Digitalisierung in Sankt AugustinPlanung mit Ringbuch und bunten Kärtchen

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Sankt Augustin Beate Holl leitet die Caritaspfllegestation in Sankt Augustin; ein mehrere Seiten umfassendes Papier ist die Informationssammlung.

Sankt Augustin – „Pflegeplanung vor der Einführung des Computers?“ Da musste auch Beate Holl überlegen. „Wie war das denn noch?“ Die Leiterin der Caritas-Pflegestation in Sankt Augustin grub in ihren Erinnerungen an die frühere Dienst- und Tourenplanung in den Caritas-Pflegestationen. Längst hat der Computer dort Einzug gehalten, im Jahr 2007 wurde das alte analoge System abgelöst.

„Ich kenne die Kartentafeln noch aus der Mitarbeitersicht“, erzählt Beate Holl: An einer Stecktafel hatte jede Pflegekraft ihre Touren. Jeder Patientin, jedem Patienten waren je nach Wochentag farbige Kärtchen zugeordnet, die für die zu erledigenden Aufgaben standen.

„Grundpflege war rot, Insulinspritzen oder Verbandswechsel gelb.“ Auch blaue und grüne Kärtchen gab es. „Wie soll ich das bloß hinkriegen?“, sorgte sich Beate Holl, damals stellvertretende Leiterin der Pflegestation Troisdorf, als eine Urlaubsvertretung der Chefin anstand. Und sie war sehr froh, dass noch just vor diesem Einsatz die EDV Einzug hielt.

In jedem Dienstwagen ein Stadtplan

Damals planten alle Pflegekräfte ihre Touren selbst. „Die kannten ihre Patienten“, alle Dienstwagen waren mit einem Stadtplan ausgestattet. „Da hat man sich noch gar keine Gedanken über Wirtschaftlichkeit gemacht.“ Flexibilität galt auch in der Vertretungsplanung: Während der Dienstbesprechung wurden die vom Urlaub einer Kollegin betroffenen Patienten verteilt. „Es wundert mich bis heute, dass da niemand vergessen wurde“, gesteht Beate Holl. Namen von Menschen, die sie damals betreute, hat sie aber auch heute noch im Kopf.

Stets im Gepäck war ein dickes Ringbuch, in dem die persönlichen Daten der Patienten hinterlegt waren. „Nicht der Tourenplaner, sondern der Kopf“ bestimmte den täglichen Weg. Heute schlägt der Computer einen möglichst kurzen Dienstweg vor und achtet darauf, dass die Arbeitszeiten nicht überschritten werden.

Informationen auf Knopfdruck

Ein mobiles System, das auf Knopfdruck alle wichtigen Informationen bereitstellt, hat das Ringbuch abgelöst. Zudem wird jeder Besuch bei einem Patienten mit den Zeiten von Eintreffen und Abfahrt erfasst. Gleichwohl betont die Pflegedienstleitung auch heute noch: „Ich will nicht, dass die Mitarbeiterinnen durch ihre Touren hetzen.“

Bis heute ist die Pflege „so hochwertig wie in den 80er Jahren“, betont Beate Holl. Nach wie vor versuchten die Pflegekräfte, auf individuelle Wünsche einzugehen: Wer morgens nicht so schnell in die Gänge kommt, wird nach Möglichkeit nicht schon um 7 Uhr besucht. Dass früher mehr Zeit für Gespräche blieb, liegt vor allem daran, dass die Verpflichtung zur Dokumentation erheblich gewachsen ist.

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„Früher musste man sich um vieles nicht kümmern“, sagt Beate Holl. Zehn bis 15 Formulare pro Patient sind heute auszufüllen, wo es früher nur ein bis zwei Blätter waren: Pflegeplanung und Risikoerfassung, eine Informationssammlung, die auch nach dem Erstgespräch stets aktualisiert wird. „Es ist mehr Papier geworden“ – vom papierlosen Büro ist die Pflegedienstleiterin auch im digitalen Zeitalter weit entfernt.

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