StadtgeschichteKolpingsverein in Sankt Augustin feiert 100-jähriges Bestehen

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Mitglieder der Kolpingsfamilie Menden unternahmen 1949 eine Wallfahrt zum Grab Adolph Kolpings in Köln. Hier stehen sie vor einer Kirchenruine in Köln.

Mitglieder der Kolpingsfamilie Menden unternahmen 1949 eine Wallfahrt zum Grab Adolph Kolpings in Köln.

Die Repression des NS-Regimes brachten das Vereinsleben nach 1933 zum Erliegen. Doch 1947 konstituierte sich die Kolpingsfamilie neu.

Der Jünglingsverein in Menden war die Keimzelle zur Gründung des dortigen Kolpingsvereines am 24. Dezember 1923. Etwa 30 befreundete Männer fühlten sich für diese Vereinigung zu alt und suchten nach einer neuen geselligen Heimat. Peter Höfer berichtet in der Schriftreihe „Beiträge zur Stadtgeschichte“ über dieses Ereignis.

Das ungewöhnliche Datum führt dazu, dass die Kolpingsfamilie nun ihr Jubiläum erst am 19. März 2024 im 101. Jahr des Bestehens feiert. Damals wurde der Heilige Abend nicht zu den Feiertagen gezählt. Bis etwa in die Mitte des 20. Jahrhunderts feierte man die Weihnacht erst am 25. und 26. Dezember in der Kirche und in den Familien.

Kolpingverein ging 1923 aus Jünglingsvererin hervor

Die Gründung sprach sich herum, und 102 Männer machten mit. Die meisten von ihnen waren bei den Klöckner-Mannstaedt-Werken beschäftigt. Der Gesellenverein wuchs rasch und wurde zu einem besonders aktiven Teil des Mendener Gemeindelebens. Er engagierte sich in der kirchlichen und gesellschaftlichen Bildungsarbeit, betrieb ein reges Vereinsleben mit Theateraufführungen, Wanderungen, sportlichen Aktivitäten.

Während der Weltwirtschaftskrise organisierte er Anfang der 30er Jahre für die zahlreichen Arbeitslosen Fortbildungen wie Schreinerkurse durch den Kolpingbruder und Schreinermeister Felder. „Im September 1933 wurde reichseinheitlich für alle katholischen Gesellenvereine der Name Kolpingsfamilie eingeführt“, berichtet der frühere Geschichtslehrer Erich Pötz, Beisitzer im heutigen Vorstand. 

Frauen wurden im Jahr 1964 erstmals Mitglieder in der Kolpingsfamilie in Sankt Augustin 

Die Repressionsmaßnahmen des totalitären NS-Regimes brachten das offizielle Vereinsleben nach 1933 zum Erliegen. Es beschränkte sich auf private Kontakte. Doch schon 1947 konstituierte sich die Kolpingsfamilie in Menden neu und zählte trotz der vielen im Krieg gefallenen, noch vermissten oder in Kriegsgefangenschaft befindlichen jungen Männern am Jahresende wieder 34 Mitglieder. Im November 1964 wurde erstmals Frauen die Mitgliedschaft und wenig später auch der Zugang zu Vorstandsämtern ermöglicht, lange bevor dies auf Verbandsebene geschah.

Bunt verkleidet präsentiert sich die Theatergruppe der Kolpingsfamilie im Jahr 1950 ihrem Publikum.

Hier präsentiert sich die eigene Theatergruppe der Kolpingsfamilie im Jahr 1950 ihrem Publikum.

Gemeinsame Fahrten in die Eifel, Wanderungen und viele andere gesellige Veranstaltungen standen auf dem Programm. Die Teilnahme am Karneval seit 1951 gehörte dazu, sogar mit eigenem Wagen beim Zug. Eine Theatergruppe sorgte nicht nur bei Mitgliedern für Kurzweil. Doch die Gesellschaft veränderte sich. Die Einführung des neuen Mediums Fernsehen ab 1952 sowie des Zweiten Deutschen Fernsehens ab 1963 blieb nicht ohne Einfluss auf die Besucherzahlen an den Kolpingabenden, wie Höfer in seinem Beitrag erzählt. Immer weniger Mitglieder kamen zu den regelmäßigen Treffen. 

