Feinkostladen „Isola Verde“ in HangelarVorkosten für zufriedene Kunden
Sankt Augustin – Tag für Tag im Schlaraffenland zu leben ist nicht das reinste Vergnügen. Die noch warme Ciabatta, den zarten San-Daniele-Schinken, die erdig duftenden Trüffeln und die aromatischen Olivenöle haben Claudio Salemi und Sabine Falkenstein probiert, ebenso wie alle anderen knapp 1200 Produkte, darunter auch rund 300 Weine, die schließlich ins Sortiment gelangten – oder auch nicht. „Das ist harte Arbeit“, beteuert Salemi und schildert ein Beispiel. Wachen er und seine Kollegin am nächsten Morgen mit einem dicken Kopf auf, bedeutet das für den neuen Jahrgangswein, der am Abend zuvor noch mundete: „durchgefallen“.
Ob die geprüfte und für gut befundene Auswahl auch den Kunden der „Isola Verde“ (grüne Insel) schmeckt, ist damit zwar noch nicht bewiesen. Wer sicher gehen will, kann vor dem Kauf Frisches und auch Weine kosten, sagt der 42-Jährige, der sich selbst als „Genussmensch und Autodidakten“ bezeichnet.
Der gelernte Bankkaufmann Salemi hatte unter anderem in der Baubranche, in der seine Brüder tätig sind, und beim ökologischen Verband Bioland gearbeitet. Mit seinem Bekannten Andreas Locker eröffnete er 2007 die „Isola Verde“, damals noch in einem Lokal ein Stück weiter und mit nur 80 Produkten. Der Laden lief. „Ein offenes Ohr für die Wünsche der Kunden“, so formuliert Salemi, wirkte sich so aus, dass die Räume bald zu klein wurden.
Der Umzug etwa 100 Meter weiter brachte nochmals einen Aufschwung, zu dem die Nachbarn erheblich beitrugen. Die Eisdiele gegenüber zieht Kundschaft nicht nur aus Hangelar an, die so die „Isola Verde“ entdecken. Hier gibt es nicht nur italienische Spezialitäten, erklärt der Sizilianer Salemi, aber immer Leckereien, die es woanders eher nicht gibt.
Statt des Parmaschinkens verkauft er den nicht so salzigen, 14 bis 16 Monate gereiften San Daniele, aber auch Nduja-Wurst oder Calabres, die Salami im Glas als Würzmittel für Suppen und Tomatensoße. Freitags hat er immer Trüffel aus Umbrien und dem Piemont im Angebot. Die Sommer-, Herbst- und Wintertrüffel seien ihren Preis, 15 bis 50 Euro pro Stück, wert, beteuert der Ladeninhaber. „Die billigeren aus China und Afrika haben vielen Leuten die Trüffel verleidet.“
Ein weiterer Renner im Sortiment ist der sizilianische Kaffee „Miscela bar“, den es deutschlandweit nur hier gibt und der per Post zu Kunden bis in den hohen Norden und in die Alpenregion verschickt wird. Auch diese Bohnen haben ihren Preis. Er liegt mit rund 18 Euro pro Kilo um mehr als ein Drittel höher als der anderer Marken.
Klasse statt Masse und eine gute Beratung, das sei das Rezept, erläutert Salemi: „Der Fachhandel ist nicht tot.“ Er setzt erfolgreich auf Extras: Im Weinpavillon vor der Tür sei oft bis nach Ladenschluss noch Betrieb. „Wir sind ja noch rund eine Stunde da zum Aufräumen“, erklärt er.
Die kulinarischen Spaziergänge, die er alle 14 Tage mittwochs um 20 Uhr für 20 Gäste anbietet mit drei Gängen plus korrespondierenden Weinen, sind so heiß begehrt, dass die Terminplanung abgeschafft wurde. „Wir waren mehr als ein Jahr im Voraus ausgebucht. Das war zu lange.“
Isola Verde, Sankt Augustin-Hangelar, Kölnstraße 149, montags bis freitags von 9.30 Uhr bis 19.30 Uhr, samstags von 9 bis 16 Uhr.