Übung in Sankt AugustinWie die Feuerwehr reagiert, wenn zwei Flugzeuge zusammenstoßen

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Der „Verletzte“ wird nach der Rettung vorsichtig auf eine Trage gelegt.

Die „Piloten“ gehören der Jugendfeuerwehr an.

Mehr als 80 Feuerwehrleute trainierten auf dem Flugplatz in Hangelar den Ernstfall. Was ist zu tun, wenn zwei Flugzeuge zusammenstoßen?

So eine Übung hat die Feuerwehr Sankt Augustin nicht alle Tage: Auf dem Flugplatz in Hangelar probte sie am Samstagvormittag die Rettung zweier Patienten aus zwei verunglückten Flugzeugen. Das angenommene Szenario: Der Pilot eines Sportflugzeugs meldet dem Tower beim Anflug auf Hangelar, dass er Rauch im Cockpit wahrnehme. Das Flugzeug schießt über die Landebahn hinaus und prallt mit einer stehenden Maschine zusammen. Beide Piloten werden schwer verletzt, der des gerade gelandeten Flugzeugs muss aus dem Cockpit befreit werden.

Nur eines der Flugzeuge ist bei der Übung tatsächlich eins, das zweite wird durch ein Schrottauto dargestellt. Die „Piloten“ gehören der Jugendfeuerwehr an. „Flugplätze müssen alle zwei Jahre geprüft werden, dazu gehört auch eine Übung mit der Feuerwehr. Das ist Auflage der Bundesregierung“, berichtet Pressesprecher Daniel Schriek.

80 Feuerwehrkräfte an Übung auf dem Flugplatz Hangelar beteiligt

Unter den Augen zwei Beamtinnen und Beamte der Bezirksregierung Köln trifft Einsatzleiter Herbert Maur um Punkt 10 Uhr am Übungsschauplatz ein. Es gilt, die Arbeit der nachrückenden Kräfte zu koordinieren. Die beiden Rettungswagen lotst er so neben die havarierten Flugzeuge, dass sie später ungehindert abfahren können.

Die Feuerwehr bei der Übung, Verletzte zu bergen.

Ein Schrottauto in der Rolle eines Flugzeugs: Wie man Verletzte schonend birgt, trainierte die Feuerwehr auf dem Flugplatz Hangelar.

Bald trifft das erste Löschfahrzeug ein. Es ist, wie es wohl auch im Ernstfall wäre, das aus Hangelar. „Die Einsatzleitung muss die Unglücksstelle jetzt aufteilen, denn jeder Abschnitt bindet Feuerwehrleute. Wenn die einmal bei einem Patienten sind, gehen sie auch nie mehr weg“, erläutert Schriek. Das Problem: Das Fahrzeug der Hangelarer hat keine Ausrüstung zur technischen Rettung an Bord – sie müssen warten, bis das sogenannte HLF 20 aus Mülldorf eintrifft.

Das ist zum Glück schnell da – die mehr als 80 an der Übung beteiligten Feuerwehrkräfte haben auf einem Parkplatz vor den Toren des Flugplatzes gewartet. Sie erfahren, dass beide Patienten schwer verletzt sein sollen. Zwei Gruppen aus Feuerwehrleuten und Angehörigen des Rettungsdienstes kümmern sich fortan um sie.

Rettungsassistent stützt den Nacken des Schwerverletzten im Auto

Im echten Flugzeug nimmt eine Rettungsassistentin neben dem Jugendlichen Platz, er bekommt eine Nackenstütze verpasst. Dabei spricht sie mit ihm, als wäre er wirklich verletzt, fragt, wo er Schmerzen hat. Mit einem Spinboard – dieses kann man unter dem Rücken des Patienten auseinanderklappen und wegziehen – wird der Patient auf die Trage gelegt und zum Rettungswagen geschoben.

Feuerwehrleute stehen vor dem Bildschirm.

Mit Hilfe eines Bildschirms wird die Übung koordiniert.

Dasselbe passiert im falschen Flugzeug. Der Rettungsassistent klettert auf die Rückbank des Autos, um den Nacken des jungen Mannes zu stützen. Entspannt verkrampft sitzt er dort, während die Feuerwehr um sie herum das Dach des Wagens wegschneidet. „Die Schere! Wie willst du denn ohne Schere das Dach abschneiden“, schimpft der Gruppenführer mit seinem jüngeren Kameraden, als der mit dem hydraulischen Spreizer in der Hand anrückt – die Geräte sehen sich auf den ersten Blick aber auch sehr ähnlich.

Feuerwehr Sankt Augustin zieht nach Großübung positives Fazit

„Alle Aktiven haben eine abgeschlossene Ausbildung mit den technischen Geräten. Die Übung ist aber eine gute Gelegenheit, um Routine zu bekommen“, sagt Daniel Schriek. Das gelte auch für die Einsatz- und Abschnittsleitung, die nicht nur einen Blick auf das Geschehen wirft, sondern auch immer wieder auf den Bildschirm im Einsatzleitwagen schaut, der das Gelände des Flugplatzes anzeigt. „Wir müssen ja ständig Kontakt mit dem Flughafen halten – im Ernstfall auch mit der Leitstelle“, sagt Schriek.

Nach 40 Minuten sind beide Patienten befreit und versorgt. Maur und die Kollegen seien „sehr, sehr zufrieden“, sagt er. „Die Leute sind ruhig geblieben, sie standen sich auch nicht im Weg. Alle Handgriffe haben gesessen.“ Die Ehrenamtler hätten den Umgang mit dem Material und die Qualifikation für Führungspositionen in ihrer Freizeit erlernt. „Es ist immer schön zu sehen, welche Leidenschaft die Leute mitbringen und zu so einem Grad der Sicherheit in Sankt Augustin beitragen.“