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Bäckermeister Profittlich hört nach 50 Jahren aufBrotrezepte aus Sankt Augustin leben in Japan weiter

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Bäckergesellin Saeko Haratake vor den Broten nach deutschen Rezept, die sie in Japan verkauft.

Bäckergesellin Saeko Haratake vor den Broten nach deutschen Rezept, die sie in Japan verkauft.

Saeko Haratake backt in ihrer Bäckerei in Fukuoka knuspriges Brot nach den Originalrezepten aus Sankt Augustin. 

„Es ist sehr schade, dass der Chef seinen Betrieb schließen wird“, so Saeko Haratake in ihrer Nachricht an die Redaktion. Ein wenige wehmütig mache sie das schon. Als 25-Jährige legte die Japanerin im Jahr 2007 im Rhein-Sieg-Kreis ihre Prüfung als Bäckerin mit Bestnoten ab. Gelernt hatte sie bei Stephan Profittlich in Niederpleis. Der erinnert sich noch sehr gut an die „junge Dame“. Sie sei fleißig und gewesen und hätte viel Engagement gezeigt.

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung ging Haratake wieder zurück nach Japan in ihre Heimatstadt Fukuoka. Dort eröffnete sie eine eigene Bäckerei. Knuspriges Brot nach deutschen Rezepten liegt dort in den Regalen. „Es verkauft sich gut“, so Haratake. In Japan kommt eigentlich hauptsächlich Shokupan auf dem Tisch. Das leicht süßliche Milchbrot wird getoastet oder als Sandwich gegessen. Mit ihren Rezepten aus Deutschland ist Haratake dort etwas ganz Besonderes.  

Das Pleistaler Brot gibt es weltweit nur in Sankt Augustin-Niederpleis und in Fukuoka in Japan

Besonders das Pleistaler nach Geheimrezept von Bäckermeister Profittlich verkaufe sich sehr gut. „Diese Sorte Brot gibt es weltweit nur in Sankt Augustin und in Fukuoka zu kaufen“, berichtet sie stolz. Im Jahr 2019 hatte Haratke ihre Bachwaren sogar noch einmal in Deutschland prüfen lassen und die Note „Sehr gut“ dafür bekommen. Darauf ist sie besonders stolz. Die Urkunde hängt in ihrem Laden.

Brote nach Rezepten von Stephan Profittlich aus Sankt Augustin-Niederpleis werden in Japan verkauft.

Brote nach Rezepten von Stephan Profittlich aus Sankt Augustin-Niederpleis werden in Japan verkauft.

Und da die Bäckerin ihr Handwerk versteht, hatte sie gleich noch das Mehrkornbrot hell, das Reine Roggenkastenbrot, das Walnußbrot, das Weizenmischbrot, den Frankenlaib und das Sonnenblumenkernbrot aus ihrem Ofen testen lassen. Auch diese Sorten bekamen vom Deutschen Brotinstitut in Berlin die Note „Sehr gut“, wie Professor Thomas Becker auf der Urkunde mit seiner Unterschrift bestätigt. 

Für die Menschen in Niederpleis gehörte die Bäckerei von Profittlich immer zum Ort dazu. „Mein Uroma Anna war die erste Kundin im Geschäft nach der Eröffnung, meine Mutter und jetzt auch mein Mann sind der Bäckerei treu geblieben“, berichtet Ortsvorsteher René Puffe. Wenn am Sonntag, 28. September 2025, der letzte Öffnungstag ist, will er auf jeden Fall eine letztes Pleistaler kaufen.

Puffe hat gehört, dass an der Stelle an der Hauptstraße 47 wieder eine Bäckerei aufmachen wird. Das Haus solle umgebaut und umfangreich modernisiert werden. Dort wo heute noch die Backstube ist, solle ein Ladenlokal mit großer Glasfront die Kunden zum Verweilen einladen. „Noch ist aber nichts offiziell“, so Puffe.

Die Profittlichs kennen sich seit Generationen mit dem Bäcker- und Konditorhandwerk aus. 1892 wurde in Rhöndorf das erste Geschäft unter diesem Namen gegründet. Nur ein Sohn konnte immer in der Linie den elterlichen Betrieb übernehmen. So wurde 1956 das Geschäft an der Hauptstraße in Niederpleis von Stephan Profittlich als weiterem Sohn gegründet. 1971 musste die Backstube erweitert werden. Im September 1975 übernahm Stephan Profittlich als Meister die Verantwortung für den Betrieb, den er dann 50 Jahre lang führte.