Krieg in der UkraineHilfstransport kehrt mit Geflüchteten nach Sankt Augustin zurück

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Auf seiner zweiten Tour brachte Gunther Maassen (links) eine ukrainische Familie aus Kiew mit, Großmutter, zwei Töchter, zwei Enkel.

Sankt Augustin – Von seinem Hilfstransport in die Ukraine ist Gunther Maassen zurückgekehrt. Mit vier Fahrzeugen sowie neun Helferinnen und Helfern hatte er Güter im Wert von 25.000 Euro an die polnische Grenze transportiert. Erste-Hilfe-Kästen, medizinische Güter, Lebensmittelkonserven füllten Hunderte Kartons. In einer neutralen Zone hinter der ukrainischen Grenze wurden die Güter übergeben und mit einem Lkw nach Kiew gebracht.

Auf dem Rückweg nahm er eine ukrainische Familie aus Kiew mit nach Sankt Augustin: eine Frau, ihre zwei Töchter und zwei Enkelkinder. Die Ehemänner der Töchter blieben in Kiew, um ihr Land zu verteidigen. Maassen berichtet, er habe mitbekommen, dass die Frauen über das Internet Kontakt zu einem Mann in Erfurt gehabt hätten, der angeboten habe, sie aufzunehmen: „Da sind bei mir alle Warnlichter angegangen.“

Fotos von Moria im Umlauf

Er bot an, die Familie könne stattdessen mit ihm fahren, in Sankt Augustin warte eine städtische und damit sichere Notunterkunft. „Doch die Frauen haben sich geweigert, sie wollten auf gar keinen Fall in eine organisierte Unterkunft.“ Erst mit viel Nachfragen sei er hinter den Grund gekommen: „Die haben gedacht, dass sie in ein Lager kämen wie Moria. Dass sie ihre Pässe abgeben müssten.“

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Hilfsgüter wurden in einen Lkw für den Transport nach Kiew eingeladen. In der neutralen Zone der Ukraine hinter der polnischen Grenze wurden sie übergeben.

Er habe die Familie überzeugen können, ihnen Fotos von der Unterkunft gezeigt. „Ich habe ihnen gesagt, dass Deutschland einen anderen Umgang mit Flüchtlingen pflegt – etwas, worauf ich richtig stolz bin.“ Fotos vom Elend der Menschen im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos würden gezielt in der Ukraine verbreitet, glaubt er. Ob von russischer Seite oder von Schleppern, könne er nicht sagen. Das schüre das Misstrauen gegenüber den vielen Helfern. Schlepper ließen sich den Transport mit 15.000 Euro bezahlen.

Viele Gefahren auf der Flucht

Die ohnehin schon traumatisierten Menschen seien auf der Flucht vor dem Krieg vielen Gefahren ausgesetzt. „An der polnischen Grenze habe ich gesehen, wie ein Polizist einen Mann mit drei kleinen Kindern aufgehalten hat. Der hat behauptet, das seien seine, obwohl die Kinder alle etwa im gleichen Alter waren. Und während der Polizist mit dem Mann sprach, kamen die Mütter der Kinder um die Ecke gerannt.“

Ohne Zwischenstopp sei der Konvoi zurückgefahren. Unterkünfte seien teuer, und man habe die Frauen nicht beunruhigen wollen, indem die männlichen Fahrer plötzlich ein Hotel ansteuerten. Um 24 Uhr kam die Gruppe zurück: „Der Amtsleiter und der Hausmeister haben die Unterkunft geöffnet“, lobt Maassen.

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Am Dienstag startet sein dritter Transport mit drei von DHL gesponsorten Sprintern und zwei Privatfahrzeugen. Eine Liste mit den am dringendsten benötigten Gütern gab man ihm in der Ukraine mit. „Unterwegs stoßen dann noch zwei weitere Transporter hinzu.“

Ans Steuer setzt Maassen sich nicht mehr, er organisiert und koordiniert aus seinem mobilen Büro während der Fahrt. Der vierte Transport wird vorbereitet. Derzeit plant er die Versteigerung einer Ente zugunsten der Ukraine-Hilfe mit Unterstützung des 2CV-Clubs Deutschland und der Entenranch in Niederkassel. 

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