Historische EisenbahnkartenPläne der Bröltalbahn digitalisiert und öffentlich gemacht

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Archiv der Bröltalbahn digitalisiert
Carsten Gussmann, Ulrich Clees, Franz-Peter Dahl, Michael Korn

Das Archiv der Bröltalbahn digitalisiert Carsten Gussmann, Ulrich Clees, Franz-Peter Dahl, Michael Korn

2500 Pläne der Bröltalbahn sind digitalisiert worden und durch das Internet nun öffentlich zugänglich für alle.

„Das ist ein Knaller-Bestand.“ Michael Korn ist die Begeisterung anzumerken, wenn er von den Unterlagen der Bröltalbahn spricht, die seit einiger Zeit in dem von ihm geleiteten Sankt Augustiner Stadtarchiv lagern. Dass er die Lagepläne und Zeichnungen von Gebäuden, Skizzen von Fahrzeugen und mehrere Dampflok-Betriebsbücher jetzt sogar digitalisiert frei zugänglich präsentieren kann, ist für ihn ein weiterer Höhepunkt. Korn, Asbachs Ortsbürgermeister Franz-Peter Dahl sowie Carsten Gussmann und Ulrich Clees vom Museum der Schmalspurbahn stellten das Projekt gemeinsam vor.

Zufallsfunde von Dachböden machten das Projekt möglich

Ein zentrales Archiv der als „Brölthaler Eisenbahn“ gegründeten, späteren Rhein-Sieg Eisenbahn gebe es nicht, erklärte Gussmann, der die Geschichte der ältesten öffentlichen Deutschen Schmalspurbahn seit mehr als 40 Jahren erforscht. Bis 1967 habe vieles geordnet im Archivkeller des Firmensitzes in Bonn-Beuel gelegen. Weil die Auflösung der Firma unmittelbar bevorstand, seien die Bestände bei einem Rheinhochwasser nicht mehr wie bei ähnlichen Anlässen zuvor akribisch gesichert worden, hat der Mitbegründer des Museums in Asbach erfahren.

Die nassen Akten gingen für die Nachwelt endgültig verloren. So waren es am Ende vor allem Zufallsfunde von Dachböden, die den Forschern in die Hände fielen. Sie wurden bisher im Asbacher Museum gelagert. Weitere Akten warteten im Landesarchiv NRW in Duisburg und im Siegburger Kreisarchiv noch auf die digitale Erschließung.

Ein Hennefer Arzt habe ebenfalls in den 60er Jahren in einer Nacht- und Nebel-Aktion Akten aus der dortigen Verwaltungsstelle der Rhein-Sieg-Eisenbahn in seinen VW Käfer geladen, berichtete Ulrich Clees. Der besagte Arzt, Bernhard Jordan, hatte seine Aktenbestände schon vor einigen Jahren dem Museum übergeben. Was Jordan in jener Nacht in Hennef nicht mehr sichern konnte, wurde mit dem Gebäude schon einen Tag später von der Planierraupe erfasst.

Bröltalbahn spielte bis zu ihrer Stilllegung wichtige Rolle für heutiges Sankt Augustin

Ulrich Clees hat sich am einstigen Endbahnhof der Bröltalbahn im oberbergischen Waldbröl schon als Kind für deren Geschichte interessiert und Kontakte zu damals noch lebenden Zeitzeugen aufgenommen. Mit Carsten Gussmann gab er 2019 das Buch „Die Rhein-Sieg-Eisenbahn“ heraus, an dem Gussmann zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Wolfgang Clößner gearbeitet hatte.

Gussmann und Clößner gehören zu den Gründern des Schmalspurbahn-Museums in Asbach, das der dortige Ortsbürgermeister Dahl als touristischen Anziehungspunkt weiterentwickeln möchte. Manch wertvolles Archivstück hatten auch Besucher des Museums von zuhause mitgebracht.

Die Ende der 60er Jahre endgültig stillgelegte Schmalspurbahn – auf der Stammstrecke im Bröltal fuhr sie nur bis 1954 – habe in der heutigen Stadt Sankt Augustin eine wichtige Rolle gespielt. Daher habe sich das Stadtarchiv für die Unterlagen interessiert, erklärte Korn. Sie nicht nur als Originale sorgsam für die nächsten 400 Jahre aufzubewahren, sondern stattdessen digital öffentlich zugänglich zu halten, betrachte er als originäre Aufgabe eines öffentlichen Archivs, betonte Korn.

Noch, so bedauerte Ulrich Clees, seien nicht alle Archive so offen. Einige hätten die Sorge, Urheberrechte zu verletzen, wenn sie Kopien von uralten Zeichnungen herausgäben.

Fotoarchiv des Museums soll ebenfalls öffentlich zugänglich gemacht werden

Finanziert über das Bundesprogramm „Neustart Kultur“ sind die Skizzen und Pläne professionell eingescannt worden. Sie seien über den Kreis der Eisenbahnhistoriker hinaus interessant, wies Clees anhand der Zeichnung eines Waggons nach.

Der sei von der Hennefer Eisengießerei Philipp Löhe für die Bröltalbahn nicht nur an der Sieg geplant, sondern auch gebaut worden. Ein spannendes Detail für die Industrie- und Firmengeschichte an der Sieg. „Wir wissen nicht, wer einmal etwas braucht“, sagt Clees. Daher stehe der Bestand der Bröltalbahn wie eine Fundgrube für alle Interessenten offen. Auch für ambitionierte Modellbahner finden sich in den Beständen brauchbare Zeichnungen.

Für eine Veröffentlichung vorbereitet wird von Gussmann und Clees zurzeit auch das Fotoarchiv des Museums. „Wir müssen für jedes Foto die Urheberrechte klären“, berichtet Clees. Öffentlich zugänglich sind die rund 2500 Dokumente des Archivs der Bröltalbahn über die Seite der Stadt Sankt Augustin. sankt-augustin.de/stadtarchiv

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