Mit Anglerhut und RennradMann überfällt Tankstelle in Sankt Augustin für Drogen

Lesezeit 2 Minuten
DPA Landgericht Bonn Symbol

Das Bonner Landgericht (Symbolbild) 

Sankt Augustin/Bonn – Der Entzug habe ihn an jenem Morgen furchtbar geplagt, erzählte der einstige Junkie (37) auf der Anklagebank des Bonner Landgerichts. Am 16. August 2020 habe er keine Drogen mehr gehabt, „kein Amphe, kein Gras, kein Koks, vor allem kein Heroin“, berichtete er. Der Mann bettelte seine Mutter um Geld an, aber die Summe, die sie ihm gab, reichte für den Drogenkauf nicht aus; es gab auch keinen Job im Pferdestall, wo er manchmal aushalf.

Am Abend beschloss er schließlich, eine Tankstelle zu überfallen. Er steckte ein Küchenmesser in den Rucksack, setzte seinen blauen Anglerhut auf und schwang sich auf sein weiß-silbernes Rennrad. Gegen 22 Uhr klopfte er an die Hintertür der BFT-Tankstelle an der Siegstraße in Sankt Augustin. „Das ist ein Überfall“, sagte er und zeigte das Messer.

Angeklagter legt vor Gericht umfassendes Geständnis ab

Vor dem Bonner Landgericht legte der 37-Jährige nun ein umfassendes Geständnis ab. Die Staatsanwältin warf ihm besonders schweren Raub sowie räuberische Erpressung vor. „Das war eine beschissene Idee von mir,“ räumte der Angeklagte ein. Pünktlich zur Schließung der Tankstelle sei er vorgefahren; als der Mitarbeiter die Hintertür öffnete, um den Müll zu entsorgen, habe er seinen Fuß dazwischen gestellt, den Mann zurückgedrängt und Geld gefordert. Der 21 Jahre alte Mitarbeiter nahm zwei mit Wechselgeld vorbereitete Kassen-Schubladen und schüttete ihm den Inhalt, 650 Euro, in den Rucksack. Danach ließ der Täter sich noch ein Päckchen Zigaretten geben.

Beim Abschied bereits habe er „dem Menschen gesagt, dass es mir leid tut“, erklärte der Angeklagte. Dann habe er seinen Dealer angerufen und die nächsten Tage großzügig konsumiert, „bis ich wieder blank war“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Vier Monate lang fahndete die Polizei nach dem Tankstellenräuber, bis er festgenommen werden konnte. Der Verdacht war schnell auf den 37-Jährigen gefallen, denn Anglerhut und Rennrad waren Markenzeichen des polizeibekannten Mannes. Bei seiner Festnahme wurden die auffälligen Utensilien beschlagnahmt. Er hatte außerdem die Hose an, die er beim Überfall getragen hatte.

Wegen Drogendelikten ist der Angeklagte vielfach vorbestraft; bereits 2001 erhielt er die erste Jugendstrafe. Als er 2008 erneut verurteilt wurde, war er fünf Jahre auf der Flucht. „Das war eine schöne Zeit. Ich habe als Dealer gearbeitet und war richtig fit, weil ich ständig mit Rennrad unterwegs war.“

Heute träume er davon, den Führerschein zu machen und eine Familie zu gründen. Darauf wird er wohl noch etwas warten müssen, denn die Strafe für den bewaffneten Raubüberfall wird voraussichtlich nicht klein ausfallen.

KStA abonnieren