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Kleingartenanlage in MendenGuter Dünger kommt von nebenan

Lesezeit 4 Minuten

Oskar Schmoll hat zusammen mit Egon Herrmann gleich neben der Anlage eine Weide gepachtet. Dort grasen schottische Hochlandrinder.

Sankt Augustin – Das arbeitsreiche Schrebergartenjahr neigt sich dem Ende. Der Herbst ist die Zeit der letzten Ernte. In fast allen liebevoll gepflegten Beeten der Anlage in Menden ist noch Gemüse zu entdecken. Vereinzelte Salatköpfe, jede Menge Bohnen, Zucchini, Paprika und auch noch prächtige Tomaten in einigen Gewächshäusern.

„Der nasse Sommer hat uns allerdings Probleme gebracht“, erklärt Vereinsvorsitzender Detlef Huesmann. Er zeigt auf zahlreiche verdorrte Tomaten ohne Schutzdach in den Gärten. Durch die Nässe haben diese wärmeliebenden Pflanzen einen Pilz bekommen. Jetzt sehen sie wie ausgetrocknet aus, die Früchte sind braun. Wenn es nur wenig regnet, dann reicht Schutz von oben.

In diesem Jahr prasselte das Wasser aber unaufhörlich von allen Seiten auf die Pflanzen. Nur geschlossene Gewächshäuser boten ausreichend Schutz. „Dafür war und ist die Pflaumen-, Apfel- und Birnenernte gut“, sagt Detlef Huesmann. Man sieht es an den Bäumen in der Anlage: Auch die wenigen Feigenbäume hängen voller Früchte. Allerdings werden die nie so süß wie in ihren Heimatländern. „Bei uns ist es einfach zu kalt“, sagt der Vorsitzende.

Michael Düsterdich hat noch eine letzte Reihe mit Radieschen in seinem Garten. „Auch die haben durch die Nässe gelitten“, so der 67-Jährige. Er zieht eine Pflanze aus dem Boden. Das rote Radieschen ist aufgeplatzt. „Macht nichts“, sagt der Hobbygärtner, „es schmeckt trotzdem gut.“

Matthias Rausch ist einige Parzellen weiter mit Abrissarbeiten beschäftigt. Der 26-Jährige hat schon einige Haufen mit alten Bretten und gebrochenen Plastikteilen aufgestapelt. Seine Schwester hat den Garten vor einigen Monaten übernommen. Jetzt wird er umgestaltet. Er hilft ihr tatkräftig dabei. „Wenn Parzellen den Besitzer wechseln, dann kann jeder seinem Garten eine individuelle Noten geben“, erklärt Huesmann. „Das ist in unserer Anlage gar kein Problem.“

Oskar Schmoll ist stellvertretender Vereinsvorsitzender. Er hat zusammen mit Egon Herrmann gleich neben der Anlage eine Weide gepachtet. Dort grasen gemütlich schottische Hochlandrinder. Insgesamt neun Tiere haben die beiden. So kann Oskar Schmoll problemlos von seiner Laube aus in wenigen Minuten zu seinem Vieh auf fremdem Terrain gehen – ohne gegen die Regeln der Kleingärtner zu verstoßen, die Viehhaltung in der Anlage untersagen. Und der Mist der Rinder ist bei seinen Nachbarn in der Anlage begehrt als Dünger. „Blaukorn oder anderes chemisches Zeug brauchen wir hier nicht“, erklärt Oskar Schmoll zufrieden. „Die Rinder liefern genug Dünger für alle“. Seit fünf Jahren wird die Zucht betrieben.

Wilfried Wüstenberg hat seinen Garten seit 1980. Er hat bei der Erstellung der Anlage selbst mit angepackt. Stolz zeigt er auf seine blauen Stangenbohnen. „Die Ernte ist allerdings nicht so prächtig wie sonst“, erklärt er, „die Wühlmäuse haben die Wurzeln angeknabbert.“ Der 69-Jährige wohnt, wie fast eigentlich alle hier, in einer Etagenwohnung und nutzt den Garten zusammen mit seiner Frau zur Erholung in der Freizeit.

Sumpfgebiet mit saurem Boden

Im Garten von Helga und Axel Lüdecke fallen sofort prächtige Blumen ins Auge. Ein Frosch springt vom Teichrand aus aufgeregt ins Wasser. In einer Ecke versteckt steht ein kleines Holzhaus. Dort wohnt schon seit Jahren ein munterer Igel. Er streift nachts durch die Gärten, auf der Suche nach Schnecken und ist eigentlich fast allen Nachbarn der Parzelle persönlich bekannt.

Der Verein wurde im Jahr 1977 gegründet, 1980 begannen die Aufbauarbeiten. „Damals war das hier ein Sumpfgebiet mit saurem Boden, das keiner wollte“, erinnert sich Detlef Huesmann. „Die Stadt hat uns das 15 600 Quadratmeter große Areal gerne zur Verfügung gestellt“.

Es gab viel zu tun in den ersten Jahren. So sanken nicht nur einmal Betonpfoten über Nacht im Morast ein, Muttererde für die Gartenparzellen musste mühevoll aufgeschüttet werden. „Heute würden wir allerdings einen anderen Platz suchen“, sagt der Vereinsvorsitzende rückblickend, „denn hier im Sumpfgebiet war ein Biotop. Nur gab es damals ein anderes Umweltverständnis in der Gesellschaft“.

Von den Gründungsmitgliedern sind noch ein Drittel im Verein aktiv. Heute sind gut die Hälfte der Kleingärtner Russlanddeutsche, die ihre Parzelle auch zur Erholung nutzen. Kinder hört man ebenfalls des öfteren durch die Anlage toben: Einige junge Familien haben mittlerweile Gartenparzellen gemietet, und zahlreiche Enkelkinder kommen im Sommer auch gerne zu Oma und Opa in die Laube.

In der fünften Folge stellten wir den Kleingartenanlage in Waldfrieden in Siegburg vor.

In der vierten Folge unserer Serie stellten wir den Kleingartenverein in Niederkassel vor.

In der dritten Folge unserer Serie stellten wir den Kleingartenverein in der Troidorfer Maikammer vor.

In der zweiten Folge unserer Serie stellten wir den Kleingartenverein in Hennef-Geistingen vor.

In der ersten Folge unserer Serie stellten wir den „Verein der Gartenfreunde Lohmar“ vor. Alle Berichte gibt es hier zum Nachlesen: