AuszeichnungMitglieder von Sankt Augustiner Verein erlebten Hamas-Angriff

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Ein Mann hält eine Rede.

vereinsgründer Gregor Schröder bei seiner Rede im Haus Lauterbach in Birlinghoven.

Häufig standen die Fernreisen unter keinem guten Stern. Ein Terroranschlag in Istanbul ereignete sich nur 400 Meter vom Hotel der Gruppe entfernt.

Ein Leben, um jungen Menschen den europäischen Gedanken näher zu bringen: Gregor Schröder aus Bonn ist keine Reise zu weit, um ihnen einen Perspektivwechsel zu ermöglichen. Dafür gründete er einst in Sankt Augustin den Verein „JugendInterkult“. Dieser wurde am Mittwoch mit dem Diplôme d’Honneur ausgezeichnet, einer Würdigung des Wirkens für das Zusammenleben in Europa.

Die Fondation du Mérite Européen, eine luxemburgische Stiftung zur Stärkung der europäischen Werte, sieht in „JugendInterkult“ und insbesondere dem 74-jährigen Schröder einen würdigen Preisträger. Seit Jahren organisiert der Verein Reisen ins europäische Ausland, aber auch den Nahen Osten. Im Fokus steht immer die Begegnung und der kulturelle Austausch mit Einheimischen. Zugleich unterstützt er Hilfsprojekte in über 20 Ländern.

Häufig standen die Fernreisen unter keinem guten Stern

Gregor Schröder war lange Lehrer am Berufskolleg Opladen in Leverkusen und organisierte ab 2009 Schulpatenschaften in Israel und dem Westjordanland. 2011 wurde daraus ein Verein, der zwei Jahre später zu einem Träger der freien Jugendhilfe wurde. „Somit konnten wir Zuschüsse und Fördergelder beantragen“, sagt Schröder.

Ein Mann erhält eine Auszeichnung.

Gregor Schröder, Gründer des Vereins JugendInterkult, erhält von Ingeborg Smith, Mitglied des Verwaltungsrats Fondation du Mérite Européen, den Preis Diplome D'Honneur.

Häufig standen die Fernreisen unter keinem guten Stern. „2016 gab es einen Terroranschlag in Istanbul, 400 Meter von unserem Hotel entfernt. Als AirBerlin pleite ging, saßen wir am Flughafen fest. Und als wir nach Sankt Petersburg reisen wollten, hat Putin die Ukraine angegriffen“, schildert Schröder. Auch den 7. Oktober, als die Hamas Israel angriff, erlebte seine Gruppe, die immer aus Menschen aus ganz Deutschland besteht, vor Ort.

Der 74-Jährige war schon rund 50 Mal in dem jüdischen Staat und den von ihm besetzten Gebieten, er kennt die Blickpunkte dort und weiß, mit welchen Menschen er seine Gruppe zusammenbringt. „Wir besuchen den Propst von Jerusalem, Rabbis, Nichtregierungsorganisationen und die Universität von Bethlehem“, Vermutlich erhält man nirgends einen besseren Eindruck in den Konflikt zwischen Israel und Palästina als an dieser christlichen Hochschule in einem muslimischen Gebiet, das in einem jüdisch geprägten Land liegt.

Fondation du Mérite Européen verlieh Schröder Preis fürs Lebenswerk

Schröder weiß das und will seine Schülerinnen und Schüler auch nach seiner Pensionierung weiterbilden – ohne Partei zu ergreifen in dem Konflikt, den er „verworren“ nennt. „Ich habe schon als Politiklehrer gemerkt, dass die jungen Leute sich verändern und sozialer werden. Und ich habe den Eindruck, dass sie beeinflusst, was sie erleben.“ In seiner Rede bei der Preisverleihung im Haus Lauterbach in Birlinghoven warnte Schröder vor einem Rechtsruck bei der Europawahl am 9. Juni.

„Die Demokratie muss von uns Bürgerinnen und Bürgern immer wieder aufs Neue verteidigt werden.“ Schlagworte wie „Remigration“, die Verharmlosung der russischen Aggression und Diktaturen, die Diskriminierung von Minderheiten stünden im Gegensatz zu den europäischen Werten.

Die Fondation du Mérite Européen verlieh Schröder mit dem Diplôme d’Honneur auch einen Preis für sein Lebenswerk. „Das kann man schon so sagen, ich mache das schon einige Zeit“, sagt dieser. „Die Demokratie ist nicht selbstverständlich und in Europa in Gefahr. Es müssen sich mehr junge Leute für sie einsetzen, sie müssen sich in Parteien und Vereinen engagieren.“ Er sehe es als seine Aufgabe an, sie auf diesem Weg zu begleiten. „Wenn wir uns nicht um die Jugend kümmern, dann sind wir verloren“, sagt Schröder, der ausgezeichnete Europäer.