derzeit zu den Einsätzen.

Mit möglichst wenig Personal eilt die Feuerwehr derzeit zu den Einsätzen.

  • Die Pandemie verändert den Arbeitsalltag auch für Feuerwehrkräfte.
  • Stadtbrandinspektor Herbert Maur hat ein Vier-Phasen-Modell für den Rhein-Sieg-Kreis entwickelt, das von anderen Städten übernommen wurde.
  • Dabei gibt es einiges zu beachten.

Sankt Augustin – Schon am 6. März hat für die Feuerwehren im Kreis die intensive Vorbereitung auf die Pandemie begonnen. Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg schickte eine Empfehlung rund, nach der Übungsdienste und Versammlungen in den Gerätehäusern abzusagen seien.

Wie seine Kollegen auch, setzte der Leiter der Sankt Augustiner Feuerwehr, Stadtbrandinspektor Herbert Maur, das sofort um. Lehrgänge mussten ausgesetzt werden, lediglich eine Prüfung der Grundausbildung wurde zwei Wochen später abgenommen. Aber nicht, wie vorher üblich, zentral für die Wehren in Eitorf, Hennef, Sankt Augustin, Siegburg und Troisdorf, sondern jede Kommune für sich führte sie, mit entsprechendem Sicherheitsabstand der Wehrleute zueinander, durch.

Stadtbrandinspektor Herbert Maur hat die neuen Einsatzpläne entwickelt.

Stadtbrandinspektor Herbert Maur hat die neuen Einsatzpläne entwickelt.

Maur tat aber noch mehr. Er entwickelte ad hoc ein „Vier-Phasen-Modell“, das von anderen Städten und Gemeinden übernommen wurde. Bis zum 17. März lief in der Stadt Phase I. „Mehrere Verdachts- und Infektionsfälle im Kreis“ lautet die Überschrift. Außer den oben beschriebenen Einschränkungen lief die Einsatzbereitschaft ganz normal weiter. Bei Alarmierungen rückten die Freiwilligen wie üblich aus.

So lange wie möglich da bleiben

Am 18. März wurde Phase II eingeläutet, in der sich Maurs Truppe nach wie vor befindet. „Wir wollen so lange wie möglich da bleiben“, sagt der Feuerwehrchef. Die Folgen sind beträchtlich. Zu den in Phase I festgelegten Punkten wird die Einsatzstärke neu geregelt. Tagsüber von 7 bis 16 Uhr fahren nur die Mitarbeiter der feuerwehrtechnischen Zentrale, das sind fünf bis sechs Menschen, zu allen Einsätzen mit bestimmten Stichworten. Dazu gehören kleinere Brände, technische Hilfeleistungen bei Unfällen, Ölspuren und wenn Personen vom Dach oder aus Fenstern zu springen drohen.

Hinzu kommen natürlich die Brandmeldeanlagen in größeren Objekten, zu denen dann zusätzlich der Tagesalarm mitkommt. Damit ist der komplette Betrieb umgestellt, es ist annähernd der einer hauptamtlichen Wache. „Wartungen müssen hinten angestellt und Kurierfahrten verschoben werden“, beschreibt Maur die Ausnahmesituation. Denn die ständige Einsatzbereitschaft muss gewahrt bleiben.

Am Wochenende und in der Nacht erledigen die zugeteilten Einheiten die Fahrt zu ausgelösten Brandmeldeanlagen, aber mit reduziertem Personal. Zum Vergleich: Vor Beginn der Corona-Pandemie waren in einem solchen Fall schnell 40 bis 50 Wehrleute zusammen.

In Staffelstärke unterwegs

Von 16 bis 7 Uhr und am Wochenende rücken die jeweiligen Einheiten nämlich lediglich in Staffelstärke, also mit sechs Feuerwehrleuten, sowie, je nach Alarmierung, den vier Sonderfahrzeugen mit je zwei Kräften aus. Das sind die Drehleiter, der Einsatzleitwagen, der Rüstwagen und der Gerätewagen Logistik, der insbesondere für Verpflegung und Einsatzstellenhygiene vorgesehen ist. Das reduziert den Personenansatz erheblich, sind doch bei jeder Einheit zu normalen Zeiten schnell 15 bis 20 Menschen dabei. Im Notfall kann der Einsatzleiter weitere Staffeln schnell nachordern, stehen die doch schon bereit.

In der feuerwehrtechnischen Zentrale werden Masken und Atemschutzgeräte gerade zu Zeiten der Corona-Pandemie gewartet.

In der feuerwehrtechnischen Zentrale werden Masken und Atemschutzgeräte gerade zu Zeiten der Corona-Pandemie gewartet.

Schon vor Corona war Einsatzstellenhygiene gelebte Praxis. „Wir sind da gut gerüstet“, ist Maur sicher. „Ein Corona-Einsatz wäre wie ein Gefahrguteinsatz. Das zu verstehen ist aber schwierig.“ Einsatzkleidung wird noch am Einsatzort ausgezogen und in verschließbare Säcke gepackt. Alles kommt in spezielle Waschmaschinen, auch Masken und Helme. Die Säcke lösen sich auf, es gibt genügend Ersatzkleidung.

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In Phase III gäbe es mehrere Infektionen in den Reihen der Feuerwehr, bisher ist das nicht passiert. „Wir hatten sechs Kontaktpersonen, die aber negativ getestet wurden und nicht erkrankt sind“, sagt Maur. „Wir sind und waren zu jeder Zeit einsatzbereit.“ Dann würden feste Gruppenstärken in der feuerwehrtechnischen Zentrale bleiben und über Sirene weitere Kräfte gerufen. Die Fernmeldebetriebsstelle würde eingerichtet.

In Phase IV, der Quarantäne der Stadt, bliebe die Einsatzleitung fest in Hangelar und würde von dort aus festlegen, wie der Brandschutz sichergestellt werden kann. Aber noch gilt Phase II.

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