Kolpingsfamilie in Sankt Augustin unterstützte einen Priester der Steyler Missionare auf der Insel Bali

Durch den Kontakt zu den Steyler Missionaren beschloss die Kolpingsfamilie, den Priesternachwuchs finanziell zu unterstützen. Frater Josef Seeberger wurde am 18. Dezember 1965 zum Priester geweiht und ging nach Bali in die Mission. Er berichtete später, dass er sich auf der „Insel der Götter“ (Bali) an die klimatischen Verhältnisse gewöhnen und vor allem die drei Dialekte lernen musste, aus denen die balinesische Sprache bestehe. Seeberger verließ Bali im Mai 1972, die Kolpingsfamilie unterstützte die Mission weiter bis ins Jahr 1973. 

2002 fusionierte die Mendener Kolpingsfamilie mit Mülldorf, die 1957 gegründet worden war. Seit 2004 führen beide den gemeinsamen Namen Kolpingsfamilie Sankt Augustin, um zu signalisieren, dass „wir für alle offenstehen, die sich mit der Idee Adolph Kolpings identifizieren“, sagt der heutige Vorsitzende Kunibert Krenz. Der 86-Jährige berichtet im Gespräch mit der Redaktion, dass der Verein unter den Kontaktbeschränkungen während der Coronazeit gelitten habe. 61 Mitglieder hat die Kolpingfamilie im Januar 2024. Um das Jahr 2000 waren es rund 150.

Mitglieder des Vorstandes der Kolpingsfamilie Sankt Augustin blättern in einem Aktenordner, um die Feier zum 100-jährigen Bestehen vorzubereiten. Mit dabei sind Bernd Walterscheid, Kunibert Krenz und Erich Plötz.

Mitglieder des Vorstandes der Kolpingsfamilie Sankt Augustin bereiten die Feier zum 100-jährigen Bestehen vor: Bernd Walterscheid, Kunibert Krenz und Erich Plötz (v.l.)

„Die Idee des geselligen Zusammenseins von Menschen mit christlichem Glauben hat sich durch den Wandel in der Gesellschaft geändert“, berichtet Bernd Walterscheid, stellvertretender Vorsitzender. Das habe sich auch auf die Mitgliederzahlen ausgewirkt. Es sei heute schwer, Jugendliche für diese Ideen zu begeistern. Doch es gebe noch immer monatliche Treffen.

Am 22. Juni 2024 gibt es Hintergründe zum Wandteppich der Kirche Sankt Maria Königin in Sankt Augustin

So hat Erich Plötz, Beisitzer im aktuellen Vorstand und ehemaliger Geschichtslehrer am Gymnasium Zum Altenforst in Troisdorf, anlässlich der Jubiläumsfeier am Dienstag, 19. März, einen Vortrag zur Geschichte des Vereines ausgearbeitet. Er wird nach der Messe um 18.30 Uhr in der Pfarrkirche Sankt Augustinus in Menden bei einer abschließenden kleinen Feier im Pfarrheim Alte Burg in der Nähe der Kirche gezeigt. 

Und nicht nur das: Der 74-Jährige hat sich mit der Geschichte der Kirchenbauten in Sankt Augustin befasst. Am Samstag, 22. Juni 2024, um 17.30 berichtet der 74-Jährige in der Kirche Sankt Maria Königin, unter anderem, was es mit dem Wandteppich dort auf sich hat. Weitere Kirchen folgen. Auch eine spirituelle Wanderung im Klostergarten der Steyler Missionare könnte wiederholt werden. Wer Interesse hat, mitzumachen, kann den Vorsitzenden Kunibert Krenz anrufen: 02241/337885.          

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